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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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hat«, protestierte Dakar.
    Wieder führte der Pfad um eine spitze Kehre, und der vom Frost zerklüftete Felsen ragte leblos und kahl in die Höhe. Nur hier und da waren schwarze Flechten und Senfpflanzen zu sehen. Vor Dakar rief Kharadmon: »Nein. Dein Prinz hat sich den Umständen gebeugt, wie es sein angeborener Charakter von ihm verlangt hat. Die Bruderschaft hat ihm nichts abverlangt, was außerhalb seines naturgegebenen Willens und Trachtens gelegen hätte.«
    Ängstlich betrachtete Dakar den vor ihm liegenden Weg, ehe er schließlich begann, auf Händen und Knien weiterzukrabbeln. Geröll, gelöst durch seine Bewegungen, polterte den Hang hinab, bis es schließlich tief in den Abgrund stürzte, der das Rockfelltal bildete. Trotz seines röchelnden Atems keuchte er: »Ihr könnt nicht behaupten … daß … Desh-Thieres Wesenheiten … irgendeinem Gesetz des Großen Gleichgewichts unterstehen.«
    »Wenn es keine Öffnung für Desh-Thiere gegeben hätte, so hätte die Kreatur sich nicht halten können«, entgegnete Kharadmon.
    Schweratmend hockte Dakar nun da und krümmte sich bei dem Versuch, die Lage der schmerzenden Riemen seines Bündels zu verändern. Nachdem seine Füße bereits mit Blasen übersät waren, war auch seine Stimmung gesunken. »Aber Sethvir hat zugegeben, daß der Fehler in der angeborenen Gabe der s’Ilessids liegt. Wäre Lysaer nicht dazu gezwungen, stets nach vollkommener Gerechtigkeit zu streben, dann hätte der Geist ihn auch nicht benutzen können.«
    Frostig und ungerührt antwortete Kharadmon: »Wenn es so ist, dann wird unsere Bruderschaft wohl die Rechnung dafür bezahlen müssen.«
    Dakar brauchte einen Augenblick, um die Kapitulation seines Gesprächspartners zu erkennen. »Na schön!« brüllte er und holte zum Todesstoß aus. »Warum habt Ihr dann Lysaer geopfert, wenn Ihr doch genau wußtet, daß er sich nicht schützen konnte?«
    Das unstete Treiben der Brise, in dem sich Kharadmons Unbehagen offenbarte, mündete plötzlich in eine geheimnisvolle Ruhe. Selbst der Wind, der vom Gipfel herunterwehte, schien es nicht zu wagen, diesen beeindruckenden Kreis der Stille zu durchbrechen. »Weil«, krächzte es nach einer Weile, »nicht einmal Ath, der Schöpfer selbst, für sich in Anspruch nimmt, daß sein Tun in vollendeter Form dem Nichts entspringt. Es ist uns gestattet, Fehler zu machen, und dafür, mein fetter Prophet, solltest du täglich den Boden unter deinen Füßen küssen und dankbar sein.«
    Zusammengekauert, wie ein Bär mit feuchten Hinterläufen, bereitete sich Dakar darauf vor, weiter zu streiten, als eine Stimme aus der Tiefe ihn ermahnte: »Besser, du kümmerst dich weniger um Lysaers Angelegenheiten und mehr um deine eigenen Aufgaben, die gerade in Gefahr geraten. Der Felsvorsprung, den du dir für deine dogmatischen Reden ausgesucht hast, ist nicht gerade sicher.«
    Der Wahnsinnige Prophet gab ein schmutziges Wort von sich. Nicht allein der unsichere Grund trieb ihm den Schweiß aus den Poren, während er sich vorbeugte und vorsichtig in die Tiefe blickte.
    Geräuschlos und elegant bummelte Asandir in einer Weise daher, als befände sich neben ihm kein vierzehntausend Fuß tiefer Abgrund. Gerade kam er um die Wegbiegung direkt unterhalb von Dakars Standort. Graues Haar, grauer Umhang, beide Handgelenke mit Talismanen, Armreifen aus weißlichem Metall geschmückt, erschien er von Kopf bis Fuß in silbrigem Glanz.
    »Wo seid Ihr heute morgen hin verschwunden?« gab Dakar wütend zurück. »Ich habe Frühstück gemacht und feststellen müssen, daß Ihr fort wart, ohne mir einen Ton darüber zu sagen, was ich tun sollte.«
    Asandir blieb stehen, die Brauen hochgezogen. Seine Lippen zuckten nicht, während er Dakar anblickte. Schließlich meinte er bissig: »Das ist kein Grund zu drohen, du würdest Desh-Thiere von einer Klippe werfen.«
    »Ach, verdammt«, klagte Dakar. »Man kann wirklich keinen Ton sagen, ohne daß Ihr es hört.« Er hielt sich an dem Felsen fest und mühte sich wieder auf.
    »Sethvir hat dich ebenfalls gehört.« Inzwischen hatte Asandir die Gurte des Rucksacks gelöst. Als Dakar brav seine Last abstreifte, übernahm der Zauberer wieder die Aufsicht über das Steingefäß des Desh-Thiere.
    Erleichtert genug, keck zu werden, bedachte Dakar seinen Meister mit einem schrägen Blick. »Was macht Ihr da?«
    Asandir war damit beschäftigt, die Länge der Gurte zu richten, damit sie auch an seiner schmaleren Gestalt passen würden. »Sollen das etwa

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