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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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seinen Platz ein. Von dem zurückgewonnenen Silberreif abgesehen, der die Rechtmäßigkeit seines Erbanspruches bewies, trug Arithon noch immer die schwarze Wildledertunika und die Strumpfhose, die einst dem jüngeren Bruder der gnädigen Frau Dania gehört hatten. Wie bei der vorangegangenen Zeremonie in Etarra trug Arithon außer dem Schwert seines Vaters auch jetzt keinen Schmuck. Die rauchdunkle Klinge aus meisterhafter paravianischer Fertigung steckte neben seinem Ellbogen aufrecht in der Erde, der Smaragd im Griff, ein hartes Glitzern unter dem vom Laub reflektierten Licht. Schon auf den Knien in den rottenden, kupferfarbenen Blättern der vergangenen Saison, erreichten ihn die Blicke der Umstehenden nicht. Seine Aufmerksamkeit schien mehr von dem Trällern der nistenden Zaunkönige eingenommen, als von dem Gruß auf den Lippen seines Regenten.
    Für einen Augenblick bedauerte Steiven, daß diese Angelegenheit so kurzfristig im Laubwald abgehalten werden mußte. Die letzte derartige Zeremonie hatte zu Ithamon stattgefunden, unter wundervollen, gewölbten Decken und reich mit Juwelen verzierten Wandbehängen und Flaggen. Gewöhnlich wurde sie am zwanzigsten Geburtstag eines Prinzen durchgeführt, und damals waren diese Ereignisse Grund für ein großes Fest gewesen.
    Betrübt über diese düstere Versammlung und so sehr bewegt, daß es ihm die Sprache verschlagen wollte, von dem Ansturm der Gefühle, daß er von all jenen exilierten Vorfahren derjenige sein sollte, der Zeuge werden würde, wie ein Sproß derer zu s’Ffalenn zurückkehrte und die Macht ergriffe, atmete Steiven tief ein, um ein Ritual wieder aufleben zu lassen, das Tausende von Jahren alt war. »Ich, Teir’s’Valerient, berufen zum Regenten des Reiches und Hüter von Ithamon durch meinen Vater und seinen Vater bis zurück zum letzten gekrönten Monarchen, stehe demütig vor dir, Arithon, Sohn des Avar, rechtmäßiger Erbe und direkter Nachfahre des Torbrand s’Ffalenn, Begründer des Geschlechtes, das von der Bruderschaft der Sieben bestimmt worden ist, die Länder von Rathain zu regieren. Ein jeder, der das Recht dieses Prinzen auf seine Erbschaft nicht anerkennt, möge nun vortreten.«
    Füße bewegten sich lautlos im feuchten Grund. Der schrille Schrei eines Falken hing in der Luft.
    Steiven fuhr fort: »Arithon Teir’s’Ffalenn, wendet Euch um. Ein Prinz, der den Eid der Treue entgegennehmen will, muß denen vertrauen, die er beschützen und führen wird. Wenn einer unter uns Euer Mißfallen erregt hat, so nennt uns den Namen, daß wir alle ihn hören und von unserem Kreise ausschließen können.«
    Zerbrechlich wie Porzellan erschien der Prinz neben der riesigen, von Narben entstellten Gestalt seines Regenten. Mit erhobenem Kopf sagte er: »Ich hege gegen niemanden Groll.« Die Worte waren klar und deutlich vernehmbar, obgleich seine Augen verschleiert blieben. Seine Hände zitterten, als er Zugriff und die Klinge Alithiels aus der Erde befreite. »Ich ernenne Euch zu meinem Hüter wider den Verrat.« Noch immer kniend drehte er sich mit sorgsamen Bewegungen um und wandte den Menschen den Rücken zu.
    Gemäß eines uralten Rituals stellte sich Steiven neben Arithons Schulter, den Blick auf das wartende Volk gerichtet. »Jene, die treue Begleiter von Arithon, Sohn des Avar, sein wollen, mögen nun vortreten und ihre Waffen zum Gelöbnis der Gefolgschaft und Verteidigung präsentieren.«
    Nun zog der Clanführer sein eigenes Schwert und jagte es mit der Spitze in die Erde. Einer nach dem anderen traten sie vor, seine Kundschafter und seine Krieger, seine Jäger und die Frauen, die keinen Verwandten hatten, der an ihrer Stelle den Eid hätte ablegen können. Mit gesenkten Köpfen zogen sie an der bedrohlich funkelnden Klinge Alithiels vorüber und ließen zum Zeichen ihres Vertrauens Messer, Dolche, Säbel oder geerbte Schwerter zurück. Erst, als der letzte von ihnen auf seinen Platz zurückgekehrt war, durfte Arithon sich wieder umdrehen.
    Doch auch jetzt war es ihm noch nicht gestattet, sich zu erheben.
    Auf den Knien, blaß wie gebleichtes Leinen, senkte er den Kopf im Angesicht des stählernen Waldes und legte die zartgliedrigen Hände auf den Griff des nächststehenden Schwertes.
    Mager und ermattet wie ein Fuchs in der Deckung atmete er ein, um allen persönlichen Ansprüchen an das Leben, das er in Athera gefunden hatte, abzusagen. »Ich stelle mich, meinen Leib, meinen Geist und meine Seele in den Dienst von Rathain: zu schützen,

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