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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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packte noch fester zu. »Wie könnt Ihr nur so ein seltenes Talent leichtfertig verschwenden? Könnt Ihr Euer wahres Los nicht annehmen?«
    Grüne Augen blitzten auf. Nur Lysaer erkannte, daß Arithon Luft zu einer Entgegnung holte, die ähnlich bösartig ausgefallen wäre, wie die bei seiner Verhandlung vor dem Rat von Amroth. Dann aber flackerte etwas wie Verwirrung hinter seinen Augen auf, und der Herr der Schatten wandte den Blick ab. Sanft befreite er sich von den Fingern des Barden. »Daelion allein bewegt das Rad, und er läßt uns nicht immer die Wahl.«
    Entschlossen sich zurückzuziehen, erhob sich Arithon und entging gerade noch Asandir, der von seinem Kontrollgang bei den Pferden zurückkehrte.
    Verwundert wandte sich der Barde an den Zauberer. »Was meint der Bursche damit?«
    Asandir ließ sich auf den Holzscheit sinken, den Arithon eben erst freigemacht hatte, und legte sich seinen dunklen Umhang über die Knie. »Er meint, daß dies eine schwere Zeit für uns alle ist, mein Freund. Arithon ist begabt, daran kann kein Zweifel bestehen. Dennoch darf die Musik nicht seine erste Wahl sein.«
    Dakar wandte hoffnungsfroh ein, daß ein paar Lieder die übelsten Enttäuschungen des Lebens zu lindern vermochten, doch keiner der anderen beachtete ihn. Niemandem war in diesem Augenblick nach Leichtherzigkeit zumute. Felirin verließ das Lagerfeuer, um seine Lyranthe einzupacken, woraufhin auch der niedergeschmetterte Prophet sich zurückzog. Nur Lysaer rührte sich nicht. Er war sich der Härte hinter Asandirs Schweigsamkeit bewußt, während er, von dem windgepeitschten Feuer zu seinen Füßen kaum erwärmt, an die Reaktion seines Halbbruders auf eine unsensible Frage zurückdachte. »Jedenfalls werde ich nicht nach Karthan zurückkehren«, hatte Arithon gesagt, ohne weiter auf das Thema eingehen zu wollen. Die Entdeckung des heutigen Abends hatte ihm einen weiteren Eindruck von dem Elend vermittelt, das der Ruf nach heroischer Heldenehre niemals zu lindern vermochte. Manche Männer hatten keinen Sinn für die Möglichkeiten von Macht und Berühmtheit, und die Herausforderung, den Nebelgeist zu vernichten, die Lysaers Leben einen neuen Sinn verliehen hatte, war für Arithon Fluch und Kummer zugleich, mußte er ihr doch seine hingebungsvolle Liebe zur Musik unterordnen.
     
    Der Morgen brach an. Dick vermummt stemmte sich die Reisegruppe gegen den Wind, der in den Wipfeln der Bäume am Fuße der Tornirgipfel heulte. Die Dichte der großen Bäume des Westwaldes nahm ab, während sich die Straße durch das kahler werdende Vorgebirge wand, dessen Felsenwipfel sich oberhalb der Wasserrinnen erhoben. Während der Nacht war Schneeregen niedergegangen, und das Schieferpflaster war stellenweise vereist und sogar dann gefährlich, wenn man zu Fuß unterwegs war. Arithon führte seine nervöse Stute am Zügel, Lysaer ging ebenfalls zu Fuß neben ihm her, während Felirin im Sattel des braunen Wallachs saß.
    Die Kälte und die triste Landschaft waren wenig geeignet, die Stimmung der Reisenden zu heben. Auf Dakars unbezwingbare Zunge hatte dies allerdings keinerlei Auswirkungen. »Ein verfluchter Dieb seid Ihr, Felirin. Ich bin sicher, daß Ihr Euch bei dieser Wette in der letzten Nacht gegen mich verbündet habt.«
    Der Barde drehte sich im Sattel um und überprüfte zum dritten Mal, seit er aufgestiegen war, die Stricke, mit denen seine Lyranthe am Sattel vertäut war. Noch immer enttäuscht über Arithons Zurückhaltung, entgegnete er brüsk: »Vergeßt die Wette. Bezahlt mir einfach nur ein Bier, wenn wir Erdane erreicht haben.«
    »Ja, so spricht ein schuldbewußter Mann«, rief der Wahnsinnige Prophet aus. Mit Tritten trieb er seinen Schecken voran und veranlaßte die Stute zu einem zurückscheuenden Tänzeln, als er an ihr vorbei zu Arithon ritt. »Habt Ihr geplant, Euch den Gewinn zu teilen?«
    Arithon, den seine scheuende Stute beinahe zu Boden gerissen hätte, lachte nur. »Wozu denn? Soweit ich mich erinnere, hatte ich keine Wettmanipulationen nötig, um an das Silber an Eurem Gürtel zu kommen.«
    Bei der Erwähnung seines Fehltrittes auf den Straßen von Westende lief Dakar purpurrot an. Über seinen Sattelknauf gebeugt sprach er so leise, daß nur Arithon ihn hören konnte. »Dafür werdet Ihr bezahlen.«
    »Meint Ihr?« Arithon brachte die Stute wieder unter Kontrolle, indem er sie am Ohr kraulte und von ihrer Furcht ablenkte. Als sie sich beruhigt hatte, gab er ihr einen sanften Klaps und murmelte etwas

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