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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Perlmuttköpfen ihrer lackierten Haarnadeln. Mit einer sanften Bewegung wischte er sie fort. »Wir können es versuchen. Wir können hoffen.«
    Er legte die Hände um ihr Gesicht und küßte sie mit erregender Zärtlichkeit.
    Sie streckte die Hand aus, um ihn näher an sich heranzuziehen, doch die gleitende Bewegung ihres Ärmels warnte ihn früh genug, sich zurückzuziehen. Sicher, einen halben Schritt entfernt, lächelte er ihr zu. »Nein. Nicht jetzt. Wartet auf mich, schöne Frau. Wenn Arithon s’Ffalenn bezwungen und Eure Stadt sicher ist, dann werde ich zurückkehren. Wenn Ihr Euch dann noch immer nach meiner Nähe sehnt, so werden wir gemeinsam etwas Großartiges aufbauen.«
    Sie schluckte ihren Ärger hinunter, war sie doch vor allem erstaunt, daß er sich nicht über ihre zurückgewiesene Gefühlsregung lustig machte, wie es ein etarranischer Mann getan hätte. »Was, wenn Ihr nicht zurückkehrt?«
    Die Leichtigkeit fiel von ihm ab. »Dann werdet Ihr zurückbleiben, um herauszufinden, warum Etarras Heer verloren hat. In meinem Andenken werdet Ihr Euer Wissen nutzen, Eure Leute zu warnen, damit Arithons räuberische Machenschaften sie nicht unvorbereitet treffen, wenn die Zeit gekommen ist, erneut gegen ihn anzutreten.«
    »Ihr könnt nicht glauben, daß Ihr ihm unterliegen werdet!« rief Talith, und der Kummer ließ sie jegliche Verschlagenheit vergessen.
    »Ich darf nicht so anmaßend sein, auch nur für eine Sekunde anzunehmen, ich könnte nicht unterliegen.« Entschuldigend zuckte er die Schultern. »S’Ffalenn-Piraten haben in der Vergangenheit bessere Männer als mich besiegt.«
    »Ihr seid alles, was wir haben.« Dann, mit leidenschaftlicher Schärfe: »Alles, was ich habe.«
    Im Inneren des Ballsaales spielten die Musiker zu einem fröhlichen Stück auf. Hinter den offenen Doppeltüren sammelten sich die Tänzer, bildeten Reihen und begannen zu tanzen. Ihre Bewegungen schienen ohne Bedeutung. In ihrem stummen Flehen erkannte Talith mit einer Erleichterung, die sie erschaudern ließ, daß Lysaer zumindest nicht gehen würde, ohne an ihr Wohlergehen zu denken.
    »Ein Tanz.« Der s’Ilessid-Prinz lachte freundlich, griff nach ihr, der Seide, den Perlen, den gerüschten Lagen ihres Gewandes, umfaßte sie so zart, als wäre sie Distelwolle im Wind, eingefangen im Kreis seiner Arme.

 
Schlußfolgerung
     
    Eine Brise aus dem Osten legte sich wie ein übelriechendes Leichentuch über den säuerlichen Schlamm überfluteter Niederungen, die Färbereien von Narms und die Stadt, die aus Holzhäusern, einstöckigen Lagerschuppen und einem Hafen bestand. Von vorn bis hinten ein Handwerkszentrum, kannte dieser Ort keine Zierde außer dem munteren Treiben im Dienste des Handels.
    Die Küstenlinie weiter hinauf, dort wo die wundervollen Garne, die in diesen windgebeutelten, baufälligen Häusern gesponnen und gefärbt wurden, zu berühmten Stoffen und Wandbehängen weiterverarbeitet wurden, bargen die Steingebäude von Cildorn die tieferen Mysterien älterer Stätten: Eine Resonanz, die aus der Zeit paravianischer Siedlung geblieben war, lockte die Erdenmächte, noch immer nahe der Oberfläche zu fließen. Wegen der Vorzüge, die diese Mächte der Zauberei bieten konnten, hätte die Oberste Korianizauberin sich dort ihrer Aufgabe widmen wollen. Doch nach der groben Fehleinschätzung, die die Bruderschaft sich im Zusammenhang mit Arithons Krönung erlaubt hatte, drängte die Zeit, und Elaira würde Narms schneller erreichen können.
    Das Gebäude, das Morriel für ihre Zwecke gemietet hatte, gehörte der Witwe eines Mannes, der als Knabe in Diensten des Korianizirkels gewesen war. Nach seinem Tod hatten die schweren Zeiten und eine schlampige Führung seine Färberei zugrunde gerichtet. Seit langer Zeit den Marotten streunender Iyats überlassen, war der mit löchrigen Kübeln vollgestellte Hof knöcheltief in Schlamm und totem Laub versunken. Die Fabrik, ein roh verbreitertes Gebäude, lag eingeklemmt zwischen einer Brauerei und dem Schwemmland der Küste. Winterstürme überfluteten von Zeit zu Zeit das Lagerhaus. Das Gebäude roch nach modernden Lumpen und rottenden, wurmzerfressenen Planken, vermengt mit dem Hauch von Hopfen und dem Aroma von Fischen.
    Ein Dämon hatte vertrieben werden müssen, ehe Morriels Diener das einzig dichte Faß hereinschleppte, aufrecht in den Sandboden drückte und für ihre Beobachtungen füllte. Ein Garnrahmen war verstärkt und zu Morriels Bequemlichkeit aufwendig mit Decken

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