Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts
zu einen und dem Recht nach den Gesetzen Aths zur Geltung zu verhelfen. Herrscht Frieden im Land, will ich ihn erhalten; herrscht Krieg, will ich das Land verteidigen. Durch Not, Hunger und Krankheiten soll ich nicht minder leiden als meine eingeschworenen Gefolgsleute. In Krieg, Frieden und Streit verpflichte ich mich der Charta des Landes, wie sie uns von der Bruderschaft der Sieben gegeben worden ist, erschlagt mich, wenn ich fehlen sollte, die Rechte, die in ihr für alle Menschen festgelegt sind, zu wahren und zu schützen. Dharkaron ist mein Zeuge.«
»Erhebt Euch, Arithon, Teir’s’Ffalenn und von nun an Kronprinz von Rathain.« Steiven trat lächelnd zurück, als sein Gebieter schließlich wieder auf die Füße kam. »Möge Ath Euch ein langes Leben und gesunde Nachfahren schenken.«
Arithon legte die Hand auf das gewaltige Schwert seines Clanführers und zog sein Gewicht aus der Erde. Mit königlicher Segnung gab er Steiven das Schwert zurück. Und nach und nach, während eines Zeitraums, der wie eine ganze Stunde anmutete, wurden die anderen Waffen auf althergebrachte Weise zurückgegeben und die Verpflichtung ihrer Eigentümer gegenüber ihrem Gebieter besiegelt.
Der Stahl selbst war ihr Eid; die Bürde ihrer Leben und ihrer Sicherheit aber lastete von nun an und für alle Zeit auf Arithons Schultern; so wie diese Menschen nun die Last für sein Leben und seine Sicherheit trugen, bis in den Tod.
Das Murren über seine Schwächen verstummte abrupt, als Steivens gebellte Anordnungen die Menschen zurück zum Bäumefällen und Fallgrubenausheben sandte, um den Aufbau ihrer Verteidigung fortzusetzen.
Als die Lichtung sich allmählich leerte, begegnete Arithon dem Blick seines Regenten.
Mit einem trostlosen Ausdruck in den grünen Augen sagte er: »Meine erste Tat wird sein, den Fluch zu brechen.«
Steivens gelöste Stimmung schwand, als er Alithiel seinem Prinzen darbot. »Ich weiß Bescheid. Das Gerede vermag mich nicht zu täuschen. Ihr aber verweilt bei dieser Sache, Euer Hoheit, wie ein Mann, der nicht zu sehen vermag, wenn das Wetter umschlägt. Etarras Haß glimmt heiß genug, um auch ohne einen Funken in Brand zu geraten.«
Arithon nahm das eisige Gewicht Alithiels an. Die Hast, in der er seiner Krönung entflohen war, hatte die Klinge ihrer Scheide beraubt: Er war gezwungen, sie ungeschützt an einem Gürtel zu tragen, der bereits die Spuren derartigen Mißbrauchs zeigte, und die Gewalt, mit der er die Waffe wieder an ihren angestammten Platz rammte, entlockte dem Stahl ein wütendes Dröhnen. »Lysaer ist nicht geeignet, von rational denkenden Männern beurteilt zu werden. Er ist ebenso verflucht worden, wie ich es bin, und weder Fehden noch Gerechtigkeit haben Einfluß auf seine Taten. Ich möchte nicht erleben, daß Eure Clanangehörigen zu einem Werkzeug werden, wie es der Garnison von Etarra ergangen ist.«
Er sauste davon, ehe Steiven etwas entgegnen konnte. Ohne ein weiteres Wort zu irgend jemandem verließ Arithon die Lichtung und entfernte sich vom Lager.
Steiven wollte ihm folgen, doch eine Hand an seinem Unterarm hielt ihn zurück.
»Laßt ihn gehen«, murmelte Halliron in dem musikalisch-freundlichen Ton, der selbst einen tödlichen Kampf schlichten konnte und das auch schon getan hatte. »Mein Herz sagt mir, daß dieser Prinz nur allzu gut weiß, was er tut.« Ein Lächeln offenbarte die Lücke zwischen seinen Vorderzähnen. »Außerdem, wenn er ebenso reizbar ist, wie es die Balladen seinen Vorfahren nachsagen, so wird er keines Mannes Einmischung tolerieren.«
Steiven fluchte.
»Ich weiß das. Ihr wißt das. Aber die Ähnlichkeit mit seinen Vorfahren wird meine Leute nicht zufriedenstellen können. Wenn er weiterhin so weibisch vor sich hin brütet, so hat mein Kriegshauptmann geschworen, er wolle ihn bis auf seine kurzen Kraushaare entkleiden, um nachzusehen, ob er eine Kastration unter seinen Kleidern verbirgt. Bei Ath«, schimpfte der ehemalige Regent in einem selten ergrimmten und zornigen Ton. »Wenn Caolle es versucht, so weiß ich nicht, ob ich ihn nicht einfach gewähren lassen sollte.«
Verlockung
Etarra bereitete sich auf den Krieg vor. Tag und Nacht hörte man die Fäustel der Waffenschmiede hämmern, begleitet von den lauten Schlägen der Übungswaffen, mit denen die Rekruten des letzten Jahres in professioneller Kampftechnik gedrillt wurden. Beinahe über Nacht schien ein jeder Mann im Kampfesalter nur noch in leichter Rüstung über die Straße zu
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