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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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einfach etwas zu tun, um sich dieser schweren Last großer Namen und Taten zu entziehen, die doch soviel besser bei den Geistern längst vergessener Helden aufgehoben war. Dennoch verlangten ihm die ruhenden Kräfte in dem Schwert Respekt ab; er konnte sich nicht aufraffen, die Erzählung zu unterbrechen.
    Auch wenn Asandir Arithons Unbehagen bemerkt haben mochte, hielt er dennoch nichts zurück.
    »Der Prinz in jenen Tagen war vom Volke der Sonnenkinder und folglich nur eine Spanne groß. Das Schwert reichte ihm beinahe bis zum Kinn. Für festliche Anlässe hatte er sich eine Schulterscheide anfertigen lassen, und so trug er die traditionelle Königswaffe zum Gedenken an den Tod ihres Vorbesitzers. Später wurde Alithiel an das Geschlecht der Perhedral weitergegeben. Auch sie waren Sonnenkinder und damit nicht groß genug, diese Waffe zu führen. Als König Enastir kinderlos verstarb, forderte der Teir’s’Perhedral die Herrschaft für sich. Da nun ein anderes Schwert die Krone begleitete, wurde Alithiel unter den Schätzen des Königreiches verwahrt, bis ein neuerlicher Aufstand der Khadrim den Frieden bedrohte. Im folgenden Krieg führte ein Lord der Zentauren die Klinge, doch in seinen gewaltigen Händen wirkte sie wie ein Spielzeug. Später wechselte das Schwert Alithiel erneut den Besitzer und wurde nun Eigentum eines Cousins des Königs durch dessen Eheschließung. Seine Nachfahren gaben es schließlich an Cianor weiter, dem die Ehre eines Sonnenherrschers zuteil wurde.«
    Felirin kannte wenigstens ein Dutzend Balladen, die die lange Herrschaft der Sonnenherrscher priesen.
    Asandir lächelte. »Vielleicht wird die Erinnerung an jene Tage ewig lebendig bleiben, obwohl der Sonnenherrscher Cianor kaum mehr geleistet hat, als Besitzer des Schwertes zu sein. Im Jahre 2545 des Zweiten Zeitalters übernahm er die paravianische Krone und, wie andere vor ihm, das Recht, die Königsklinge zu führen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Alithiel bereits einen Beinamen erhalten: Dael Farenn oder Königsmacher, denn drei Träger des Schwertes hatten den Thron geerbt.
    Doch auch, wenn das Schwert seinem Träger die Herrschaft brachte, war sein Besitz nicht eben hochgeschätzt. Die ungewöhnliche Größe der Waffe machte ihre Führung zu einer Qual, und obwohl die verbliebenen Schwerter von Isaer unter den Paravianern sehr begehrt waren, wollte doch keiner von ihnen eine Klinge führen, über der eine tragische Geschichte lastete.
    Schließlich überreichte Cianor Alithiel einem Menschen als Belohnung für seine Großtat, Cianors Schwester, die Prinzessin Taliennse verteidigt zu haben. Der Mann hatte ihre Hoheit vor einem Angriff der Khadrim gerettet, der in dem Paß stattgefunden hatte, den wir eben erst durchquert haben.« Asandir nickte Arithon wohlwollend zu. »Der Smaragd in dem Heft des Schwertes wurde von einem Sonnenkind geschnitzt. Die Initialen in dem Leopardenwappen verändern sich mit dem Namen des Besitzers, und da die Klinge in der Hand eines Mannes wunderbar liegt, hat jeder Sproß Eurer Familie sie seither getragen.«
    Asandir faltete seine schmalen Hände. »Arithon, dieses Schwert, Euer Schwert, ist alles, was noch von den Klingen von Isaer aus dem Besitz der Paravianer geblieben ist. Soweit mir bekannt ist, ist dieses Schwert das einzige seiner Art auf dem ganzen Kontinent.«
    Lysaer betrachtete die polierte Klinge mit wehmütiger Bewunderung. »Kein Wunder, daß die Waffenschmiede von Dascen Elur von ihm beeindruckt waren. Schließlich sahen sie ein Schwert vor sich, daß der Fluch ihres Handwerks war, konnte doch kein Mensch jemals hoffen, eine Waffe gleicher Güte zu schmieden.«
    Asandir erhob sich und streckte sich wie eine Katze. »Der Zentaur Ffereton selbst war nicht fähig, diese Großtat zu wiederholen – falls es stimmt, daß er noch immer am Leben ist.«
    Felirin zog mißtrauisch eine Augenbraue hoch. »Habe ich recht verstanden? Kann man denn von einem Zentauren erwarten, mehr als zehntausendfünfhundert Jahre zu überleben?«
    Der Zauberer fixierte den Barden mit einer alles überlagernden Trauer in den Augen. »Die alten Rassen waren nicht sterblich, nicht, wie wir sterblich definieren würden. Der Verlust der Sonne hat sie arg getroffen, und nicht einmal meine Brüder aus der Bruderschaft wissen, ob sie je wieder zu uns zurückkehren werden. Die Tragödie dieser Ereignisse übersteigt unser Fassungsvermögen.«
    Stille breitete sich um das Feuer aus. Erst Asandir brach das Schweigen schließlich

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