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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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lächelte, nunmehr selbst zum Diebstahl verführt. »Wo wollen wir das feiern?«
    »Auf dem Pferdemarkt, denke ich.« Arithon warf seinem Bruder das Silber zu. »Oder war das etwa jemand anderes, den ich vorhin auf der Straße über den Schlamm habe fluchen hören?«
    Lysaer ging nicht auf den spöttischen Kommentar ein. Nachdenklich betastete er die fremdartigen Münzen in dem Säckchen und sagte: »In dieser Stadt muß es eine Menge Soldaten geben, oder die Menschen sind ungewöhnlich ehrlich, wenn ein Mann betäubt am Boden liegen kann, ohne ausgeraubt zu werden.«
    Arithon ging an einer eingesunkenen Türschwelle vorbei.
    »Unser Prophet hat seine Habe nicht ungeschützt bei sich getragen.«
    Lysaers Finger schlossen sich um die Münzen, die sich plötzlich furchtbar kalt anfühlten. »Zauber?«
    »Nur einer«, entgegnete Arithon ohne eine Spur der Selbstgefälligkeit. »Aber nach seiner nachlässigen Anwendung zu urteilen, ist Dakar in der Stadt wohl bekannt.«
    »Als Schüler eines Zauberers?« Lysaer schob den Beutel unter sein Wams, während sie an einer Weberei vorbeischritten. Stoffmuster hingen in Streifen an dem Türpfosten, die Tür selbst jedoch war fest verschlossen, und weit und breit waren keine Kunden zu sehen.
    »Eher schon als ein Mann, der jedem Dummkopf, der verzweifelt genug wäre, ihn zu berauben, die Haut von den Fingern ziehen würde.«
    Als sie sich dem Ende der Straße näherten, fragte sich Lysaer allmählich, ob er jemals mit dem geheimnistuerischen Verhalten von Magiern zurechtkommen würde. Ein Blick auf den Platz jenseits der Straße offenbarte ihnen, daß die Aktivitäten in dem Viertel nahe den Toren der Stadt ungewöhnlich gedämpft gewesen waren. Der Herbstmarkt von Westende war das Zentrum eines großen Festes. Alle Stände, die üblicherweise auf dem Fischmarkt aufgestellt wurden, standen nun hier und waren über und über mit Bannern und Girlanden behangen. Zäune erstreckten sich zwischen ihnen und pferchten auf jedem Stückchen unbebauter Fläche Pferde aller Größen und Farben ein. Beschimpft von den Damen und angestachelt von einem zahnlosen alten Fiedler, der etwas spielte, was in Westende wohl als Tanzmusik gelten mochte, rannten junge Bengel in Fischerhemden über jedes freie Stückchen Boden. In Arithons Ohren klang die Musik jedoch, als müßte das Instrument dringend gestimmt werden.
    Seit dem Vorfall mit dem Wursthändler wachsam geworden, blieben die Brüder einen Augenblick stehen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Von zwei Schaustellerzwergen abgesehen, die für ein paar Münzen mit Bällen jonglierten, schien das Volk auf dem Markt aus der üblichen Mischung von Fischern, Handwerkern und Bäuerinnen auf vollbeladenen Wagen zu bestehen. Die Kunden, die sich zwischen den Ständen drängten, waren nicht besonders edel gekleidet, die meisten waren sauber, und die Soldaten mit ihren Schwertgurten und der Lederrüstung schienen mehr an einer weinseligen Unterhaltung mit den Händlern interessiert zu sein, denn an der Überprüfung irgendwelcher Fremder. Trotzdem behielt Arithon einen Arm unter seinem Mantel, als die Brüder sich vorwärts drängten, die Hand stets am Knauf seines Schwertes. Kaum auf dem Markt, wurden sie auch schon von einem Bäckerskind angesprochen, doch obwohl sie seit dem Morgengrauen nichts gegessen hatten, stand den Halbbrüdern nicht der Sinn nach gezuckerten Feigen, selbst dann nicht, wenn sie aus der Hand eines freundlich lächelnden Mädchens kamen. Lysaer ging mit einem kurzen Kopfschütteln weiter, und Arithon folgte ihm wortlos an einem Metzgerstand und einem mit allerlei eingelegten Kräutern vollgehäuften Ochsenkarren vorbei. Dahinter stießen sie auf ein altes Weib inmitten unzähliger Kisten mit eingekochtem Obst. An einem Pfosten neben ihrem Stuhl waren einige Pferde mit glänzendem Fell vertäut.
    Lysaer und Arithon schoben sich neben sie, um die Tiere zu begutachten. Ganz in der Nähe versank ein Bauer in einem Schaffell knöcheltief in einer Strohschicht, die verdächtig nach Fisch vom Vortag roch, und verhandelte lautstark mit einem hakennasigen Burschen in einer fadenscheinigen Leinenhose und einer wundervoll gefärbten Ledertunika, während über ihren Köpfen ein Möwenschwarm gierig seine Kreise zog.
    »Siebzig Ra’el?« Der Bauer kratzte sich am Ohr, spuckte aus und protestierte lebhaft. »Für so’n Klepper? Das is’n unverschämter Preis. Wenn das unser Stadtregent erfährt, wird er deinen Clan nächstes Jahr

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