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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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schmerzlichen, trübsinnigen Weise, die sich nahe am Rand der Dissonanz bewegte.
    Mit unbefriedigter Sorgfalt brachte Arithon sodann die Saiten zum Schweigen. Dann drehte er seine Hand um und sah, daß seine Wunde wieder aufgebrochen war. Blutstropfen quollen aus ihr hervor.
    Dania bemerkte, daß sie halbbetäubt war, war sie doch dem sinnlosen Drang gefolgt, den Atem anzuhalten. Sie tat einen weiteren Schritt, gerade in dem Moment, in dem der Prinz aufsah.
    Der gefühlvolle Ausdruck seiner Augen traf sie mit der Gewalt einer Gewitterfront unter dem Grollen sommerlicher Donnerschläge.
    Sie setzte sich ihm gegenüber. »Es war nicht meine Absicht zu lauschen. Aber ich muß zugeben, Ihr verfügt über eine Gabe, die selbst Halliron mit Neid erfüllen dürfte.«
    Bei der Erwähnung des Meisterbarden blickte Arithon unsicher zu Boden. Hätte das Instrument in seinen Händen ihn nicht mit tiefer Ehrfurcht erfüllt, so hätte er vielleicht seinem ersten Impuls nachgegeben und es mit aller Gewalt von sich geschleudert. »Gnädige Frau, Euer Lob ist zu großzügig.«
    Er tupfte seine wieder aufgeplatzte Wunde nicht an seiner Tunika ab. Kurzer Schrecken verunsicherte sie, als sie sich fragte, ob er es wissen konnte: Das Kleidungsstück hatte ihrem verstorbenen Bruder gehört. Seine Augen waren erneut auf sie gerichtet. Er sah und sie erkannte nur zu deutlich, daß ihre Intuition seine Absichten auf eine harte Probe stellte.
    Dania überstand den peinlichen Augenblick, indem sie ihr Kleid über ihren Knien zurechtzupfte. Blauer Stoff legte einen Ring aus Zwielicht über einer braunen Landschaft aus Flachskniekissen aus, und ihre Hände, gleich einem Vogelpaar, lagen gefaltet in ihrem Schoß. Schnell senkte Arithon den Kopf und hoffte, sein herabhängendes Haar würde den Ausdruck in seinem Gesicht verbergen. Sein Atem war nicht so leicht zu beruhigen; Steivens Frau war von einer lebendigen, magnetischen Schönheit, trotz ihres harten Lebens und der Fülle, die sie von ihren Schwangerschaften zurückbehalten hatte.
    Die Tatsache, daß sie seiner Seele so mühelos auf die Spur kommen konnte, brachte eine Intimität mit sich, die verheerend auf seine durch die Drogen sensibilisierten Sinne wirkte und ihn zu schamlosem Verhalten provozierte.
    Sich ihres schnellen, furchtsamen Blickes über alle Maßen bewußt, wandte er den Kopf.
    »Etwas erfüllt Euch mit Besorgnis«, sagte sie. »Ist das der Grund, warum Ihr meinen Gatten sucht?«
    Ihre Stimme hatte einen samtenen Klang, der an den Wind im hohen Gras erinnerte. Ein sanftes Beben erfaßte ihn, und er schloß geschwind die Augen, als der Rest des Tienellekrautes eine glühende Hitze durch seine Adern sandte.
    »Manche Dinge spricht man besser nicht an.« Zu spät erwehrte er sich der erneut aufflackernden Visionen. Hellsichtigkeit erwachte, so deutlich und häßlich, daß sie ihm den Atem raubte. Die gnädige Frau Dania, ausgestreckt in schwarzem Humus, das Leder, das sie alltags zu tragen pflegte, zerrissen, so daß es den Blick auf ihre schlammbeschmutzten Hüften freigab, und ihre Kehle von einem Schwert aufgeschlitzt.
    Vage bemerkte er, daß sie sprach. »Wenn es nach mir ginge, ich würde alle Waffen in Etarra im Sumpf von Anglefen versenken und Euch als Barden von Deshir anheuern.«
    Arithon öffnete die Augen und warf ihr einen Blick zu, heiß und flüssig wie Messing in einem Schmelztiegel. Er sagte kein Wort, nahm nur die Lyranthe wieder an sich, wobei er seine innere Unruhe hinter einer trägen, gelangweilten Fassade zu verbergen suchte.
    Dania ließ sich so leicht nicht täuschen. Ebensowenig vermochte sie den Druck zu übersehen, der ihn bedrängte und in einer Sanftheit wurzelte, die er an diesem Abend aus irgendeinem Grund nicht zu verbergen imstande war. Die Musik, die er mit seinen Händen zauberte, machte es ihr leicht, auf das Gespräch zu verzichten.
    Er nahm die Erleichterung, die sie ihm so gestattete, mit einer Dankbarkeit an, die sich in E-Dur Ausdruck verschaffte, ehe er zu einem gleitenden Rausch tieferer Bedeutsamkeit überging, der sich in lyrischen, düsteren Tönen erging. Zerrissen zwischen seiner physischen Erschöpfung und den schaurigen Bildern, die sich dann und wann durch sein innerstes Wesen schlichen, sehnte Arithon Steivens Rückkehr herbei, auf daß er seine Arbeit beenden und sich endlich allein zurückziehen konnte. Er wollte in den Wald, wollte den Rufen der Ziegenmelker und den Plätschern des Wassers lauschen, um seine aufgewühlten

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