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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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mitten in der Luft: »Das nennt Ihr einen Pfad? Ich sage, das ist eine Mausefalle. Und ich hoffe, Ihr habt Schutzzauber eingerichtet. Wenn zufällig ein Dämon vorbeikommt und einen lockeren Stein verhext, so wird er ganz sicher einen Fehlgriff tun und mich treffen.«
    Um so verärgerter, da sein Ausbruch keine Antwort erhielt, zerrte Dakar an den Riemen des Rucksacks, der sich über seinem Rücken wölbte wie der Panzer einer mißgestalteten Schildkröte. »Und außerdem: Ich glaube kaum, daß ihr Zauberer das Risiko eingehen wollt, mich abstürzen zu sehen, nicht solange ich das hier habe. Und ich weiß nicht, warum gerade ich zum Packesel der Bruderschaft berufen wurde!«
    Eine Brise wehte durch die Gebirgsblumen neben Dakars Füßen, möglicherweise herbeigeführt durch Kharadmons unsichtbare Anwesenheit.
    »Oh, hört doch auf«, meckerte Dakar. »Selbst ein Geiziger im Armenhaus hätte mehr zu sagen als Ihr. Warum erzählt Ihr mir nicht einfach, weshalb Asandir mich diesen athverfluchten Nebelgeist auf den Gipfel des Rockfell schleppen läßt?«
    »Du brauchst Bewegung?« stichelte Kharadmon. Ein Gänseblümchen fiel aus dem Nichts und blieb an Dakars linkem Ohr hängen.
    Der Wahnsinnige Prophet wischte es fort. Die Schulter an den Berg gepreßt, kraxelte er voran, bis der schmale Pfad in eine enge Biegung mündete, die von Felsbrocken blockiert wurde. Dort ließ er sich die Gelegenheit nicht entgehen, sich zu Boden fallen zu lassen. Der Sitzplatz seiner Wahl war moosbewachsen. Angesichts der Nässe dieses eisigen Frühlings verzog er das Gesicht und schnaubte wie ein Walroß, doch seine Faulheit trug den Sieg davon. Ungeachtet der durchdringenden Feuchtigkeit bückte er sich und schüttelte den Rucksack ab. In seinem Inneren, umschlossen von knisternden Schutzbannen, lag Desh-Thiere in seinem steinernen Gefängnis. »Ich sollte das hier über die nächste Klippe schmeißen und dann zusehen, wie Ihr alle mit Zauberei jongliert, um es zurückzuholen«, meinte der Wahnsinnige Prophet boshaft.
    »Versuch es!« forderte Kharadmon ihn auf.
    Dakars Miene verfinsterte sich noch weiter. »Jeder verdammte Iyat hat mehr Sinn für Humor als Ihr.«
    »Das hoffe ich.« Hinter ihnen verschwand der langsam fallende weiße Fleck, als der sich das Gänseblümchen aus der Ferne darstellte. Nur eine Sekunde später erschien Kharadmons Abbild mitten in der Luft. »Aber ich könnte auch dich über die Klippe werfen und schauen, wie oft und in welcher Entfernung du aufschlägst.«
    »Tut das«, seufzte Dakar. »Brecht mir den Rücken. Ich hätte nichts dagegen, mich eine Weile hinzulegen, sechs Monate oder auch ein Jahr.«
    Kharadmon strich sich über den pechschwarzen Bart, der an seinem Kinn wucherte. Buntgeschecktes Haar flatterte in dem Wind, der von den höhergelegenen, schneebedeckten Hängen herabwehte, und seine grünen Augen blitzten voller Schärfe. »Du denkst, dein Herr und Meister hätte dich mißbraucht?«
    »Nicht mich«, schnappte Dakar. »Ich habe es doch schon vorher gesagt: Prinz Lysaer.« Vorsichtig, um sich nicht das Mißfallen Kharadmons zuzuziehen, stemmte er sich wieder auf die Füße und lud sich mit märtyrerhaftem Blick seine Last wieder auf die wunden Schultern. »Zu Sithaer mit den großartigen Plänen Eurer Bruderschaft. Ihr habt einen guten Mann benutzt und dann zerstört.«
    »Aha.« Kharadmon verschwand im Nichts. Als kalte Brise, ungleich der natürlichen Luft, flog er den Berg hinauf, dem Wind entgegen.
    Dakar blieb keine Wahl, als sich vorsichtig über einen Weg voranzutasten, der besser als Ziegenpfad geeignet gewesen wäre. »Offensichtlich seid Ihr anderer Meinung«, sagte er wütend.
    Der körperlose Magier überraschte ihn mit einer Antwort. »Du weißt, wie Asandir an das Wild für sein Essen kommt.«
    »Ich habe noch nie gesehen, daß er gejagt hätte.« Dakar bückte sich und fingerte einen Kieselstein aus seinem Stiefel. Dann schob er sich seitwärts um eine enge Biegung, das Hinterteil an den kahlen Felsen gepreßt, während sein Bierbauch über einem tiefen Abgrund schwebte. »Asandir geht nur hinaus und hockt sich irgendwo in ein Dickicht, bis schließlich ein Bock des Weges kommt, sich vor ihm hinlegt und für ihn stirbt.«
    »Er projiziert seine Bedürfnisse und Wünsche«, korrigierte Kharadmon schroff. »Das Wild wählt sein Los ohne Zwang, und sein Schicksal und eines Mannes Hunger bilden ein Gleichgewicht.«
    »Ihr wollt mir doch wohl nicht sagen, daß Lysaer das freiwillig getan

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