Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts
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»Oder hat das Schmollen Euer Gedächtnis getrübt?« stichelte Caolle. »Macht Euch nur keine Sorgen. Unsere Planung steht bereits.«
Ungehalten hob Arithon den Kopf. »Der Name des Kommandanten lautet Hadig. Und Ihr werdet Eure Taktik ändern müssen.«
Caolle stieß ein schroffes, lautes Lachen aus und wandte sich sogleich seinem Clanführer zu. »Dieser weibische Tagträumer meint, unsere Beratungen seien reine Zeitverschwendung. Sollen wir mit dem Zählen aufhören, nur damit er uns zeigen kann, wie man es besser macht?«
Arithon reagierte weder auf die Beleidigung, noch gab er Steiven die geringste Zeit, sich weitere Gedanken über seinen Zustand zu machen. Er zwang seine Hand zur Ruhe und deutete auf eine Reihe in Tinte geschriebener Symbole, die sein unbeständiger Geist in zerschmetterte Leiber, gebadet in geronnenes Blut, umwandelte. »Hier.« Er keuchte beinahe. »Und hier. Ich erlaube nicht, daß eines Mannes Mutter oder Kind sich der Armee Etarras in den Weg stellt.«
Die Lippen zu einem verächtlichen Ausdruck verzogen, sagte Caolle: »Ihr denkt, wir hätten ebensowenig Schneid wie die Städter.«
»Ich habe einen Eid geleistet.« Arithon sah ihm direkt in die Augen. »Und ich spreche aus Sorge.«
Caolle stellte die Kerze ab und stützte sich mit seinen großen Händen auf die Karten. »Ihr würdet einen hervorragenden Stadtgouverneur abgeben.«
»Ihr werdet mir zuhören«, entgegnete Arithon in einem leicht kommandierenden Tonfall. »Wollt Ihr Eure Leute aus purem Stolz ins Verderben reißen? Mein Einspruch beruht nicht auf schlichter Sentimentalität.«
»Sentimentalität? Ja, seid Ihr denn blind?« Caolles vernarbte Faust krachte auf den Tisch, daß die Schwerter laut rasselten, während die Kerze ihr heißes, flüssiges Wachs über die Karten verspritzte. »Neunhundertsechzig von uns sind alt genug, eine Waffe zu führen. Dabei ist jeder Mann aus den Clans der nördlichen Wälder eingeschlossen, der, selbst mit Aths Hilfe, nicht früh genug hier sein kann, um uns noch beizustehen. Zehn zu eins steht es damit. Dharkaron der Racheengel könnte ein solches Risiko nicht mehr ausgleichen. Und Ihr spukt Gift und Galle in mein Gesicht mit Euren Einsprüchen?«
»Caolle. Vergiß nicht, daß du mit deinem obersten Herrscher sprichst.« Steiven kam mit Klappstühlen aus einer Feldausrüstung aus dem Schatten hervor. Er verteilte die Stühle um den Tisch und sagte scharf: »Euer Hoheit, wenn Ihr Veränderungen wünscht, so nennt uns die Gründe. Streitereien sind hier nicht von Nutzen.«
Der Clanführer setzte sich und konzentrierte sich mit eiserner Miene auf die Karten. Wenn eine Nacht in der freien Natur Arithon aus seiner Apathie gerissen hatte, so wollte er diese Veränderung keinesfalls ins Lächerliche ziehen. Dieses Prinzen Hand hatte geholfen, Desh-Thiere zu bannen; wenn die Macht, die er dazu gebraucht hatte, nun ebenfalls helfen konnte, so mußte er ihn dazu ermutigen, sie einzusetzen. Doch konfrontiert mit Arithons unsicherer Haltung, als jener sich einen Stuhl heranzog und darauf niedersank, fragte sich Steiven im stillen, ob Caolles Mutmaßung, der Prinz hätte sich zu einem königlichen Besäufnis zurückgezogen, nicht doch zutraf.
Arithon stützte das Kinn auf seine gefalteten Hände. »Ich habe eine Warnung erhalten«, sagte er übergangslos. »Das Leben jeder Frau und jedes Kindes wird verloren sein, wenn sie ausgesandt werden, sich gegen Lysaer zu stellen. Abschlachten beschreibt am ehesten, was geschehen wird. Ich konnte keine alternative Handlungsweise finden.«
Gnädigerweise schwieg Caolle, während Steiven sich mit der unausgesprochenen Tatsache magischer Hellsichtigkeit befaßte, wobei er ebenso zurückhaltend war, als würde er einem fast schon aufgescheuchten Reh nachsetzen. »Könnt Ihr etwas genauer werden?«
»Unglücklicherweise nicht.« Arithons Stimme nahm einen Ton an, der sich kaum von dem unangenehmen Klingeln in seinen Ohren unterschied. »Euer Sohn hat meine Beobachtungen unterbrochen. Durch ein kurzes Gespräch über seine Schwestern wurde diese Vision ausgelöst, aber seine Anwesenheit hat verhindert, daß ich mehr herausfinden konnte. Ich schlage vor, und das tue ich nicht leichtfertig, daß Ihr Schutzmaßnahmen ergreift.«
Steiven betrachtete seinen Prinzen und unterdrückte voller Verzweiflung den Gedanken, der sich in seinem Bewußtsein regte: daß sein eigenes Leben bereits verwirkt war. Es erschien ihm als grausame
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