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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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gefallen sind, leben die Barbaren als Nomaden. Sie züchten Pferde im Weideland von Pasyvier und bleiben meistens unter sich. Die Städter trauen ihnen nicht, weil ihre Vorfahren einst Westende regiert haben.«
    Sie überquerten die moosbewachsene Brücke über den Melorfluß, während Arithons Stute trippelte, bockte und spielerisch schnaubte. Vor der Aufmerksamkeit des Herrn der Schatten durch die Mätzchen des Pferdes geschützt, fügte Asandir hinzu: »Es gibt eine tiefverwurzelte Erbfeindschaft und viele Vorurteile auf beiden Seiten. Wegen Eurem Akzent seid Ihr von den Städtern für Angehörige einer wenig beliebten Volksgruppe gehalten worden. Als ich Euch bat, im Wald zu warten, wollte ich vermeiden, daß Ihr in gefährliche Mißverständnisse verwickelt werdet.«
    Lysaer holte Luft, um weitere Fragen zu stellen, doch der Zauberer kam ihm zuvor. »Teir’s’Ilessid«, sagte er, womit er sich eines Ausdrucks der alten Sprache bediente, den der Prinz nicht verstehen konnte. »Es gibt bessere Zeiten für Fragen, und ich verspreche Euch, daß Ihr alle Antworten erhalten werdet, die Ihr benötigt. Jetzt aber ist es wichtig für uns, Abstand zwischen uns und die Stadt zu bringen, ehe es dunkel wird. Die Barbaren sind nicht dumm, und die Menschen, die Euch gesehen haben, werden reden. Das aber könnte ein Interesse wecken, das uns zu diesem Zeitpunkt nicht gelegen kommt.«
    Lysaer dachte über seine Worte nach, wobei er mit den Händen nervös mit der seidigen Mähne seines Pferdes spielte. Seit dem Verlust seines Erbrechtes seiner selbst nicht mehr sicher, betrachtete er nachdenklich die trostlose, fremdartige Landschaft und unterdrückte ein Lächeln, als er sah, wie sein Halbbruder sich mit der flatterhaften, wirrköpfigen Stute von einer Befehlsverweigerung zur nächsten vorkämpfte.
    Das stete Klappern der Hufe überlagerte zunächst das Stöhnen Dakars, der allmählich wieder zu Bewußtsein kam. Bald wurden seine Klagelaute von Obszönitäten abgelöst, die jedoch auch keine Beachtung fanden. Erst ein wütendes Aufheulen aus voller Kehle veranlaßte die Reisegruppe zu einem jähen Halt.
    Ein Blick zurück zeigte den Männern, daß das Unbehagen des Wahnsinnigen Propheten nicht allein auf seinen Kater zurückzuführen war: Noch immer auf dem Sattel festgebunden, zappelte Dakar mit rotangelaufenem Gesicht wie ein Fisch auf dem Trockenen, was daran liegen mochte, daß sich sein Mantel irgendwie um seinen Hals geschlungen hatte und ihn zu erwürgen drohte.
    »Iyats«, sagte Asandir knapp, doch seine Lippen verzogen sich zu einem Ausdruck unverwechselbaren Vergnügens. »Die Bevölkerung hierzulande bezeichnet sie zumeist als Dämonen.«
    Dakar verdrehte Kopf und Augen und würgte mit der gehinderten Entschlossenheit eines Mannes, der mit dem Gesicht nach unten auf einen Pferderücken gefesselt ist, hervor: »Ihr habt das geplant.«
    Besessen von einem in Athera heimischen Energiewesen, spannte sich der Mantel unerbittlich enger um seine Kehle. Die fülligen Wangen des Wahnsinnigen Propheten wechselten von roter zu violetter Farbe. »Bei allen Qualen von Sithaer, wollt Ihr einfach nur zusehen, wie ich ersticke?«
    Asandir zügelte seinen Rappen und näherte sich Dakar vollkommen gelassen. »Ich habe dir immer wieder gesagt, du sollst deine Gefühle zügeln, wenn du es mit Iyats zu tun hast. Deine Aufregung treibt sie nur dazu, noch mehr Unheil anzurichten.«
    Dakar keuchte und krächzte in der erstickenden Stoffülle: »Netter Vorschlag, aber Ihr seid nicht derjenige, der angegriffen wird.«
    Als hätte allein sein Sarkasmus eine Veränderung herbeigeführt, erschlaffte der Mantel plötzlich. Der Aufschrei, den Dakar gleich nach seinem ersten gierigen Atemzug ausstieß, wandelte sich zu einem Lachen, als sich eine sonderbare Lache vom Boden abhob, aufwärts glitt und schließlich unsicher mitten in der Luft hängenblieb.
    Während Lysaer und Arithon die Vorgänge staunend verfolgten, betrachtete Asandir gelassen die schäumende, schmutzige Flüssigkeit, die auf seinen Kopf mit dem silbernen Haar zu fließen drohte. Ohne eine Miene zu verziehen, hob er die Hand, schloß die Finger und senkte dann seine Faust in die Höhe seiner Knie. Wie von einer unsichtbaren Kraft gezogen, folgte die von dem Iyat gebundene Flüssigkeit. Dann streckte der Magier plötzlich die Finger aus, die Flüssigkeit verlor ihren Zusammenhalt und explodierte in einem Hagel schmutziger Tropfen.
    Völlig durchnäßt infolge dieses Ausgangs der

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