Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts
nicht«, schimpfte Dakar. »Warum habt Ihr dann darauf bestanden, daß ich mitkomme?«
»Das hat Kharadmon dir doch bereits erklärt.« Ungehalten ließ Asandir von dem komplizierten Zauber ab. Er wandte sich um und bedachte Dakar mit einem Blick, aufgebracht genug, jenem eine Gänsehaut zu verursachen. »Dein Körper brauchte die Bewegung.«
Das wiederum erzürnte Dakar sehr. Tief atmete er ein, um seinen Zorn laut herauszuschreien.
Kein Wort kam über seine Lippen. Wie ein Fisch öffnete und schloß er mehrmals den Mund. Seine Augen traten hervor. Dann, wie in einem Anfall von Verlegenheit, zerfielen seine Züge zu einem Ausdruck der Enttäuschung, und seine Knie gaben nach. Sein Lehrmeister aus der Bruderschaft fing ihn auf, ehe er zusammenbrach.
Lachend ließ Asandir des Wahnsinnigen Propheten massigen Leib zu Boden gleiten, wo er nicht mehr im Wege war. »Welch passender Zeitpunkt.«
Kharadmons derbes Gelächter antwortete ihm sogleich. »Ganz recht!« Sein Bild entfaltete sich mit zufriedener Miene über Dakar. »Er wird die ganze Nacht schlafen. Gut. Dann werden wir ein bißchen Ruhe für unsere Arbeit haben.«
Das nächste, was Dakar wahrnahm, war Asandir, der ihn wachrüttelte.
»Steh auf«, drängte der Zauberer. »Du liegst auf einer Stelle, die wir für unseren letzten Schutzbann brauchen.«
Grummelnd gab Dakar nach einer Weile dem Drängen nach, das ihn wieder auf die Füße bringen wollte. Seine Glieder schmerzten von den Stunden, die er auf dem harten und kalten Stein zugebracht hatte, und seine Augen fühlten sich an, als bohre sich ein unerträgliches Licht durch sie hindurch. Einen Moment später machte er die Quelle für dieses Leuchten in der Mitte der Grube aus. Blinzelnd blickte er in das schmerzende, blendende Strahlen, in dem er kaum die schattenhaften Umrisse des Steingefäßes auszumachen vermochte, in dem der Nebelgeist gefangen war.
Nun erst bemerkte er das entsetzliche Prickeln seiner Haut und stellte fest, daß sich jedes einzelne Haar an seinem Körper aufgerichtet hatte. Während all der Zeit im Dienste Asandirs hatte er noch nie eine so gewaltige Präsenz von Macht erlebt. Zum ersten Mal in seinem Leben zu ehrfürchtigem Schweigen verdammt, gaffte er mit weit aufgerissenen Augen.
Hinter ihm hob sich Asandirs Stimme zu einer Beschwörung. Die Worte erklangen in einer Sprache, die, wie Dakar voller Unbehagen feststellte, nie auf Atheras Boden gesprochen worden war; und der Glorienschein des Lichtes, der sich einem Netz gleich um Desh-Thieres steinernes Gefängnis gelegt hatte, war nicht geschlossen. Während er hineinstarrte, schien er eher aus Lichtpunkten zusammengesetzt zu sein, die in miteinander verbundenen Spiralen herumwirbelten und deren Bewegung zu folgen die Augen schmerzen ließ.
Dann ergriff jemand seine Hand und zerrte ihn zurück. »Bedecke dein Gesicht. Sofort«, befahl Asandir. »Oder das energetische Strahlen von Kharadmons Bannen wird dich erblinden lassen.«
Dakar machte Anstalten, der Aufforderung nachzukommen, hielt dann aber inne. »Wartet«, sagte er ganz impulsiv. »Laßt mich helfen.«
»Unmöglich.« Asandirs knappe Antwort war eine Folge seiner Ermattung. Er bemühte sich um einen milderen Ton, als er hinzufügte: »Nicht einmal ich könnte das. Die Energien, die hier beteiligt sind, wurden das Fleisch auflösen und verdampfen lassen. Dieser letzte Bann muß von Kharadmon allein gesetzt werden.«
Dakar bedeckte seine Augen und hörte, wie Asandir seinen Bruder informierte. Ein gewaltiger Blitz spaltete die Luft. Hitze flammte in der Kammer auf, stach in jedes Heckchen unbedeckter Haut und hinterließ, begleitet von einem dichten Funkenregen, ätzendem Schwefeldunst.
»Jetzt kannst du wieder hinschauen«, sagte Asandir bald darauf.
Dakar senkte seine Hände und entdeckte das Steingefäß in der Mitte der Kammer, umgeben von einem Kreis kalten, blauen Lichtes. Wenngleich das Licht kaum wahrzunehmen war, galt dies doch nicht für seine Wirkung auf den Geist: Allein der Aufenthalt in der Nähe des Bannes verursachte ein durchdringendes, schmerzendes Unbehagen. Was für geheimnisvolle Unannehmlichkeiten die Bruderschaftszauberer auch nutzen sollten, um derartige Gefängnisse zu schaffen, Dakar wollte es gar nicht wissen.
Auch Asandir schien sich unter dem Einfluß der Resonanz des Bannes nicht recht wohl zu fühlen, denn er begann sogleich, die Leiter wieder hinaufzusteigen. Dakar eilte ihm nach, froh und glücklich, endlich der fürchterlichen
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