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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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einem Schatten, der sich vollends im Herzen dieser Feuersbrunst verlor.
    Klappernd schlossen sich die Kiefer des Khadrim. Heiße, sengende Luft stieg in einer spiralförmigen Säule aus ölig-schwarzem Rauch auf und verteilte sich unter dem Flügelschlag der schrecklichen Kreatur, während sie kehrtmachte und wieder in den Himmel hinaufschoß.
    Auf der Straße saß Arithon, ärgerlich fluchend, aber unversehrt, inmitten eines verkohlten Karbonkreises auf seiner zitternden Stute, deren Mähne angesengt war.
    Bestürzt brüllte Felirin eine Blasphemie.
    Der Khadrim schlug in der Luft einen Haken und kreischte seine Wut hinaus, während Arithon endlich seine Hand aus den Zügeln befreien konnte und nach seinem Schwert griff.
    Die dunkle Klinge glitt mit einem süßen, kalten Klang aus der Scheide. Von dem Moment an, als die Klinge in der Luft war, empfand Arithon ein unabwendbares Gefühl, gleich einem Lied, gleich einem Verlust, gleich einem absolut harmonischen Läuten, das die Luft vibrieren ließ. In seinen Ohren vernahm er einen Klang, so rein, daß sein Herz einen Sprung tat, und das Schwert in seiner Hand wurde lebendig. Licht glitt über die silbernen Linien der Einlegearbeit, Licht von blendender Intensität.
    Der Khadrim kreischte gepeinigt auf. Wie der Papierdrachen eines Kindes in einem Sturm wurde er zur Seite geschleudert und krachte in einem Wirbel gegen die Gebirgswand. Der gespaltene Schwanz peitschte über den Felsen und riß Stücke der Vegetation aus dem Boden, die gemeinsam mit Kies und Felsbruchstücken den Hang hinunterprasselten. Dann ließ sein Angriff nach, bis er schließlich still lag, ein schwarzgeschupptes, schreckliches Monster, gebettet auf einem Feld aus blutigem Schnee.
    Noch einen kurzen Augenblick flammte das Schwert in Arithons Hand lebhaft auf und glitzerte in dem silbrigen Glanz der Magie. Dann schrumpfte das Phänomen auf ein Glimmen zusammen, ehe es ganz erlosch. Der Herr der Schatten starrte auf den glatten, dunklen Stahl, in den Muster eingearbeitet waren, die plötzlich nichts Vertrautes mehr hatten. Tränen standen in seinen Augen und liefen ihm ungehindert über die Wangen.
    All das Wissen von Rauven hatte ihn darauf nicht vorbereiten können. Arithon hatte die Macht bestaunt, über die Asandir verfügte, doch all die perfekt geschulte Kraft des Zauberers erschien ihm nun nichtig, verglichen mit den Energien, die sich hinter der absoluten Ebenmäßigkeit des gehärteten Stahls verbargen. Arithon hatte schon oft Magie erlebt, doch noch nie zuvor hatte er sich so niedergeschmettert gefühlt, als wäre die Welt plötzlich rauher geworden, düsterer, irgendwie unförmig und fehlerhaft. Der Herr der Schatten starrte die Klinge in seiner Hand an und fühlte sich zerrissen, ohne einen Grund dafür nennen zu können.
    »Die Khadrim sind fort«, rief Asandir und brach die schmerzhafte Stille. »Ihr könnt Eure Waffe wieder einstecken.«
    »Dharkaron, Engel der Rache«, fluchte Felirin mit Fistelstimme. »Wer ist dieser Mann, der unversehrt durch lebendiges Feuer wandelt, und was, bei Sithaer, hat dieses Schwert hervorgebracht?«
    Asandir richtete seinen sanften Blick auf den entsetzlich verstörten Minnesänger. »Er ist Arithon, Herr der Schatten, und wenn Ihr mithelft, die unglückseligen Verstorbenen aus dem Wagenzug zu beerdigen, dann werde ich Euch erklären, was es mit diesem Schwert auf sich hat.«
    Dakar, der Wahnsinnige Prophet, hob die Hand und berührte die Schulter von Arithons Halbruder, der völlig erschüttert war. In ebenso verschwörerischem wie beschwichtigendem Tonfall sagte er: »Lysaer, Ihr müßt nicht gekränkt sein. Euer Tag wird zur rechten Zeit noch kommen.«

 
Die Geschichte von Alithiel
     
    Die fünf Reiter mußten auf ihrem Weg nach Camris keinen zweiten Angriff der Khadrim über sich ergehen lassen. Dennoch bat Asandir Arithon um ihrer aller Sicherheit willen, auf einigen Stücken ihres Weges sein Schwert gezogen zu halten. Die Klinge aber zeigte keinerlei warnendes Leuchten, und schließlich hatten sie den Paß hinter sich gelassen. Die Straße wurde nun wieder ebenmäßiger, und aus den zerklüfteten Klippen wurden Berge. In der Abenddämmerung schlug die Reisegesellschaft endlich ihr Lager in einer Höhle in den weiten Hängen der Tornirgipfel auf.
    Diese Lagerstatt wurde oft von Wagenzügen im Sommer benutzt, und Generationen von Reisenden hatten das Innere der Höhle über die Jahre einigermaßen komfortabel gestaltet. Bänke aus halbierten

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