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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Blick.
    Dann lachte auch er laut auf. Keinen halben Schritt zu seiner Linken hatte irgendein launiger Bildhauer eine Treppe in den Felsen gehauen. Mit absurder Eleganz führten die schwarzen Marmorstufen, die zu beiden Seiten mit den überheblichen Bildern lauernder Scheusale verziert waren, weiter hinauf. Extravagant gedrechselte Pfosten hatten einst ein Geländer getragen, bis die Witterung schließlich das Messing zerstört hatte. Nun waren nur noch die Befestigungen erkennbar.
    »Ich will verdammt sein«, rief Dakar aus. »Welcher Narr hat das denn gebaut?«
    »Davien.« Als sinnierte er über die Eigenarten seines durchtriebenen Kollegen, erklärte Kharadmon: »Vor fünfzehn Jahrhunderten, als er die Grube in den Rockfellberg getrieben hat, hat Davien beharrlich behauptet, daß der Fels auf diesem Berg irgendwann beschließen könnte, ihn abzuschütteln. Er hatte recht, anzunehmen, daß jeder, der sich erdreistet, so weit heraufzusteigen, dies nur tut, um die Arbeit eines Zauberers zu verrichten.«
    Während er seitwärts über die Felsoberfläche krabbelte, stand Dakar nicht der Sinn danach, über die verdrehte Logik des Verräters zu diskutieren. Er packte sich einen der Pfosten und zog sich auf die Stufen, gleich darauf schwand seine Erleichterung wieder, als die Bildnisse der Scheusale jeder seiner Bewegungen mit hungrigem Blick zu folgen schienen. Mißtrauisch prüfte er die Tritte. Alles, was Davien sonst geschaffen hatte, war nicht vertrauenswürdig und mit allerlei geschickten Fallen versehen; wenn diese Treppe harmlos oder gar sicher sein sollte, dann war sie die glorreiche Ausnahme. Beinahe wünschte sich Dakar, er würde wie ein Insekt am natürlichen Felsgestein kleben.
    Feucht vom klammen Dunst brach Dakar durch die Wolken. Über ihnen spiegelte sich das Sonnenlicht auf dem spitzen Gipfel des Rockfellberges. Schwebend zwischen jenem Gipfel, der den Himmel zu tragen schien, und der darunterliegenden Welt sog Dakar nervös Luft in seine Lungen. Er hustete, was Asandir veranlaßte, ihm ungeduldig von oberen Ende der Treppe Daviens aus zuzuwinken.
    Wie Lumpen wettergebleichten Segeltuches ruhte das Bündel, um das Dakar bei seiner Ankunft einen weiten Bogen machte, nun neben Asandirs Füßen. Mochte das Ding auch so harmlos aussehen wie eine Picknicktasche, konnte doch selbst die Wahrnehmung des Lehrlings Dakar sich der stechenden Ausdünstung all der Zauberbanne auch aus zwei Schritten Entfernung nicht verschließen.
    Asandir hockte vor einer aufrechten schwarzen Steinplatte. Das Ohr an die spiegelglatte Oberfläche gepreßt, hatte er seine Handflächen zu beiden Seiten flach an den Felsen gelegt. Er machte den Eindruck, Stunden so verbringen zu können, während sein Schüler zitternd der eigenen Langeweile überlassen blieb.
    Ein Greinen hallte durch die Luft.
    »Kharadmon«, rief Asandir, ehe er ganz plötzlich ruckartig zurücktrat.
    Dakar roch das Ozon. Dann wäre er beinahe gestürzt, als ein gleißender Lichtblitz sengend über den schwarzen Stein strich. Ein ganzes Netzwerk spiralförmig angeordneter Banne, eingemeißelt zwischen Runen, flammte auf der Oberfläche auf. Im blauen Licht der gebändigten Kräfte, deren Strahlen ihn blendeten und klein erscheinen ließen, stand Asandir bewegungslos da, während unter ihm die Wolken zu wogen begannen und den Rockfellgipfel mit amboßartigen Formationen gebirgiger Kumuluswolken umgaben.
    Obwohl dies nur die Reaktion der Natur auf die gewaltigen Energien war, erfüllte die Ähnlichkeit mit den wallenden Nebeln Desh-Thieres Dakar mit schmerzlicher Furcht. Die Sonne war beinahe untergegangen. Der noch sichtbare Himmel erglühte aquamarinblau, und der Mond erstrahlte in einem ebenso übersinnlichen Licht wie das schneidende Feuer gewaltiger Zauber. Diese aber erklangen in hochtönender, kaum wahrnehmbarer Vibration, umgeben von dem silbrigblauen Schleier aufwallenden Nebels. Dann, so schnell, wie sie erwacht war, flackerte die Energie, flammte violett auf und schwand.
    Wo zuvor der Felsen gewesen war, befand sich nun ein Tor.
    Dakar begaffte es ungläubig. »Wie habt Ihr das gemacht?«
    Asandir murmelte etwas über eine physische Neuanordnung und lud sich brüsk den Rucksack auf den Rücken. In der nächsten Sekunde verschwand er bereits in der schwarzen Höhle, die den Eingang in den Schacht von Rockfell darstellte.
    Geblendet näherte sich Dakar nun vorsichtig. Von der Dunkelheit verschluckt, empfand er einen Druck, der ihn zu ersticken drohte. Dennoch

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