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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Ungerechtigkeit, daß die Loyalität gegenüber diesem Teir’s’Ffalenn womöglich auch noch das Leben seiner Frau und seiner fünf Kinder fordern könnte. Er sagte jedoch nur: »Ihr wünscht, daß ich Frauen und Kinder vom Schlachtfeld fernhalte?«
    »Das ist das mindeste.« Arithon klang überanstrengt.
    »Selbstmord«, unterbrach Caolle. Er steckte seine breiten Daumen in seinen Gürtel und fuhr mit der Zunge über seine Zähne. »Wir können nicht die Furcht davor, wer sterben könnte, unser Handeln bestimmen lassen. Wenn wir erst anfangen, unsere Leute zurückzuhalten, bei wem wollen wir dann aufhören? Wir können es uns nicht leisten, wählerisch zu sein, während unsere Linien überrannt werden und all unsere Krieger auf dem Schlachtfeld fallen!«
    »Es gibt Alternativen«, fiel Arithon ihm ins Wort. In diesem Augenblick ging die Kerze aus, obwohl niemand die Flamme zuvor gestört hatte.
    Als Caolle sich vorbeugte, um nach dem Docht zu sehen, hielt Steiven ihn instinktiv zurück. »Nicht. Erloschene Kerzen pflegen üblicherweise noch zu rauchen. Ich rieche aber nichts, demnach muß das Licht noch immer brennen.«
    »Die Sonne kann ebenso leicht verdunkelt werden«, erklärte Arithons Stimme in der Dunkelheit. »Ich besitze die Herrschaft über die Schatten. Wenn ich auch nicht gewillt bin, mit Heimtücke zu töten, kann uns doch die Nacht zum Vorteil gereichen.«
    Er ließ die gefangene Flamme wieder frei, und ihr ruhiges Licht glitzerte in vielfachen Reflexionen auf den Helmen und Rüstungen eines ganzen Dutzends bewaffneter Männer, die, aus dem Nichts herbeigerufen, in einer Reihe hinter dem Stuhl des Prinzen standen.
    Caolle befreite sich aus dem Griff seines Clanführers. Angespannt richtete er sich auf, während seine Hände unter den Schwertern auf dem Tisch nach einer einzigen brauchbaren Klinge tasteten.
    Arithons krächzendes Gelächter ließ ihn abrupt innehalten.
    »Nur eine Illusion«, warnte ihn der Prinz. Seine Magie verpuffte in der Luft, während Caolle blinzelnd und mit dümmlichem Gesichtsausdruck zurückblieb, die Hände um den Griff eines schlecht ausbalancierten, antiken Schwertes geklammert.
    In hartem Ton sagte der Prinz: »Ich bin kaum der grüne Junge, den Ihr Euch vorstellt. Dank der Erziehung meines Großvaters halte ich alle Möglichkeiten in Händen. Hört mich an und lebt. Oder ich trete zurück, widerrufe meinen Eid, enthebe Euch der Treue, des Schutzes und jeder Spur der Erinnerung an mich.«
    Wie zum Hohn für den Zorn Caolles, der ihn mit einem einzigen Hieb hätte aufschlitzen können, blickte der Herr der Schatten dem erfahrenen Krieger mit zusammengepreßten Lippen und einem wütenden Ausdruck des Widerspruchs direkt in die Augen. Bis schließlich Steiven den Verdacht hegte, daß der Prinz keineswegs betrunken, sondern auf Streit aus war, und einschritt.
    »Caolle, leg die Waffe nieder! Ob du nun verspottet wurdest oder nicht, ich kann keine Gewalt gegen einen Gast dulden, dem ich die Treue geschworen habe.«
    Den Kopf eingezogen wie eine Bulldogge, beruhigte sich Caolle widerwillig. Mit glühendem Blick verfolgte er, wie Arithon einen Kohlestift ergriff und die Aufstellung der Streitmächte Deshirs in der Karte veränderte. Während die zarten, zittrigen Hände die Pläne mit neuen Strategien belebten, war der jähzornige Kriegsveteran gezwungen, seine Meinung über den s’Ffalenn zu revidieren. Schwach mochte er sein, doch er war auf beeindruckende Weise gerissen. Seine Hände zitterten, und seine Augen brannten unter halb gesenkten Lidern, als hätten seine angespannten Nerven ihn fiebrig werden lassen. Kampferfahrung mochte ihn jedoch genug abhärten, um einen anständigen Herrscher aus ihm zu machen, so dachte Caolle, doch diese Ansicht behielt er für sich.
    Kurz bevor sie fertig waren, wurden sie unterbrochen. Plötzlich kam ein bewaffneter Kundschafter in Lederrüstung hastig aus tiefschwarzer Nacht herein. »Euer Hoheit, Lord Caolle. Die gnädige Frau Dania benötigt die Anwesenheit ihres Gatten. Euer Junge, Jieret, er hat schon wieder einen Alptraum und ist vor Kummer ganz von Sinnen.«
    »Entschuldigt mich«, sagte Steiven, bereits auf den Beinen, ehe er so schwungvoll hinauseilte, daß die Pergamente hinter ihm in Bewegung gerieten.
    Erleichtert, seine Botschaft abgeliefert zu haben, kam der Kundschafter ganz herein und setzte sich auf den Stuhl, den sein Clanführer gerade erst freigemacht hatte. Mit einem bedauernden Blick zuckte er die Schultern. »Möge

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