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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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ihren Nacken fielen. Sie versteifte sich, als sie voller Abscheu erkannte, daß sie nicht einfach herumwirbeln und diese Unverschämtheit mit einer Ohrfeige ahnden konnte. Zu fest griffen die Finger zu: Sie war so sicher vertäut wie ein Boot im Hafen.
    »Drinnen hörte ich, Ihr wäret des Feierns überdrüssig geworden«, sagte Lysaer s’Ilessid zum Gruße.
    Sie schauderte. Dann stieg ihr Röte ins Gesicht; und jetzt hätte sie ihn für die Kühnheit ohrfeigen wollen, die ihr eine solche Reaktion abgerungen hatte. Sie war es nicht gewohnt, mit solcher Leichtfertigkeit behandelt zu werden.
    Er ließ sie los. Kalte Luft fuhr durch die Strähnen, die seine Finger zerteilt hatten. Ein Schauer weißer Maulbeerbaumblüten flog zu Boden und wirbelte auf die Windschattenseite des Geländers.
    Talith wandte sich um, bereit, ihre attraktive, weibliche Verächtlichkeit zu nutzen, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen.
    Das hatte er wohl verdient, für seinen selbstzufriedenen Glauben, überall stets willkommen zu sein.
    Die Verblüffung ließ sie erstarren. In seinen Händen hielt er eine Kette aus Licht, zart wie eine Flamme auf einer Perlenschnur.
    Lysaer lächelte. Reflexionen funkelten in seinen Augen; sein Gesicht, aus dem Schatten in sanftes Licht gerückt, war von einer Schönheit, die einen Bildhauer zu beschämen vermochte, und das helle, feine Haar, das über seinen Kragen fiel, war sein einziger Schmuck.
    Dieser Anblick raubte Talith den Atem.
    »Möchtet Ihr, daß ich Euch allein lasse?« quälte Lysaer sie.
    Pikiert erwachte sie aus der Verzauberung. »Ihr seid nicht eingeladen worden, mir Gesellschaft zu leisten.« Doch ihr Blick verriet sie, als sie voller Verwunderung den leuchtenden Strang betrachtete, der zitternd in seinen Händen tanzte.
    Sein Lächeln vertiefte sich noch. »Kein Juwel ist vergleichbar.«
    Er blickte auf seine Spielerei herab, ließ sie aufglimmen und Funken sprühen wie glühende Asche. »Auch dies ist nicht vergleichbar. Es ist nur ein armseliges, blendendes Phantom. Eine wertlose Illusion, geschaffen aus Licht. Doch wenn Ihr darauf beharrt, Euch im Dunkeln zu verbergen, so laßt Euch wenigstens damit schmücken.« Er streckte die Hände aus, und mit einer leichten Berührung der entblößten Haut an ihrem Nacken legte er ihr sein Zauberwerk um.
    Das Licht war weder warm noch kalt. Tatsächlich konnte sie die Präsenz der Kette auf ihrem Leib gar nicht spüren. Dieses sonderbare Nichtempfinden schmerzte sie geradezu, so als müsse sie, wie bei Juwelen oder Perlen, eine Berührung von dieser Gabe wahrnehmen können.
    »Gold kleidet Euch«, murmelte Lysaer. In stiller Zufriedenheit beobachtete er, wie sie mit seinem Werk experimentierte, es gleich einem eingefangenen Glühwürmchen durch ihre Finger gleiten ließ.
    Und dann, ganz plötzlich, offenbarte er, was ihn zu ihr geführt hatte. »Die Soldaten werden morgen ausrücken.«
    Sie sah auf, den Kopf provokativ zur Seite geneigt; der Halsschmuck aus Licht erhellte ihr Kinn und zeichnete es in zarten Linien nach. »Sollte mich das mit Besorgnis erfüllen?«
    Lysaer hielt nachdenklich inne. Er schien nicht gekränkt zu sein oder sich herabgesetzt zu fühlen. »Ich glaube nicht, daß irgend jemand in der Stadt begreift, welche Bedrohung von dem Mann ausgeht, den niederzuringen wir ausziehen werden.«
    »Arithon?« Talith warf ihre schwarze Haarmähne zurück, und setzte an, verächtlich zu äußern, daß der abgesetzte Prinz selbst mit der Unterstützung der Clans kaum eine Bedrohung für die Stadt darstellen konnte.
    Lysaer trat überraschend näher und packte ihre Arme kurz unter den Schultern. Er schüttelte sie nicht, noch hob er seine Stimme, sie zu tadeln. Seine Berührung blieb sanft, und seine Augen, die in die ihren herabschauten, waren weit geöffnet, sehr blau und höchstens über sich selbst verärgert. »Gnädige Frau, ich fürchte um Eure Stadt, um Eure Sicherheit, um Euer Glück. Und niemandem kann ich verständlich machen, was es mit Arithon s’Ffalenn auf sich hat.«
    »Was gibt es da noch zu wissen?« Sie sah ihn mit der graziösen Anmut einer Katze an, die sich gerade ihrer bezaubernden Wirkung versichert hatte.
    Lysaer ließ seine Handflächen so leicht wie einen Atemhauch über ihre Arme herabgleiten. Er wich zurück, legte die Hände auf die Balustrade und starrte hinaus in den dunklen Garten. Er war tief besorgt, und sie erkannte mit Verdruß, daß all ihre Reize ihn gar nicht berührt hatten. Er gab ihr keine Chance

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