Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten
über schlampige Zauberbanne.
Dakar zog sich frustriert zurück.
»Du hast ihn anscheinend zum Schweigen gebracht«, bemerkte Lysaer lächelnd. »Ath sei Dank, ich konnte das Gerede kaum noch ertragen.«
Doch auch dieser freundliche Kommentar vermochte den Herrn der Schatten nicht zu erwärmen. Während er in Schulterhöhe neben seiner Stute ging, wünschte er sich sehnlichst, er könnte eine Stunde allein sein, um sich seinen sorgenvollen Gedanken zu widmen. Neben ihm entwickelte sich derweil ein spöttelndes Gespräch zwischen Lysaer und Felirin, dessen Zielscheibe Dakar war.
Dann umrundete die Reisegruppe eine Biegung unter einem überhängenden Felsen, und das Gespräch verstummte abrupt. Von der Anhöhe über ihnen hörte man lautes, hastiges Trappeln von Hufen. Im Nebel näherte sich ein Pferd in gestrecktem Galopp, der dazu angetan war, es übel zu Fall zu bringen. Der Braune blähte seine Nüstern und wieherte laut.
»Bleibt stehen!« rief Asandir.
Im nächsten Augenblick raste ein reiterloser grauer Hengst mit donnernden Hufen in ihr Blickfeld. Seine abgerissenen Zügel flatterten hinter ihm her, als er den Berg hinunterrannte. Schaum stand vor seinem Maul, und nackte Angst spiegelte sich in seinen Augen. Blut tropfte von der schmutzigen, rauchdunklen Mähne des Tieres. Dakars Schecke roch es zuerst. Er wirbelte herum und versuchte, auszuschlagen. Arithon stieß wahrhaft eindrucksvolle Flüche aus und kämpfte darum, seine scheuende Stute im Zaum zu halten; Lysaer sprang eilends herbei, um ihn zu unterstützen.
Felirin erkannte das entflohene Roß. »Hey, dieses Pferd gehört einem der Gardesoldaten, die den Wagenzug begleitet haben!«
Von den Tieren schien nur Asandirs Rappe immun gegen die Aufregung zu sein. Unter der Führung des Zauberers trabte er absolut gelassen herbei und blockierte die Straße. Das reiterlose Tier lief näher und kam schließlich mit scharrenden Hufen zum Stehen. Mit hochgestelltem Schwanz rollte es schweratmend die weißumrandeten Augen. Asandir stieg langsam von seinem Pferd. Er streckte die Hand aus und sprach ein Wort, woraufhin das verängstigte Tier sich zu beruhigen schien. Dann, ohne weiter auf seinen Rappen zu achten, näherte sich der Zauberer dem Hengst und griff ohne Umstände nach den Zügeln des Tieres.
»Vielleicht sollte er eine Weile Arithons Stute reiten«, schlug Lysaer vor, doch niemand schien ihm zuzuhören.
Dakar waren die Frechheiten vergangen, und Felirin zeigte deutliche Furcht. Als Asandir mit dem Rappen und dem grauen Hengst zurückkehrte, konnten sie alle die flache, aber weit aufklaffende Wunde am Hals des Tieres sehen. Tiefere Wunden waren ihm durch das Leder des Sattels hindurch beigebracht worden, doch das Blut auf der Sitzfläche stammte nicht von dem Pferd.
»Daelion, Herr des Schicksals!« rief Lysaer aus. »Welche Art Raubtier kann das getan haben?«
»Das wollt Ihr bestimmt nicht wissen«, sagte Felirin. Mit lauter Stimme rief er Asandir zu: »Es sind Khadrims im Paß, richtig?«
»Ich fürchte, ja.« Der Zauberer brachte beide Pferde zum Stehen. Mit flinken Fingern entfernte er die Zügel von seinem Rappen und schnallte sie dem Hengst um. Dann schnitt er die losen Enden der abgerissenen Zügel ab und bot dem Barden das Pferd zum Reiten. »Ich möchte, daß jeder von uns im Sattel sitzt.«
Diese Aufforderung schloß auch Arithon mit ein, der die Zügel über den Kopf seiner Stute warf und aufstieg, während Felirin von Lysaers Braunem glitt und sich des grauen Hengstes annahm. Der Barde bat erfolgreich darum, die Lyranthe dort lassen zu dürfen, wo sie war, da er wenig Sinn darin erkennen konnte, einem fremden Pferd eine ungewohnte Last aufzubürden. »Dies war der Hengst eines Gardekapitäns«, sagte der Barde kläglich, während er die Riemen seinen langen Beinen anpaßte. »Das Tier ist sicher sehr gewandt, schließlich wurde es für den Schlachteinsatz trainiert, aber sein Sattel ist für einen Mann mit schmalen Hüften angefertigt worden, und das bißchen, was die Khadrim von der Polsterung übriggelassen haben, hat der Wind davongeweht.«
»Ja, ja, setzt Euch nur zu schwungvoll auf einen Gardesattel, und schon singt Ihr Sopran«, kommentierte Dakar selbstgefällig.
Der Barde warf ihm einen finsteren Blick zu und tupfte die noch feuchten Blutflecken ab, ehe er in den Steigbügel stieg und sich auf den Rücken des Pferdes schwang. »Wenn dieser Tag zu Ende ist, dann werde ich froh sein, wenn ich nur ein wundes Hinterteil zu
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