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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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als Arithons Schulter das Türblatt unter der Gewalt einer beinahe fehlgeschlagenen Abwehrbewegung zurückschleuderte. Eine Klinge jaulte unter dem Anprall auf das Holz, und Zwiebeln verteilten sich wild über den Boden, als fünf Männer den Prinzen in den Raum hineintrieben. Ihr eigener Ehrgeiz behinderte sie, so daß sie sich mit ihren Waffen gegenseitig im Wege waren und Arithon ironischerweise selbst neuen Freiraum verschafften. Der Kesselhaken war längst den harten Schlägen zum Opfer gefallen, und Arithon blieb nur noch der stumpfe Handgriff zu seiner Verteidigung. Elaira rang um ihr Gleichgewicht und wich zurück, als sich der Kampf in voller Stärke in den Vorratsraum verlagerte. In die Ecke eines Regals gedrängt, erhielt sie einen flüchtigen Eindruck der wütenden Gesichter, des klirrenden Stahls und der allgegenwärtigen, brillanten Verteidigungsschläge Arithons. Dann umfaßte sie ihr Juwel so fest, daß es sich in ihre Handfläche bohrte und ließ das Nudelholz auf des Prinzen dunklen Schopf niedersausen.
    Mit vor Überraschung und Schrecken geweiteten Augen ging er in die Knie. Dann verzog er das Gesicht, als würde er jeden Moment zu lachen anfangen, ehe Elairas Zauber ihn endgültig ausschaltete. Direkt vor den Füßen der Zauberin brach er auf dem Boden zusammen. Sie sprang über ihn hinweg, und ihr Kristall brannte auf ihrer Haut, als sie einen weiteren Zauber herbeirief. Schon legte sich ihr eilends gewebtes magisches Netz über den Pöbel, der nun danach drängte, sein bewußtloses Opfer abzuschlachten.
    »Aufhören!« schrie Elaira mit klarer Stimme. »Der hier gehört mir. Ich will, daß er mir mit seinem Leben bezahlt.«
    Verblüfft blieben die vordersten Angreifer ruckartig stehen. Feindseligkeit spiegelte sich in jedem der schweißnassen, rotangelaufenen Gesichter, und noch immer blitzten die Klingen der Schwerter auf, begierig, ihr Opfer aufzuschlitzen. Innerlich schaudernd angesichts dieses Zauns aus mörderischen Waffen, blieb Elaira dennoch standhaft. Sollte aber nur einer der Männer seinen Haß weit genug ablegen, um ein bißchen Vernunft zu zeigen, dann würden sofort alle erkennen, daß sie nicht die stark geschminkte Hure war, als die ihr Zauber sie erscheinen ließ.
    Zu ihrem Glück saß die Abneigung gegen die Clans in Erdane besonders tief.
    Verwirrt angesichts dieser weiblichen Einmischung und überdies unter adrenalinverstärkter Anspannung waren die wütendsten unter den Männern am leichtesten abzulenken. Ihr Schleier der Verwirrung hakte sich an ihren Zorn und öffnete eine Nische für eine Veränderung: Mit einem Ausdruck dümmlicher Verlegenheit starrten die Männer den Prinzen hinter Elairas Beinen an. Ihre Gehirne erinnerten sich nicht an einen barbarischen Eindringling, statt dessen sahen sie nur eine weinselige Straßenratte, die in ihrer alkoholisierten Sorglosigkeit einem anderen Menschen zu nahe getreten war.
    Diejenigen aber, die Verletzungen erlitten hatten, waren weitaus schwerer zu beeinflussen. Manche von ihnen drängelten nach vorn und drohten mit Knüppeln aus abgeschlagenen Stuhlbeinen; nicht wenige schwangen noch immer Messer, und der Bursche, der von den Sparren gestürzt war, heulte seine selbstgerechte Empörung laut heraus. Schwitzend bemühte sich Elaira, den Einfluß ihres Zaubers zu verstärken, doch statt dessen wurde ihr fragiles Geflecht nur dünner und schwächer. Ihre Kraft war erschöpft. Ohne Hoffnung und weit von jeder Zuflucht entfernt, blickte sie dem Untergang entgegen. Erdanes nicht enden wollende Feindseligkeit würde ihr Leben ebenso beenden, wie das des Prinzen, den sie so verzweifelt zu retten versucht hatte.
    Dann, gleich einem Wunder, hörte sie die Stimme des Minnesängers, die ihr eine Atempause verschaffte. »Überlaßt ihn doch der Hure! Bei Dharkaron, er ist doch schmutzig genug, um sogar ein Schwein zu beleidigen. Wahrscheinlich hat er ihr des Racheengels Syphilis zur Erinnerung hinterlassen.«
    Hämisches Gelächter antwortete seinen abfälligen Worten.
    »Nach Sithaer werd’ ich ihn schicken«, fügte Elaira über all dem Terror hinzu, und ihr instabiler Zauber wurde um eine Andeutung größten Widerwillens verstärkt. »Mein Bett wollte ich ihm jedenfalls bestimmt nicht anbieten.«
    Ein wettergegerbter Gardekapitän in vorderster Front stieß ein bellendes Gelächter aus. »Überlaßt ihn ihr!« sagte er. »Sie wird ihm schon anständig das Fell über die Ohren ziehen.« Achselzuckend entblößte er seine zerschlagene

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