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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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hinweg. Elaira sah, wie Arithon zur Seite sprang und herumwirbelte, um eine Wand in seinem Rücken zu haben. Voll und ganz mit der Rettung seiner Haut beschäftigt, schien er gar nicht zu bemerken, daß er ganz in der Nähe einer Tür stand.
    »Gnädiger Ath«, rief der Minnesänger neben der Feuerstelle. »Jemand könnte durch die Küche kommen und ihn erdolchen«, entfuhr es ihm.
    Elaira wirbelte herum und konzentrierte sich verzweifelt auf den Barden. »Die Tür dort hinten führt zur Küche?« Ein besorgtes Nicken antwortete ihr. Schnell führte sie einen Schutzzauber aus, um sich gegen allzu leichtfertiges Vertrauen abzusichern, und bat den Fremden um einen Gefallen. »Lenkt sie für mich ab.«
    Der scharlachrot gekleidete Minnesänger erhob sich und brüllte so laut, daß selbst der Boden erzitterte: »Ath schütze uns. Es sind Clanmänner draußen vor den Fenstern!«
    Ein Dutzend Angreifer ließ von Arithon ab, um sich dieser neuen Bedrohung zuzuwenden, und während dieses Augenblicks der Verwirrung konzentrierte sich eine verängstigte, vollkommen verrückte Zauberin auf ihr magisches Juwel. Sie rief einen Schleier des Verbergens herbei und verschwand.
    Elaira verschwand nicht körperlich, sondern umgab sich nur mit einer Aura der Nichtanwesenheit, in der sich die Maserung des abgenutzten Nadelholzes, die verbeulten Zinnkrüge und die sandbedeckten Bodenbretter spiegelten. Hätte sich jemand von dem Tumult abgewandt und nach ihr gesucht, so hätte er sie sofort entdeckt. So aber drängte die Aufregung Arithons Angreifer überallhin, nur nicht zu ihr. Schnell durchquerte die Zauberin den Gastraum. Niemand bemerkte, wie sie an den Fäusteschwingenden Arbeitern und den Barmädchen, die auf allen Vieren über den Boden krochen, um das Geschirr zu retten, vorbeihuschte.
    Unbemerkt erreichte Elaira die Tür zur Vorratskammer. Die Lampe in diesem Bereich des Raumes war erloschen, und Elaira wühlte im zweckdienlichen Schutz des Schattens in ihrem Ausschnitt, bis sie den weißen Kristall gefunden hatte, der an einer Silberkette von ihrem Hals herabbaumelte. Sie verdeckte das Juwel mit ihren Händen und murmelte eine Litanei, um ihre Gedanken zu fokussieren. Ihre Hände zitterten, ebenso wie ihre Stimme. Sie ignorierte die aufsteigende Panik und betete statt dessen, daß die Novizin vom Wachdienst nicht gerade diesen Augenblick wählen würde, sie bloßzustellen. Außerdem fügte sie die Bitte hinzu, daß den Schwertkämpfern angesichts des schnell herumwirbelnden Kesselhakens in Arithons Händen keine Zeit bliebe, sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Getrieben von einer unbewußten Verwegenheit, die aller Vernunft zuwiderlief, sammelte Elaira ihre Energien und versiegelte die Tür mit einer feste Verriegelungsrune.
    Winzige violette Funken tanzten über die Scharniere hinter Arithons Rücken: die Tür war sicher. Nun stürzte Elaira atemlos zu der Spülküche hinüber und rannte geradewegs hinein. Köche und Küchenjungen sprangen ihr aus dem Weg. Hastig duckte sie sich unter dem niederschwingenden Messer eines Arbeiters hinweg und wich den zugreifenden Händen eines anderen Mannes aus, ehe sie über ein Vorratsregal stolperte und durch einen Regen aus herabfallenden Gebäckstücken stürzte, sich wieder aufraffte und das Nudelholz ergriff, das in einer Teigschüssel gelegen hatte. Noch ehe die verblüfften Küchenarbeiter sie packen konnten, raste Elaira in die Vorratskammer, wobei sie eine Wolke aus Staub vom Boden aufwirbelte. Der Tumult hinter ihr wurde wilder. Kurz vor dem Ziel wandte sie sich um und keuchte: »Ath, bleibt doch zurück. Dort draußen findet ein Aufstand statt, hört ihr das denn nicht?«
    Nun schob sie sich mit vorgereckten Ellbogen an herabhängenden Zwiebelketten vorbei, bis sie endlich die schmale Tür erreicht hatte, die von der Vorratskammer aus wieder zurück in den Gastraum führte. Von der anderen Seite hörte sie ein wahres Sperrfeuer aus Drohungen und Schlägen. Erleichtert atmete sie tief durch. Der s’Ffalenn-Prinz kämpfte noch immer laut brüllend um sein Leben. Das Holz unter ihren Handflächen erbebte und vibrierte unter dem Klirren der Klingen, dann donnerte ein Körper an die Tür und jemand stieß einen unterdrückten Fluch aus. Elaira schob den Riegel zurück, hob ihre gestohlene, provisorische Keule und löste gleichzeitig mit einem spontanen, angsterfüllten Wimmern die magischen Versiegelungen an den Angeln.
    Krachend sprang die Tür auf, und Elaira stolperte zurück,

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