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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Anstrengungen und der verräucherten Luft stapelte Elaira die Karten auf einen Haufen. Die erschwerenden Umstände machten ihre Erleichterung voll und ganz zunichte. Die junge Zauberin auf Wachdienst war faul. Bereits vor Stunden hätte sie pflichtbewußt den Aufenthaltsort ihrer abtrünnigen Schwester an ihre Älteste weitermelden müssen. Elaira aber konnte das nur recht sein, war es ihr doch unmöglich, fortzugehen, ehe nicht das Spiel, das sie für ihr Alibi benötigte, ihr die notwendigen Fakten geliefert hatte.
    Der Minnesänger in der Ecke hörte auf zu spielen und legte seine Lyranthe ab. Einer seiner Zuhörer, der sich aus dem Kreis seiner Kumpane erhob, war zweifellos unterwegs, sie um einer besonderen Gunst willen zu befingern, und dieser war noch betrunkener und lüsterner als der vorhergehende. Seufzend mischte Elaira die Karten und begann, erneut zu geben.
    Dakar streckte die Hand aus und packte ihren Ärmel, noch ehe die erste Karte den Tisch berührt hatte. »Der Krug ist leer.«
    Resigniert winkte Elaira dem Barmädchen.
    »Kein Bier, keine Wetten«, brummte Dakar mit einem seligen Lächeln.
    Die Tür zur Taverne wurde aufgestoßen. Ein kalter Windhauch wehte durch die schale Raumluft, als die Menge zurückwich, um einen neuen Gast einzulassen. Von der Zugluft munter geworden, faltete der Wahnsinnige Prophet die Hände über seinem dicken Bauch, schwankte einen Moment und stieß hörbar auf, ehe er sich plötzlich ruckartig aufrichtete. Was er über Elairas Schultern sehen konnte, ließ seine Augen riesengroß werden. Klar und deutlich sagte er: »Da kommt Ärger auf uns zu, so sicher wie der Steuereintreiber des Stadtregenten.«
    Dann raffte ihn auf einmal die Aufregung in Verbindung mit dem reichlich geflossenen Alkohol dahin. Er fiel auf sein Gesicht und rührte sich nicht mehr.
    Verärgert titulierte ihn Elaira mit einem passenden Beinamen. Nachdem sie nun keinen Partner mehr hatte, mit dessen Hilfe sie sich eine passende Ausrede für ihr Wissen aufbauen konnte, warf sie die Karten auf den Tisch und sprang von ihrem Stuhl auf, um den Wahnsinnigen Propheten aus seiner Ohnmacht zu wecken.
    Dann aber störte sie etwas an dem Aufruhr in ihrem Rücken. Sie wandte sich um und verrenkte sich den Hals, um über die drängelnde Masse männlicher Leiber hinwegzublicken. Ihre Augen nahmen einen ebenso aufgeschreckten Ausdruck an wie zuvor Dakars. Arithon, Teir’s’Ffalenn und Prinz von Rathain, hatte allein das Gasthaus betreten.
    Er stand nur drei Schritte von der Tür entfernt, die Kapuze halb zurückgezogen und die Finger beider Hände in ihrem Stoff verkrallt, als wäre er mitten in der Bewegung erstarrt. Elaira folgte seinem Blick und erkannte sofort, was ihn so sehr gefangennahm. An den schmutzstarrenden Sparren über der Bar befand sich ein Banner, ausgefranst und verblichen über die Jahre, das den goldenen Stern vor blauem Grund darstellte, der einst das Siegel derer zu s’Ilessid, Herrschergeschlecht von Tysan, gewesen war. Das derbe, stumpfsinnige Publikum dieses Gasthauses in Erdane hatte das Banner nach der Rebellion für Pfeilwurfspiele benutzt. Noch immer steckten zwei Pfeile, eine Sammlung kleiner Wurfpfeile und einige verrostete Wurfmesser nahe dem Mittelpunkt in dem Banner.
    Arithon starrte die entweihte Flagge mit einem Ausdruck erschrockener Verwirrung an. Er trat einen Schritt auf die Bar zu und stützte sich gleich darauf mit den Händen ab, als wäre er benommen, wobei er versehentlich gegen den Ellbogen eines Mannes stieß.
    Der Stoß ließ das Bier aus dem Krug des Mannes schwappen, weshalb dieser sich in wüsten Obszönitäten erging.
    Arithon entschuldigte sich formvollendet wie ein Diplomat, und der klare Akzent seiner Aussprache lenkte die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf seine Person.
    Stille legte sich über den Raum. Arithons Unterkiefer ruckte vor. Die Verwirrung wich aus seinen Zügen, als er erkannte, welchen Fehler er begangen und in welche Gefahr er sich begeben hatte, doch es war bereits zu spät.
    Einer der Kopfgeldjäger sprang von seinem Stuhl auf und schrie: »Ath schütze uns, er ist ein Barbar.«
    Jemand anderes warf einen Bierkrug nach Arithon, der sein Ziel jedoch verfehlte. Die Hure hinter der Theke ging in Deckung. Dann geriet plötzlich Bewegung in die Menge, als jeder der berauschten Besucher vorwärtsdrängte, um den Eindringling in seine Klauen zu bekommen. Sie hielten den Mann, den sie angriffen, für ein Clanmitglied von altem Blute, das

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