Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
Vom Netzwerk:
einer kurzen Handbewegung des dunkelhaarigen Mannes im Feuerschein eines fallenden Holzscheites inspiriert, hörte Felirin mitten in der Strophe zu spielen auf und rieb sich die Finger an seinem Wams. »Verdammtes Wetter«, sagte er.
    Wie vorauszusehen, begann Dakar zu jammern. »Ihr könnt noch nicht aufhören, Felirin, nicht jetzt schon. Lieber wollen wir bei einem falschen Ton erstarren, als unsere Nüchternheit in Stille zu ertragen.«
    Der Barde gab vor zu gähnen, um sein Lächeln zu verbergen. »Arithon spielt«, sagte er schlau und schlug vor: »Warum bittet Ihr ihn nicht um das nächste Lied?«
    »Arithon?« Dakar blickte erstaunt. »Musik?« Er schaute sich im Lager um. Da Asandir gerade nicht zugegen war, ließ er sich zu einem verschwörerischen Getuschel hinreißen. »Ich wette, das kann er nicht.«
    Felirin betrachtete Arithon aus den Augenwinkeln und stellte fest, wie aufmerksam er geworden war. Lysaer setzte sich auf und beobachtete die Vorgänge interessiert. »Wieviel wollt Ihr setzen?« fragte der Barde.
    Der Wahnsinnige Prophet strich mit den Händen über seinen Geldbeutel. »Zehn Royal, das Doppelte, wenn ich mich irre.«
    Felirin kicherte leise. Noch immer lächelnd reichte er dem Mann zu seiner Linken das Instrument. »Seid mir gefällig. Spielt für uns.«
    Arithon lächelte ebenfalls. »Ich könnte Eure Meisterschaft allenfalls mit meinem Unvermögen unterstreichen«, drohte er. Doch Felirins Plan war überlegt. Nach Tagen unwidersprochener Provokationen nahm Arithon bereitwillig die Gelegenheit wahr, seinerseits Dakar zu demütigen.
    Seine Bewegungen drückten eine unübersehbare Ehrfurcht aus, als er das Instrument an seine Schulter hob. Probeweise ließ Arithon seine Finger über die Saiten gleiten und erzeugte einen Schauer geübter Harmonien. Er fand eine verstimmte Saite und korrigierte den Klang sauber und präzise. Als er aufsah, lachten seine Augen.
    Dakar murmelte einen beißenden Kommentar über mundfaule Wegelagerer, die einen Kameraden um sein Silber betrogen, wogegen sich Lysaer mit jeglichen Bemerkungen zurückhielt. Felirin aber beglückwünschte sich schweigend selbst zu seiner wunderbaren Intuitionsgabe. Dann begann Arithon zu spielen, und alle drei verloren sich in den Klängen des Instrumentes.
    Die ersten Akkorde schallten mit einer geradezu fesselnden Energie über das Lagerfeuer. Schnell hatte Arithon die Natur des Instrumentes erfaßt, und seine Eröffnung ging in eine mitreißende Melodie über, während seine Finger von Dur nach Moll die Saiten anschlugen. Da aber dachte längst niemand mehr daran, daß diese Magie aus nichts anderem als gegenseitiger Mißgunst und einer Wette entsprungen war.
    Verloren in tiefer Konzentration erkannte Felirin, welch wertvollen Reichtum er entdeckt hatte. Wer immer Arithon sein mochte, wo er herkam oder warum er einen Zauberer auf seiner Reise begleitete, er war mit dem natürlichen Talent begnadet, Musik lebendig werden zu lassen. Es gab einige Rohheiten in seinem Fingerspiel, einige Unsicherheiten, die mit Übung geglättet werden konnten, doch mit der richtigen Anleitung würden auch die kleinen Ungeschicklichkeiten überwunden werden können. Seiner Stimme mangelte es noch an Erfahrung und Gleichmäßigkeit, doch trotz all dieser kleinen Mängel erkannte der Barde die noch ungeschliffene Brillanz seines Spiels. Gemeinsam mit Lysaer und Dakar ließ auch er sich von der Unbequemlichkeit des Lagers auf den freien Flug der Gefühle mitnehmen, während Arithon ihnen die Geschichte zweier Liebender darbrachte, die sich wie ein Juwel im Feuerschein zu entfalten schien. Am Ende brachte Arithon die Saiten zum Schweigen, und der Zauber brach.
    »Junger Mann«, forderte der Barde. »Spielt uns noch eine Weise.«
    Arithon aber schüttelte den Kopf. »Kassiert Euren Gewinn von Dakar.« Falls er Bedauern empfand, so verbarg es sich ungesehen hinter seinen unbewegten Zügen, während er dem Minnesänger sein Instrument zurückgab. »Eure Lyranthe ist hervorragend. Sie spielt sich ganz von allein.«
    »Das ist Unsinn!« Herausfordernder, als er es eigentlich beabsichtigt hatte, streckte Felirin den Arm aus und packte einen Zipfel von Arithons Gewand. Unter seinem Griff fühlte er, wie das Handgelenk des jungen Mannes zitterte. Um zu beschwichtigen, was er für Hemmungen hielt, sagte der Barde: »Ihr seid begabt genug, in die Lehre zu gehen.«
    Arithon schüttelte erneut den Kopf und wollte sich aus dem Griff des Barden befreien, doch Felirin

Weitere Kostenlose Bücher