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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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mit dem Vorschlag sich zur Ruhe zu betten. Das Wetter würde bald umschlagen, und er wollte früh am nächsten Morgen Weiterreisen. Nur Arithon allein blieb noch sitzen, das Schwert, das seit Generationen in seiner Familie vom Vater an den Sohn weitergegeben wurde, auf seinem Schoß. Die Flammen flackerten, wurden kleiner, bis schließlich nur mehr ein rotes Glimmen zurückblieb. Stunden später, als die anderen bereits tief zu schlafen schienen, legte er das Schwert zu Boden und verließ die Höhle.
    Nebel lag in dichten Schwaden zwischen den immergrünen Gehölzen, und die Dunkelheit außerhalb der Höhle war vollkommen. Doch Arithon war der Herr der Schatten: vor ihm hatte die Nacht keine Geheimnisse. So sicher wie eine Katze ging er über Felsen und Wurzeln und blieb bei dem Verschlag stehen, in dem die Pferde eingepfercht waren.
    »Tishealdi«, rief er leise in der alten Zunge. »Komm.«
    Kaum ein Wispern war von seinen Worten zu hören, und doch antwortete ihm sogleich eine Bewegung. Ein ungleichmäßiger heller Fleck kam näher. Gleich darauf strich eine weiche Schnauze über seine Hand. Die Stute war gekommen, um Leckerbissen zu erbetteln. Arithon streckte die Hand aus und berührte die ungleichmäßige weiße Stelle im Fell der Stute. Ihr feuchtes Fell wärmte seine Hände, und die unkomplizierte Nähe des Tieres half ihm, den Tumult in seinen Gedanken zu beruhigen. »Wir können hier nicht weg, du und ich, jetzt noch nicht, obwohl ich das Gefühl habe, daß wir genau das tun sollten.«
    Denn Arithon hatte während Asandirs Erzählung etwas bemerkt: Der Zauberer vermied es, in Anwesenheit des Barden seinen oder Lysaers Familiennamen zu erwähnen.
    Die Stute schüttelte den Kopf und strich mit ihrer feuchten Mähne über sein Gesicht. Arithon schickte sie mit einem spielerischen Ausruf fort, der von dem Knacken eines Zweiges überlagert wurde. Erschreckt und rückzugsbereit wirbelte er herum. Falls Dakar oder der Zauberer ihm gefolgt waren, so wollte er sich nicht ihren Fragen ausliefern.
    Doch die Flüche, die atemlos durch Gehölz und Dunkelheit schallten, entstammten dem Barden. Ein dumpfer Schlag und ein weiterer brechender Zweig beendeten die stolze Tirade. »Bei Daelions Gerechtigkeit, Mann! Ihr habt wirklich eine furchtbar perverse Art, mich zu quälen. Könnt Ihr denn keine Fackel bei Euch tragen?«
    Mühevoll entspannte Arithon seine Muskeln im Schutz der Dunkelheit. »Ich kann mich nicht erinnern, Euch um Eure Gesellschaft gebeten zu haben.«
    Stolpernd kam Felirin näher und fiel schließlich so hart gegen den Zaun, daß die Holzbohlen erzitterten. Die Stute scheute zurück und verschwand schnaubend in der Dunkelheit, gefolgt von dem laut wiehernden grauen Hengst.
    Der Barde starrte fragend den allzu stillen Schatten an, als der sich Arithon in dieser Finsternis für ihn darstellte. »Ihr seid beinahe ebenso geheimnisvoll wie der Zauberer.«
    »Warum habt Ihr die Höhle verlassen«, fragte Arithon.
    Felirin antwortete mit einem trockenen Lachen. »Wechselt nicht das Thema. Ihr könnt Eure Angst nicht hinter Fragen verbergen.«
    Eine Weile schwieg Arithon, ehe er mit klarer, wohlerwogener Schärfe konterte. »Warum nicht? Ihr kennt die Balladen. Zeigt mir einen Helden, und ich zeige Euch einen Mann, der Sklave seiner eigenen Fähigkeiten ist.«
    Der Barde atmete tief durch. Beinahe hätte Arithon ihn dazu getrieben, zu vergessen, daß sein feuriges Temperament nur eine enttäuschte Gabe verbarg. »Hört mich an«, sagte Felirin hastig, und die hörbare Verzweiflung in seiner Stimme ließ Arithon aufhorchen. »Versprecht einem Toren nur eine Sache. Es gibt einen Sänger, einen meisterlichen Barden namens Halliron. Wenn Ihr ihn jemals treffen solltet, so spielt für ihn. Sollte er Euch seinen Unterricht anbieten, dann bitte ich um Euer Versprechen, sein Angebot anzunehmen.«
    Stille. Von der Seite des Pferches näherten sich die Schritte neugieriger Pferde. Ein eisiger Lufthauch fuhr durch die Bäume. Arithon fluchte mit zusammengepreßten Zähnen in einer fremden Sprache. »Ihr seid wie die Haie. Jeder von Euch will ein Stück von mir.« Seine Stimme zitterte, doch nicht vor Zorn, sondern vor Verlangen.
    Felirin lächelte, und Erleichterung mischte sich mit einem schuldbewußten Gefühl des Triumphes. »Schwört es mir«, drängelte er sanft. »Laßt es mich hören.«
    »Ihr sollt verdammt sein«, sagte Arithon. Plötzlich, wie nach einer umwerfenden Stimmungsänderung, begann er zu lachen. »Nun

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