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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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beklagen habe.« Er ergriff die Zügel und wandte sich an Asandir. »Ich gehe davon aus, daß wir verrückt genug sein werden, weiterzureiten, statt umzukehren.«
    Der Zauberer nickte. Für einen kurzen Moment schaute er die beiden Halbbrüder prüfend an. »Es könnte gefährlich werden, aber das Risiko können wir eingehen, wenn niemand von uns den Kopf verliert. Bleibt zusammen, was immer auch geschieht. Arithon, wenn ich es Euch sage, und nur dann, werdet Ihr Euer Schwert ziehen.«
    Der Wahnsinnige Prophet schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. Asandir starrte ihn mit ungläubig geweiteten Augen an. »Dakar! Du Wirrkopf, sag mir jetzt nicht, daß du dein Schwert vergessen hast!«
    »Doch, das habe ich«, entgegnete der Wahnsinnige Prophet mit trotzigem Blick. »Kein Wunder, wenn der Rest von Euch mich um meine Wetteinsätze betrügt.«
    Der Zauberer wandte sich erzürnt ab und stieg auf seinen Rappen. »Erinnere mich daran, mich nie, niemals wieder in der Not auf dein Gedächtnis zu verlassen.« Er bemerkte Arithons Gesichtsausdruck und beantwortete die unausgesprochene Frage, ohne sich umzuwenden. »Mein Junge, Euer Schwert wurde vor über zehn Jahrtausenden speziell für den Krieg gegen die Khadrim geschmiedet.«
    »Krieg?« unterbrach ihn Lysaer. »Dann sind das intelligente Wesen?«
    Arithon hörte Asandirs zustimmende Entgegnung kaum; er ignorierte auch Felirins neugierige Frage und den Knauf des Schwertes in der Scheide an seinem Gürtel. Was ihn auch immer jemals an der Geschichte dieses Erbstückes interessiert hatte, er wäre nie auf den Gedanken gekommen, daß sie so alt sein könnte. Daß er eine Waffe magischer Herkunft besaß, war unbestreitbar, wenngleich das Wissen über ihre Macht unter den Magiern von Dascen Elur über die Jahre verlorengegangen war. Nun aber lastete die Wahrscheinlichkeit, daß dieses Schwert ihn noch stärker an eine Pflicht binden würde, die er nicht übernehmen wollte, wie ein zusätzliches Gewicht auf seinem Herzen.
    Nach dem Verlust seines Standes erschien der Besitz eines so beeindruckenden Talismans Lysaer wie ein großer Reichtum, und Arithon erkannte den unterdrückten Funken des Neides in den blauen Augen seines Halbbruders, doch noch ehe er seinen letzten wahren Besitz seinem Bruder zum Geschenk machen konnte, drangen Asandirs Worte an seine Ohren.
    »Nie könnt Ihr die Klinge weitergeben, es sei denn an einen Erben von Eurem Blute.«
    Arithon fühlte einen innerlichen Protest; es mußte eine Ausnahme von den Worten des Zauberers geben. Doch wie schon zuvor, als Felirin ihn hatte überreden wollen, Musiker zu werden, konnte er das zugrundeliegende Konzept nicht wirklich erfassen. Als er es versuchte, wurden seine Gedanken vage, seine Wahrnehmungen zerfaserten, und seine Orientierung verschwamm.
    Inzwischen hatte er feststellen müssen, daß dieser Zustand schnell vorüberging, wenn er nicht dagegen ankämpfte. Außerdem machte ihm die unzuverlässige Stute schon genug zu schaffen. Dennoch verstärkte jeder dieser Vorfälle sein Mißtrauen gegenüber Asandirs Erklärung. Die Lücken in seinem Gedächtnis waren nicht auf eine natürliche Ursache zurückzuführen. Auch, daß Dakar ihn jedesmal nachdenklich beobachtete, wenn er sich von einem dieser Vorfälle erholte, war Anlaß genug, mißtrauisch zu sein. Arithon vermutete, daß ihm irgend etwas vorenthalten worden war, und er war fest entschlossen, herauszufinden, worum es sich handelte, ehe er in eine Ecke getrieben werden konnte, aus der es kein Entkommen gab.
    Hinter der Biegung, an der sie das durchgegangene Roß eingefangen hatten, wurde die Straße merklich steiler. Die schroffen Klippen zu beiden Seiten führten zu noch zerklüfteteren Hängen, deren hochaufragende Gipfel sich im Nebel verloren. Zwischen Felshängen und Geröll, in dem die Vegetation verzweifelt ihre Wurzeln zu verankern suchte, waren im Norden die ersten, frühen Schneefelder zu erkennen. Nun zeigte auch das Schieferpflaster Spuren des Mißbrauchs durch die Kälte harter Winter, die die Fläche aufgebrochen und tiefe Risse hinterlassen hatten. Vorsichtig bewegten sich die Pferde über den unebenen Grund. Rauch hing in der Luft, und als sie um eine Haarnadelkurve bogen, erkannten sie seinen Ursprung.
    Der Hengst scheute und stieß ein angsterfülltes Wiehern aus. Vor ihnen lagen die Fahrer der rauchenden Überbleibsel von zwei Dutzend Wagen, Männer, die Felirin verstoßen hatten, schmutzigen Lumpen gleich auf der Straße. Menschen,

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