Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts
geeignet wäre. Alarmiert betrachtete Dania seine Miene. »Es geht Euch nicht gut.«
»Was nicht Eure Sorge ist, liebe gnädige Frau.« Arithon ergriff ihre Hände, küßte die Handrücken, wohl wissend, daß der kühle Schweiß und das leichte Zittern seiner Hände sie genug verunsichern würden, um sie zum Schweigen zu veranlassen. »Caolle oder Euer Gatte, egal welcher von ihnen. Aber ich muß jetzt sofort mit einem von ihnen sprechen.«
Stille antwortete ihm, ein harter Kampf persönlichen Willens, in dem Halliron schließlich einlenkte, wollte er doch vermeiden, daß die Clanmutter Deshirs dem Zorn des s’Ffalenn-Erben zum Opfer fiel. »Steiven und Caolle haben sich gemeinsam in das Zelt zurückgezogen, das als Waffenlager dient. Sie führen eine Inventur durch. Eine Unterbrechung wird ihnen vermutlich nicht allzu ungelegen kommen.«
Arithon schenkte dem Barden ein Lächeln von erstaunlicher Dankbarkeit. Dann küßte er erneut die Hände der gnädigen Frau. »Meine Empfehlung und mein Dank für Eure Gastfreundschaft.« Not, dringlicher als freundliche Gesten, trieb ihn an, als er ihre Hände losließ und hinausging.
Hinter ihm fiel die Eingangsdecke seufzend zurück und wehte den nächtlichen Duft taubenetzter Nadelgehölze herein. Die gnädige Frau Dania starrte in die vom Kerzenschein strahlendhelle Leere, die Arme verloren vor der Brust verschränkt. »Er bemüht sich sehr, uns glauben zu machen, er nähme uns nicht ernst.«
In wortloser Zustimmung ergriff Halliron ihre Schultern. Er drehte sie, so daß er sich ihr gegenübersetzen konnte, und schenkte ihr Wein ein. Dieses eine Mal in seinem Leben nicht geneigt, sich der Musik zuzuwenden, um seinen aufgebrachten Geist zu beruhigen, schenkte er einen zweiten Kelch für sich selbst ein. »Das Schicksal ist sein Feind, nicht wir.«
Er trank einen tiefen Schluck, um einen Kummer zu besänftigen, den er nicht ertragen konnte, Kummer, daß seine Suche nach einem Nachfolger endlich einen Mann hervorgebracht hatte, dessen Fähigkeiten seiner Schulung würdig waren und der doch keinen Gebrauch davon machen konnte.
Im trüben Licht einer einzigen Kerze kroch der Kriegshauptmann von Deshir durch das Zelt und zählte die federlosen Pfeile in ihren Behältnissen, während Steiven Zahlen auf einer Liste eintrug. Caolle sah zuerst auf, als die Decke am Eingang in Bewegung geriet und der kühlen Nachtluft Einlaß verschaffte. Ein Lächeln stahl sich in seine finsteren, wettergegerbten Züge. »Na, da schau her. Seht nur, wer da kommt.«
Arithon trat ein. Seit er aus dem Fluß getrunken hatte, hatte er nichts mehr dafür getan, sich den Drogenentzug zu erleichtern, und so war er, beladen mit zusammengerollten Pergamenten, nicht in Stimmung für unnötige Spitzfindigkeiten. Das Wasser hatte ihm kaum geholfen, und er wußte, daß ihm nicht viel Zeit blieb, mit den Männern zu reden, ehe die Erschöpfung ihn zwingen würde, sich zurückzuziehen. Zu schnellen Bewegungen getrieben, um das Wiederaufleben seiner Krämpfe zu verbergen, wählte er einen Tisch, auf dem Schwerter aufgereiht lagen, um die sich am Morgen die Waffenschmiede kümmern sollten. Er schob sie einfach zur Seite, wobei er genug Lärm veranstaltete, um Steiven entsetzt aufspringen zu lassen.
»Euer Hoheit?«
In der Eile kümmerte sich der Clanführer gar nicht mehr um seinen Kriegshauptmann.
Caolle warf einen Pfeil zur Seite, griff nach der Kerze und folgte ihm. Sein Mißfallen verstärkte sich noch, als Arithon eine Unzahl aufgerollter Pergamente auf den Tisch fallen ließ und dort hastig ausbreitete. Bei den so lieblos behandelten Pergamenten handelte es sich um taktische Pläne, das Ergebnis schwerer Arbeit und vieler Tage lautstark ausgetragener Diskussionen.
So wütend, daß ihm die Kehle anschwoll, schritt Caolle entschlossen heran. »Wenn Ihr dann für heute damit fertig seid, Trübsal zu blasen, könntet Ihr uns vielleicht mitteilen, wie der Name des Mannes lautet, der derzeit die Bogenschützen Etarras befehligt.«
Auf den Tisch gestützt, im Kampf gegen einen üblen Schwindelanfall, versuchte Arithon zu antworten. Seine Kehle war inzwischen staubtrocken. Das Wasser aus dem Ruß hatte nicht ausgereicht, die Anforderungen des Entzugs zu befriedigen.
Er war sich darüber bewußt, daß ihn dieses Versäumnis nun in Gefahr brachte, durch die Nachwirkungen des Giftes das Bewußtsein zu verlieren, sollte er sich zu sorglos anstrengen, also blickte er sich um, doch er konnte keine
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