Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
Vom Netzwerk:
ab.
    »Steiven wird bald zurück sein«, sagte sie. Als Arithon sich noch immer nicht rührte, forderte sie ihn geradeheraus auf hereinzukommen: »Tretet ein und macht es Euch bequem, während wir auf ihn warten.«
    In Anerkennung ihrer heroischen Leistung, nicht zu nörgeln, schlüpfte er zur Tür hinein, obwohl ihm bewußt war, daß sie ihre Schlüsse aus seiner Erscheinung ziehen würde. Sie pflegte ihn viel zu häufig zu taxieren, als daß ihm dabei noch wohl sein könnte. Mit einem verunglückten Lächeln stellte er fest, daß ihr Rückzug ihn geschlagen hatte; nicht ein einziges Kissen in dem Zelt lag weit genug im Schatten, seinen Zustand zu verbergen. Absolut nicht willens, sich zu setzen, zählte er die Kerzen. Während Dania in den Schlafraum blickte, um dafür zu sorgen, daß Jieret wirklich im Bett landete, ließ er seiner inneren Unruhe ihren Lauf und begann, auf und ab zu gehen.
    Dieses Zelt war nicht so edel wie jenes, das sie in dem anderen Lager hatten zurücklassen müssen. Ohne die Wandbehänge, die edlen Teppiche und die massiven Möbel zeugte der Wohnraum jedoch noch immer von einer zivilisierten Ansiedlung. Eine Ecke, die Jieret dazu genutzt hatte, Spielzeug für seine Schwestern zu schnitzen, war mit Holzsplittern und Rinde übersät. Auf einer aus Riedgras gewebten Matte aus Riedgras lag ein Buch, und gleich daneben stand eine halb heruntergebrannte Kerze. Die Schrift leuchtete im übermäßigen Kerzenschein in leuchtenden Farben auf, während er vorüberschritt. Die darunterliegende Wand war mit einem Bild von einer Hirschjagd bemalt worden. In der Ecke, gebettet auf ein Kissen auf einer pflanzenfasergepolsterten Pritsche, lag einsam und allein die Lyranthe Hallirons.
    Silberne Saiten glitzerten wie Perlen im Licht, so zahlreich und funkelnd wie die Kerzen selbst. Arithon biß die Zähne zusammen, dennoch gelang es ihm einfach nicht, sich abzuwenden. Einlegearbeiten aus Topas und kleine Smaragde lockten seine Aufmerksamkeit auf die Intarsien, die sich vom runden Boden des Klangkörpers den Hals hinauf bis hin zu den Reihen der Ebenholzwirbel zogen.
    Ehe die Vernunft ihn aufhalten konnte, hatte er sich schon gesetzt. Er streckte seine Finger aus und strich sanft über die Saiten.
    Das Timbre, das seiner Berührung antwortete, stach ihm mitten ins Herz, so sehr glich es der Stimme des Instrumentes, das er in Etarra zurückgelassen und verloren hatte. Die Rune ihres Schöpfers, eine Einlegearbeit aus Perlmutt auf der Rückseite des Klangkörpers, war nicht zu sehen; aber der Klang war alles, was Arithon brauchte, um die Handwerkskunst Elshians zu erkennen.
    Die Verlockung wurde unwiderstehlich.
    Er hob die Lyranthe hoch, legte seine Hand an die silbernen Bunde und begann zu spielen.
    Die Brandwunden von Lysaers Lichtblitzen, die Arithons rechte Hand versengt hatten, hatten kaum zu heilen begonnen. Behindert durch die Verletzung, die seine Beweglichkeit hemmte, schlug er eine rohe, ungleichmäßige Reihe Noten an. Verloren in seiner Verwirrung, beinahe schwebend vor Übermut, blieb ihm nur noch Raum für die Musik. Er dehnte seine steife Hand, fluchte leise, als der Wundschorf aufbrach, und dann legte er so stürmisch los, daß es schien, als würden die Zelthäute abheben müssen, um den wolkenverhangenen Himmel freizugeben.
    Noten jubilierten durch die Stille, und ihr Klang, in einem unbefleckten Ausdruck reiner Schönheit, widersprach all seiner Unsicherheit und Pein.
    Gerade von Jierets Bett zurückgekehrt, zogen die Klänge die gnädige Frau Dania in ihren Bann. Ob in Dur oder Moll, die Lyranthe erklang in einer ganz und gar persönlichen Vorstellung von der Grazie eines Schwerttanzes. In der stickigen, warmen Luft im Inneren des Zeltes erschauderte Dania vor Entzücken. Dieser Prinz vermochte mit seinem Spiel Zauber zu wirken. So gebannt, daß sie jede Furcht vor unschicklichem Benehmen verlor, lächelte sie anerkennend und trat näher zu ihm.
    Mit einem lauten Klatschen schlug die Decke zum Schlafraum zu, doch ihr Versuch, auf ihre Anwesenheit aufmerksam zu machen, verhallte unbeachtet. Die Melodie baute sich auf, Noten verschmolzen und trieben auseinander, während Arithons Wange am Resonanzkörper des Instrumentes lag. Seine Augen waren geschlossen, sein ganzes Sein verschmolzen mit den Noten, die unter seinen Händen zu tanzen begannen.
    Ein entglittener Finger zerstörte den Zauber. Eine Pause folgte, während derer er die Hand von den Saiten nahm. Dann senkte er sie wieder zu einer

Weitere Kostenlose Bücher