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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Schlupfwinkel zwischen den Heuballen und der fensterlosen Nordwand beugte sich Elaira mit Arithon vor ihren Knien über einen Eimer und wrang den Leinenstreifen aus, den sie in der Not aus ihrem Schäferumhang gerissen hatte. Im sanften Licht ihres glimmenden Kristalls tupfte die Zauberin den Schmutz und den Schweiß von den unverwechselbaren s’Ffalenn-Gesichtszügen des Prinzen. Erst spät erkannte sie das Blut in seinem Haar. Er hatte bei dem Schlag mit dem Nudelholz eine Kopfverletzung erlitten.
    Verdrießlich biß sie sich auf die Lippe. Bestimmt hatte sie ihn nicht so fest geschlagen. Seine derzeitige Bewußtlosigkeit war vielmehr auf ihren Schlafzauber zurückzuführen, als auf den Hieb an den Kopf, den sie gebraucht hatte, um ihre stümperhafte Anwendung der Magie zu verbergen.
    Warum widerstrebte es ihr dann bloß so sehr, ihn aus dem Zauber zu entlassen?
    Elaira betrachtete das ruhige Gesicht des Prinzen, die strengen Züge und harten Linien, die sich deutlich im Licht des Juwels abhoben. Unter ihren Händen fühlte sie die Anspannung seiner Muskeln. Seine Art, die Angreifer abzuwehren und den Kesselhaken zu schwingen, hatte deutlich gezeigt, daß Gewalt ihm nicht fremd war, und auch die frischen Narben an seinen Handgelenken machten ihr deutlich bewußt, daß ihr nur seine Abstammung bekannt war. Der Mann selbst jedoch hatte eine eigene Vergangenheit und eine völlig fremde Persönlichkeit. Er war nicht einmal in Athera aufgewachsen.
    Eine intuitive Schlußfolgerung, wie sie den Korianizauberinnen eigen war, zeigte ihr den Grund für ihr Unbehagen. Es war ein Fehler gewesen, den Prinzen alleine hierherzubringen. Selbst außer Gefecht gesetzt erkannte sie seinen Eigensinn und wußte um die Schnelligkeit, mit der er zu handeln fähig war. Die unwillkürliche Assoziation, die ihn beim Betreten der Vier Raben aus dem Gleichgewicht gebracht hatte, mußte tiefere Ursachen haben, als sie der Anblick eines entweihten königlichen Banners allein auszulösen vermochte. Ganz offensichtlich hatte er nicht damit gerechnet, angegriffen zu werden, und Elaira mußte davon ausgehen, daß er sein Erwachen mit einem feurigen Ausbruch königlicher Wut einhergehen würde.
    Sie wischte das Mehl von den sonderbarerweise unverletzten Händen des Prinzen. Die Finger schienen zu zart für die Gewalt zu sein, die sich bei der Handhabung des Kesselhakens gezeigt hatte. Als hätte sie sich verbrannt, schleuderte sie den Stoffetzen zur Seite. Die nachlässige Juniorgeweihte, die in dieser Nacht Wache hielt, hatte sich noch immer nicht gerührt; schlimmer aber war, daß Elaira keine Vorstellung davon hatte, was sie tun sollte, wenn der Augenblick gekommen war, Arithon zu wecken.
    In diesem unerträglichen Augenblick der Verunsicherung rührte sich der Prinz. Elaira blieb gerade noch genug Zeit, in Panik zurückzuweichen, während der Erbe eines Königreiches seine Sinne sammelte und sich aufrichtete.
    Sofort verzog er schmerzerfüllt das Gesicht, betastete seinen geschwollenen Schädel und blickte sie an. »Vor welchem Los im Jenseits habt Ihr mich bewahrt? Daelions Schicksalsrad oder Dharkarons Triumphwagen? Ich fühle mich, als hätte mich der Allmächtige persönlich durch die Mangel gedreht.«
    »Wie konntet Ihr auch so vollkommen und unglaublich dumm sein?« brach es aus ihr hervor. Sollte der Kerl doch verdammt sein, er lachte. »Ihr wäret dort drinnen getötet worden, aber wozu?«
    Arithon ließ seine Hände sinken, sah das Blut und griff nachdenklich nach dem Lumpen, den sie fallengelassen hatte. Sauber und ordentlich faltete er ihn zusammen, um ihn als Kompresse über seine Wunde zu legen. »Diese Frage könnt Ihr mir vielleicht beantworten.«
    »Dharkaron, erbarme dich!« Elaira wurde schnell aufbrausend. »Ihr seid in Erdane! Eure Aussprache klingt genauso wie die der Barbaren. Und in der Taverne treffen sich die Kopfgeldjäger.«
    Mit äußerster Ruhe fragte Arithon: »Wessen Köpfe jagen sie?«
    Seine Verwirrung schien absolut echt zu sein. Ungläubig entgegnete Elaira: »Hat denn Asandir Euch das nicht erzählt? Sie wiegen jeden gefangenen Abkömmling der Herzöge in Gold auf. Für Clanmitglieder gibt es die Hälfte, und wahrscheinlich würden sie sämtliche Juwelen der fetten Töchter des Stadtregenten dafür geben, wenn sie jemanden in die Finger bekämen, der auch nur entfernte Ähnlichkeit mit einem Prinzen alten Blutes hat.«
    Arithon lehnte sich im Heu zurück und stützte sich auf seinen Ellbogen. Mit

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