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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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verkauft wurden. Unter einem Vordach aus Leder stand ein rundlicher alter Mann mit strohigem Haar und einer bemerkenswert hübschen Tochter. Über einem verbeulten Kohleofen hingen Nahrungsmittel im Rauch, deren Geruch offenbar reichte, um mögliche Kunden abzuschrecken. Als Lysaer nähertrat, hellte sich das Gesicht des Geschäftsinhabers auf, und er begann einen Singsang anzustimmen, der für fremde Ohren absolut nichtssagend klang.
    Ungefragt wurde ihm eine überladene Gabel mit Wurst unter die Nase gehalten, woraufhin der Prinz seinen Blick von dem Mädchen löste und ein freundliches Lächeln aufsetzte. »Ich bin nicht hungrig. Ich suche jemanden, der mir den Weg weisen könnte. Vielleicht wäre Eure charmante Tochter oder Ihr selbst so freundlich?«
    Der Mann schlug mit der Faust auf den Verkaufstisch, wobei er eine volle Holzschüssel mit Suppe zum Schwanken brachte. Heiße Flüssigkeit spritzte in alle Richtungen. Wie eine zustoßende Schlange schoß die Gabel auf ihn zu. Nur seine vom Schwertkampf geschulten Reflexe ermöglichten es dem verblüfften Prinzen, rechtzeitig zurückzuweichen.
    »Bei Ath, ich werd ihn gleich hier aufspießen«, heulte der Wursthändler. »Wagt es der verschlagene, dreckige Abschaum durch unsere Straßen zu rennen, als würden sie ihm gehören!«
    Zornroten Gesichtes sprang das Mädchen vor und packte den angespannten Arm ihres Vaters mit ihren rissigen Händen. »Zurück zum Pferdemarkt, Barbar! Ein bißchen schnell, ehe der Wachtmeister noch aufmerksam wird.«
    Lysaer setzte zu einer passenden Entgegnung an, doch Arithon schob sich geschwind wie ein Dieb dazwischen. Er fing die hin und her schwingende Gabel des Wursthändlers ab und warf dem Mädchen einen harten Blick zu. »Wir wollten Euch nicht beleidigen, aber wir haben uns verirrt.«
    Der Händler zerrte an seiner Gabel, rutschte aber ab. Arithon rammte die schmierigen Zinken in den klapperigen Verkaufstisch. Trotz der Blicke der Passanten faltete er seine, für das sonnenlose Klima ungewöhnlich braunen Arme vor der Brust und wartete.
    Das Mädchen beruhigte sich zuerst. »Geht durch die Weberstraße, aber wehe euch, wenn ihr gelogen habt.«
    Lysaer holte Luft und setzte zu einer Antwort an, doch Arithon schob ihn mit Gewalt in die angegebene Richtung. Bleich vor Zorn brach die Wut aus dem Prinzen hervor. »Bei Ath, was ist das für ein Ort, an dem ein Mann einem Mädchen kein Kompliment machen kann, ohne dafür aufs Übelste beleidigt zu werden?«
    »Muß an deinen Manieren liegen«, konterte der Herr der Schatten.
    »Manieren!« Lysaer blieb wie angewurzelt stehen und starrte seinen Halbbruder wütend an. »Benehme ich mich etwa flegelhaft?«
    »Für mich nicht.« Arithon ging zielstrebig weiter, und Lysaer erinnerte sich angesichts der fremdartig geschnitzten Türen und dem sonderbaren Anblick all der Fremden daran, daß er nicht länger Thronerbe eines Königreiches war. Also schluckte er seinen Stolz hinunter und folgte seinem Halbbruder.
    »Was meinten die mit ’Barbaren’?« fragte er laut, während sie an dem stinkenden Karren eines Köderhändlers vorbei in eine Straße einbogen, über der ein goldenes Schild auf einem großen Weberschiffchen prangte.
    Arithon antwortete nicht. Er war stehengeblieben, um einen schnarchenden Mann im Rinnstein anzustoßen, der wie ein Bettler aussah. Der Mann rollte auf den Rücken, einen Arm über das Gesicht gelegt. Der Rest von ihm war mit Müll und Kartoffelschalen bedeckt, als wäre er gemeinsam mit den Abfällen einer großen Küche in die Gosse geworfen worden.
    Wieder einigermaßen beruhigt, stutzte Lysaer gleich zweimal. »Dakar?«
    »Kein anderer.« Arithon blickte ihn mit wilden, feurigen Augen an. »Welch ein Glück für arme Sünder, wir sind gesegnet.«
    »Ich weiß wirklich nicht, warum.« Lysaer drängte sich nervös näher an ihn heran, vor allem, um die Tatsache zu verschleiern, daß sein Halbbruder sich niedergekniet hatte und nun systematisch die unordentlichen Falten von Dakars Kleidern durchwühlte. »Man wird dich in Ketten legen und wegen Diebstahls brandmarken.«
    Arithon ignorierte ihn. Mit beinahe herablassender Unbekümmertheit schob er eine Hand unter den Saum von Dakars Tunika und betastete seine wohlgepolsterte Leibesmitte. Der Wahnsinnige Prophet war noch immer komatös. Nach einem kurzen Moment der Suche stieß Arithon einen triumphierenden Laut aus und erhob sich, einen schweren Sack voller Münzen in der Hand.
    »Oh, du diebischer Pirat.« Lysaer

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