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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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magische Wahrnehmung etwas zeigen, das sentimentale Gefühle in ihm wachrief.
    Sie passierten aufrecht stehende Monolithen, deren eingeritzte Muster so ausgewaschen waren, daß sie unter der Schicht aus dunstfeuchten Flechten kaum mehr zu sehen waren. Als Asandir sah, mit welchem Interesse Arithon dennoch die Schnitzereien betrachtete, rang er sich zu einer Erklärung durch. »In einer längst vergangenen Zeit haben sich Wesen um diesen Wald gekümmert, die nicht menschlich waren. In Einklang mit jenen Rhythmen, die Land und Erde an Aths Harmonie binden, ließen sie diese Steine zurück, die darüber Auskunft geben sollten, welchen Boden und welche Bäume die Menschen nutzen durften, und was zur steten Erneuerung der Mysterien unangetastet bleiben mußten. Damals gehörte der Schutz heiligen Bodens zu den Aufgaben der Hohekönige. Weiden und Felder wurden nur dann beschnitten, wenn die Erde sie entbehren konnte. Nun aber ist dieses Wissen selten geworden. Der Name jener Wächter, die hier gelebt haben, bedeutete in der alten Sprache soviel wie Riesen.« Aber die großen, freundlichen Wesen, die Asandir hernach beschrieb, waren offensichtlich vielmehr ein Volk von Zentauren.
    Als Lysaer sich erkundigte, was aus ihnen geworden war, schüttelte der Zauberer nur bekümmert den Kopf. »Die letzten der Ilitharis Paravianer verschwanden von hier, als Desh-Thiere das Sonnenlicht geschluckt hat. Nicht einmal Sethvir auf dem Althainturm weiß, wohin sie gegangen sind. Athera leidet sehr unter ihrem Verlust, und unsere letzte Hoffnung, ihr Schicksal ändern zu können, liegt in der Vernichtung des Nebelgeistes.«
    Dakar wandte den Blick ab und versicherte sich mit einem Wink der Aufmerksamkeit Lysaers. »Kein Wunder, daß die alten Rassen diese Gegend verlassen haben. Keine Tavernen, kein Bier, und tropfnasse Bäume sind wirklich keine angenehme Gesellschaft.« Überdrüssig des Regens und der Nächte am Feuer, gebettet auf feuchten Boden, konnte der ehemalige Prinz ihm seinen Groll beinahe nachfühlen. Er teilte Dakars Mißtrauen in bezug auf die Existenz von Asandirs Wagenzug und war recht überrascht, als sie plötzlich einen Flüchtling am Wegesrand entdeckten.
    Der Mann war in leuchtende, scharlachrote Kleider gehüllt, die ihm jede Möglichkeit raubten, sich der Aufmerksamkeit der näherkommenden Reiter zu entziehen. Troddeln zierten den Saum seines Hemdes, von denen eine sich in einem Wildrosenstrauch verfing und sogleich die Aufmerksamkeit Asandirs auf sich zog. Er zügelte sein Roß und bemühte sich darum, den Fremden zu beruhigen. »Wir sind Reisende, keine Banditen. Warum teilt Ihr nicht das Lager mit uns, wenn Ihr allein seid?«
    »In dieser Frage hatte ich leider keine Wahl«, antwortete der Mann verdrossen. Er sprach schnell und mit einem Dialekt, dessen Klang nicht gar so schnarrend wie die zuvor gehörte Abart in Westende war. Groß und kräftig, mit einem äußerst stümperhaft aussehenden Gepäckbündel, trat er hinter dem moosbewachsenen Stamm einer Eiche hervor. »Ein angeblich ehrbarer Wagenführer hat mich gerade um mein Pferd erleichtert. Wie es scheint, hat mich das Glück verlassen.« Er näherte sich mit vorsichtigen Schritten, die den Verdacht nährten, daß seine Stiefel ihm Blasen verursacht hatten. Seine Hand, die mit weiß hervortretenden Knöcheln den Griff seines Schwertes umspannt hielt, verriet das Mißtrauen hinter seinem freundlichen Auftreten.
    »Wenn Ihr mit uns mithalten könnt, so dürft Ihr Euch uns gern anschließen«, bot ihm Asandir an.
    Dakar studierte das sonderbar geformte Gepäck des Mannes und war der erste, der die Berufung des Mannes erkannte.
    »Ihr seid ein Minnesänger!« brach es voller Überraschung aus ihm hervor. »Beim Rad des Schicksals, Mann, warum irrt Ihr durch die Wildnis, wenn Ihr doch ebensogut ganz gemütlich in einer Taverne sitzen und Eure Kunst darbieten könntet?«
    Der Mann antwortete nicht. Asandir nahm ihn nun, da er nahe genug war, seine Züge zu erkennen, in Anspruch. »Ich kenne Euch«, murmelte er leicht erschrocken. Er schob die Kapuze des Mannes zurück, und ein Schwall welliger Haare ergoß sich über seinen Kragen. Darunter kam ein Antlitz zum Vorschein, das aus einem Netzwerk an Lachfalten zu bestehen schien. Bartstoppeln zierten seine untere Gesichtshälfte, und seine haselnußfarbenen Augen hatten trotz der purpurroten Schwellungen auf Wange und Stirn einen fröhlichen Glanz.
    Wie ein Peitschenschlag durchbrach Asandirs Stimme die Stille des

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