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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Waldes. »Ath in seiner Gnade, was sind das nur für Zeiten. Wer in diesem Land hat es gewagt, einen freien Sänger zu mißhandeln?«
    Peinlich berührt tastete der Minnesänger nach den wunden Stellen in seinem Gesicht. »Ich sang die falsche Ballade. Ich hätte es besser wissen müssen, nachdem man mich schon mit Steinwürfen aus einem Gasthaus an der Küste vertrieben hat. Geschichten aus den alten Königreichen erfreuen sich in der Nähe der Stadtregenten keiner großen Beliebtheit.« Er stieß einen Seufzer stoischer Gelassenheit aus. »Dieses letzte Lied kostete mich mein Pferd.«
    Asandir warf Arithon einen interessierten Blick zu. Wenn es für ihn ein Argument geben konnte, sich die Verantwortung für die Wiederherstellung von Sonnenschein und Harmonie in diesem Land auf die Schultern zu laden, so mochte es dieses Leid sein, das er als Musikant verstand. Noch ehe er sich diesem Punkt eingehender widmen konnte, begann der Minnesänger, von einer Mischung aus Schüchternheit und Erregung getrieben, zu singen.
    »Dämonenjäger wie noch keiner war, graue Augen, weißes Haar, schlägt des Schicksals Stürme wacker, Asandir, der Königsmacher.«
    »Und du«, fügte der Minnesänger an Dakar gewandt mit theatralischer Gestik hinzu, »mußt der Wahnsinnige Prophet sein.«
    Asandir, dem die plötzliches Wachsamkeit hinter Arithons schweigsamer Zurückhaltung nicht entgangen war, entgegnete: »Ich will deine machtvolle Beobachtungsgabe nicht abstreiten, Felirin, der Scharlachrote. Trotzdem möchte ich dich dringend bitten, mehr Vorsicht walten zu lassen, ehe du deine Gedanken so offen aussprichst. Während der letzten Erntezeit wurden in Karfael Unschuldige auf dem Scheiterhaufen verbrannt, weil sie im Verdacht gestanden hatten, einem Zauberer Obdach gewährt zu haben.«
    »Ich habe davon gehört«, antwortete der Barde achselzuckend. »Aber ich habe mein Repertoire bei den Barbaren gelernt, und etwas von ihrer Wildheit ist auf mich übergegangen.« Er sah auf, und sein geschwollenes Gesicht strahlte vor Interesse. »Es muß gute Gründe dafür geben, wenn ein Bruderschaftszauberer auf den Handelsstraßen reist.« Sein Blick wanderte zu den beiden Halbbrüdern, die mit Asandir reisten.
    Dakar öffnete den Mund, wurde jedoch sogleich von Asandir zum Schweigen gebracht, der sagte: »Dies ist nicht die Zeit, Gerüchte in die Tavernen zu tragen. Außerdem: Sollte ich von einem anderen Weg nach Camris Kenntnis haben, außer der Straße durch die Tornirgipfel?«
    Felirin verstand die Warnung, darum packte er sein Bündel und wollte soeben dem Zauberer folgen, dessen Rappe bereits wieder unterwegs war, als Arithon plötzlich von seinem Pferd abstieg und dem Mann die Zügel der Stute reichte.
    »Ihr habt Blasen an den Füßen«, sagte er. »Und ich habe mir die Lenden wundgeritten. Ein Nachmittag auf meinen eigenen Füßen wird mir sicher nicht schaden.«
    Dakar wußte, daß Arithon log. In seinem Gesicht erkannte er eine verborgene Entschlossenheit, doch die grünen Augen des Herrn der Schatten behielten ihre Geheimnisse für sich.

 
Die Gipfel von Tornir
     
    Der Barde hielt sich während der nächsten Tage ihrer Reise stets abseits der anderen. Dakar linderte seinen persönlichen Kummer, indem er allabendlich um Trinklieder bettelte, dadurch erinnerten die Lagerfeuer im östlichen Teil des Westwaldes mehr und mehr an eine Hafenspelunke und schlugen mit ihrem Lärm mehr als nur einen nächtlichen Räuber hungrig in die Flucht. Wenn Dakar schließlich zu heiser war, seine Wünsche zu äußern, dann wandte sich der Barde seinem Repertoire alter Balladen zu, die von der Zeit vor dem Nebelgeist erzählten. Als er gefragt wurde, gab er zu, nicht an die Sonne zu glauben, wie die Barbaren in den Wäldern es taten; doch die Sagen und Legenden faszinierten ihn, und er sammelte die alten Geschichten aus reinem Wissensdurst. Niemand konnte bestreiten, daß die Melodien zu diesen Geschichten von einer lyrischen Komplexität waren, einem Tanz auf Bund und Saiten entsprach, dessen Beherrschung ein Musiker sein ganzes Leben unterordnen mochte. Als die Berge steiler wurden, und die schneidenden Höhenwinde die Reisenden zwangen, sich näher an das Feuer zu kauern, bemerkte Felirin mehr als nur einmal, wie Arithon die Bewegungen seiner Hände studierte, wann immer er musizierte. Nachdem Arithon mehrere Tage lang allen Fragen geschickt ausgewichen war, schien seine Fixierung auf die Lyranthe der einzig verbliebene Ansatzpunkt zu sein. Von

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