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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Ath dem armen Jungen sein Leid erleichtern«, sagte er zu Caolle, ehe er Arithon erklärte: »Jieret hat das Zweite Gesicht, genau wie sein Vater.«
    »Jieret ist von Natur aus hellsichtig?« Mit überkreuzten Armen hockte Arithon zusammengekauert an dem Tisch und schnappte mit großen Augen aufgeschreckt nach Luft. »In Aths Namen, warum hat denn bloß niemand daran gedacht, mir das zu sagen?«
    Angesichts dieses unerwarteten Ausbruchs der Sorge, trommelte Caolle zynisch mit den Fingern auf seinen Schwertgurt, während der junge Kundschafter weit weniger mürrisch seufzte.
    »Seid gewiß, das ist kein Geschenk für einen Knaben. Was auch immer er geträumt hat, es hat ihm das Herz gebrochen.«
    »Ich werde Euch sagen, was er gesehen hat.« Arithon bedachte Caolle mit einem wütenden Blick. »Er sah, wie jeder seiner lebenden Verwandten abgeschlachtet wurde. Hätte ich gewußt, daß der Knabe das Zweite Gesicht hat, dann hätte ich ihm nie gestattet, bei mir zu bleiben. Ich war noch immer in Trance, und mein Geist war zu dieser Zeit weit geöffnet. Wenn er die Gabe hat, dann hat er diese Geschehnisse aus meinen Gedanken übernommen. Mein ist die Schande, wenn er irgendeinen Schaden genommen haben sollte.«
    Weder die Erwähnung von Magie noch die Ausdrucksweise des Prinzen vermochten Caolle zu beeindrucken, der ganz einfach jede Art von Gefühlsausbruch verachtete. Er zog sein Abbalgmesser aus der Scheide und entfernte mit Expertenmiene im trüben Licht der Kerze einen Niednagel. »Ihr macht Euch unnütze Sorgen«, sagte er zu Arithon. »Deshirs Kinder sind nicht so zerbrechlich. Derartige Schwächen haben die städtischen Kopfjäger längst aus den Geschlechtern der Clanangehörigen getilgt.«
    Offenbar ließ sich Arithon mit diesen Worten beruhigen, denn als der Kriegshauptmann wieder aufsah und seine Klinge in ihr Futteral zurückschieben wollte, war der Prinz anscheinend eingeschlafen. Seine schwarzen Haare fielen über das stützende Handgelenk, seinen anderen Arm hatte er über die Karten ausgestreckt; als wäre er gerade dabei gewesen, aufzustehen, ehe er vor seinem Schlaftrieb hatte kapitulieren müssen.
    Wenn ihn die magischen Erkundungen ebenso erschöpft hatten, wie zuvor seine Flucht aus Etarra, so wäre jeder Mann, der versucht hätte, ihn zu wecken, ein Dummkopf. Das Gesicht in der Dunkelheit zu einer Miene des Ärgers verzogen, machte der Kundschafter eine entsprechende Bemerkung.
    Caolle seinerseits erkannte widerwillig Arithons Beitrag zu ihrer Verteidigungsstrategie an: Er verfluchte seinen Herrscher nicht für den Gefühlsausbruch, sondern forderte lediglich in einem Tonfall störrischer Reserviertheit auf, Arithon in Steivens Wohnzelt zu tragen.
    »Das ist jetzt schon das zweite Mal in einer Woche, daß wir schleppen dürfen, als wären wir Abdecker«, grummelte der Kundschafter. Die Kerze flackerte in dem Luftzug, den er verursachte, als er Steivens Stuhl zurückschob, sich vorbeugte und seine Unterarme unter Arithons Achseln schob. »Puh. Was hat er denn da an seinen Kleidern. Riecht wie verbrannte Kräuter oder so etwas.«
    Caolle zuckte die Schultern. Die sonderbaren Gewohnheiten der Zauberer zu ergründen, lag außerhalb seines Fachgebietes, also ergriff er kommentarlos die königlichen Beine.
    Während die beiden Männer ihren Prinzen um den mit Karten belegten Tisch manövrierten, stieß der Kundschafter ein atemloses Lachen aus.
    »Wenigstens ist er klein genug, Ath sei Dank. So gut zu packen wie ein junger Hund. Wenn ich tatsächlich mein Schwert im Namen meines Herrn erheben muß, dann werde ich froh sein, wenn ich damit Städter umbringen kann.«
    »Du wirst dein Schwert eher im zusätzlichem Wachdienst einsetzen dürfen!« schnappte Caolle, der endlich, nachdem er sich seinem Clanführer zuliebe lange zurückgehalten hatte, seiner schlechten Laune Luft verschaffen mußte.
    »Zurück auf deinen Posten. Überlaß die Pflege unseres kleinen Prinzen mir.« Der temperamentvolle Kriegerhauptmann von Deshir warf sich den Prinzen wie ein Beutetier über die Schulter und stapfte schnaubend allein zu Steivens Wohnzelt.
    Die vielen Kerzen, die Danias angezündet hatte, waren inzwischen heruntergebrannt, und die wenigen Stummel, die noch Licht verbreiteten, ertranken fast im flüssigen Wachs. Andere Kerzen waren gelöscht worden, um Vorräte zu sparen. Groß und weiß standen sie im düsteren Spiel der Schatten. Der Wert dieser Kerzen war Caolle ebenso bewußt wie der des Lebens auf seinen

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