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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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in ihrem Hals würgte, der diese neue Gewißheit begleitete: Diesmal hatte die Einmischung der Bruderschaft sie davor bewahrt, Korianigepflogenheiten zu durchbrechen. Tatsächlich konnte diese Maßnahme jedoch nicht mehr als ein Notbehelf sein. Traithes Sorgen hatten sie nur um so mehr in der Selbsterkenntnis bestärkt, die sie lehrte, daß die Gelöbnisse ihres Ordens so wenig zu ihrer Natur paßten, wie Krone und Königreich zu der Musik, die Arithon durch das Schicksal zum Schweigen zu bringen gezwungen war.
    Während sie beobachtete, wie Traithe ganz mühelos vermittels seiner Magie Funken aus dem Feuer zum Erlöschen brachte, fragte sich Elaira, welche dieser beiden Konstellationen zuerst zerbrechen würde. Bald würde die Hut kommen. Die Flut würde die Asche mit sich nehmen und ihre Fußabdrücke aus dem Sand auslöschen.
    Traithe erhob sich und weckte seinen Raben; der krähte wie ein verkaterter Trunkenbold und hockte sich benommen auf seines Meisters Handgelenk. Längst nicht so von seinem Vogel in Anspruch genommen, wie es den Anschein hatte, sagte der Zauberer plötzlich: »Du bist nicht allein, tapfere Dame. Und du bist auch nicht gänzlich das Spielzeug Morriels. Nicht mehr seit dem Tag, an dem du beschlossen hast, Asandir in Erdane aufzusuchen.«
    »Ath«, sagte Elaira in dem aussichtslosen Bemühen, ihren Schmerz hinter einer zähen Fassade zu verbergen. »Und ich habe gedacht, diese eine Eskapade wäre der Ursprung all meiner Schwierigkeiten.«
    Der Zauberer durchbohrte sie förmlich mit seinen gnadenlosen Blicken. »Niemals darfst du dich so klein machen!«
    »Gebt acht auf ihn«, platzte sie in tief empfundener Sorge um den s’Ffalenn-Prinzen heraus.
    Bereit, zu gehen, so unauffällig wie der Bettler, für den sie ihn erst gehalten hatte, streckte Traithe die Hand aus und strich ihr über die Wange, so wie es der Vater, den sie nie gehabt hatte, hätte tun können, um seine hebevoll umsorgte Tochter zu besänftigen. Als die Berührung endete, legte sie ihre Hand über die liebkoste Wange, und nun liefen ihr die Tränen ungehindert über das Gesicht.
    »Eine Frau mit einem großen Herzen«, seufzte er mitfühlend. »Die Liebe in dir ist keine Schande. Da du dich fürchtest, zu fragen, sage ich dir: Es gibt kein Geheimnis zu bewahren. Die Bruderschaft hat sich in Etarra zurückgezogen, weil die Geistesgnade, die wir als Leben kennen, in Gefahr war, für immer aus dem Gleichgewicht zu geraten. Asandir hat deinen Geliebten wohl gedrängt, doch nie gezwungen. Arithon hat das Königreich seiner Musik aus eigenem, freien Willen vorgezogen.«
    »Was?« Ungläubig und erfüllt von kalter Wut starrte Elaira ihn an. »Warum sollte er das getan haben?«
    Plötzlich trostlos wie ein klarer Sternenhimmel im kältesten Winter, entgegnete Traithe: »Weil er nicht der Mann sein wollte, der der Rückkehr der Paravianer auf den Kontinent im Wege steht.«
    »Nun«, sagte Elaira trübsinnig. »Um seinetwillen hoffe ich, daß die Wesen dieses Opfer wert sind.«
    »Darüber wirst du selbst urteilen müssen.« Sehnsucht legte sich über des Zauberers Miene. »Ich kann dir jedenfalls berichten, daß die Riathan Paravianer die einzige unbefleckte Verbindung zu unserem Schöpfer Ath sind, und ihre Rückkehr ist der Eckstein zukünftiger Harmonie in dieser Welt. Doch Worte sind ohne Bedeutung, solange es an der Erfahrung mangelt. Um zu verstehen, mußt du ebenso wie Arithon erst der leibhaftigen, lebendigen Präsenz eines Einhorns gewahr werden.« Nicht weit entfernt brach eine Welle. Von der aufkommenden Flut getrieben, sprühte die salzige Gischt, vermischt mit den gröberen Tropfen des Nieselregens, der nicht für eine Sekunde aufgehört hatte, auf sie hernieder. »Ich muß dich nun verlassen, meine tapfere junge Dame. Das Feuer ist aus, und auch die Banne über diesem Ort werden bald vergehen.«
    Elaira wischte sich Tropfen von der Nase und bemühte sich darum, sich trotz ihres Unmuts höflicher Manieren zu befleißigen. »Ich schulde Euch Dank.«
    Konturlos verborgen unter den Kleidern, unter denen auch der Rabe Zuflucht vor dem Regen gesucht hatte, schüttelte Traithe den Kopf. »Sei dir nur meiner guten Wünsche gewiß. Du wirst den Trost brauchen, fürchte ich. Ich wurde zu dir gesandt, weil ein Omen dem Hüter des Althainturmes verraten hat, daß, zum Guten oder zum Bösen, du der einzig lebende Geist bist, der Arithon jemals wirklich kennenlernen wird. Sollte dein Herr der Schatten dich enttäuschen oder du ihn, so

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