Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts
Lirenda erzählt, also zweifle ich daran, daß sie dich drängen würde, ihn öffentlich zu machen. Außerdem, falls deine Oberste Zauberin beschlossen hat, sich mit Arithon s’Ffalenn anzulegen …« Seine Augen glänzten vor übermütiger Bosheit, während er wehmütig die Schultern zuckte. »Wir sollten auf alle Fälle ehrlich sein. Ich behaupte nicht, daß sie sich zu entsprechenden Taten entschlossen hat. Sollte sie es aber tun, dann wird ihr Pack duldsamer Ältester großzügig mit den Konsequenzen bedacht werden.«
»Soll das heißen, daß Arithon geschützt ist?« Wider besseren Wissens gefesselt, rückte Elaira näher an das Feuer heran.
Traithe zupfte an den Falten ihres Umhangs, die der Wind gefährlich nahe an die Flammen geweht hatte. »Ich behaupte lediglich, daß der Teir’s’Ffalenn wohl imstande ist, seine Interessen selbst zu wahren.« Als sie ihn mißtrauisch betrachtete, antwortete Traithe mit einem vergnügt verschwörerischen Blick. »Der Herr des Schicksals weiß, liebe gnädige Frau, daß selbst die Bruderschaft es nicht leicht hatte, diesen Geist zu bändigen. Laß mich dir erzählen, was geschehen ist, als Morriel einmal versucht hat, Arithon auszuspionieren.«
Wie ein gewöhnlicher, harmloser alter Mann wärmte er seine Hände am Feuer und machte sich daran, Elaira mit satirischer Genauigkeit zu erzählen, was vorgefallen war, als die Schutzbanne des Kielingturmes einmal während des Kampfes gegen den Nebelgeist durchdrungen worden waren.
Traithe schmückte die Geschichte nicht aus, sondern nutzte lediglich seinen Humor und seine Offenheit, um die verderbte Wahrheit in aller Schärfe zu enthüllen. Er ließ nichts aus. Nicht Lirendas heftige Demütigung noch Morriels arrogant übersteigertes Selbstvertrauen. Um so weniger verschwieg er Arithons zornige Reaktion angesichts der Tatsache, daß Elairas persönliche Gefühle als Werkzeug für die skrupellose Befriedigung unverfrorener Neugier mißbraucht worden waren.
Krampfhaft würgte Elaira an einem Heiterkeitsausbruch, der sich beinahe zu einem Anfall haltlosen Gelächters gesteigert hätte, während sie vergeblich versuchte, sich vorzustellen, wie Lirenda sich in ihren eigenen wirren Bemühungen verfing. »Ein angemessener Streich«, sagte sie, als sie wieder zu Atem gekommen war. Kummer hatte ihre Fröhlichkeit erstickt. »Ich bin ihre Jagdbeute.«
Sie, die mehr als alle anderen die Lehren des Korianizirkels in Frage gestellt hatte, war nun unwissentlich zu der unentbehrlichsten Gestalt im Zuge der heraufziehenden Konflikte geworden.
»Arithon weiß das«, sagte Traithe mit ernsthafter Offenheit. »Es gefällt ihm nicht. Sollte Morriel ihm noch einmal auf ähnliche Weise begegnen, dann wird er ihr mehr als nur eine harmlose Warnung verpassen. Hast du Zugang zu den historischen Schriften über die Hohekönige?«
Als sie nickte, sagte er: »Gut. Lies sie, dann wirst du sehen, welche Folgen es hatte, wenn frühere Sprosse der s’Ffalenns zu offener Feindschaft getrieben wurden. Ich begehe keinen Fehler, wenn ich dir verrate, daß Arithon in seinem Wesen all die machtvolle Loyalität eint, die seinem Geschlecht zu eigen ist. Außerdem verfügt er uneingeschränkt über Torbrands Gemüt.«
Das spärliche Brennholz war nun zu einem scharlachroten Nest aus glühender Kohle niedergebrannt. Elaira blickte den Zauberer an, dessen mitteilsame Ader gleich Wolken am Himmel kam und wieder verschwand. Traithe war wieder schweigsam geworden. Doch seine Augen wichen ihrem Blick niemals aus, und die Bereitschaft, ihr zuzuhören, schien von ihm auszustrahlen und Elaira förmlich einzuladen, eigene Fragen zu stellen. »Ihr wollt also von mir, daß ich Arithons Urteilsvermögen vertraue?«
»Ich will gar nichts«, widersprach Traithe freundlich. »Ich biete dir nur die Erkenntnis, daß Arithon durchaus imstande ist, sich selbst gegen jede Beeinträchtigung zur Wehr zu setzen, die die Korianizauberinnen durch dich vornehmen könnten. Und das wird er auch tun, ohne jemals deine eigenen Gedanken in dieser Sache in Frage zu stellen.«
Die Hände unter ihrem Umhang ineinander verkrallt, gluckste Elaira leise. »Ich verstehe. Er wird sich bei der ganzen Sache meinen Gelöbnissen nicht in den Weg stellen, also werde ich auch nicht verletzt. Wirklich nett. Ich sollte ihm gestatten, daß er mich beschützt, während ich danach strebe, eine pflichtbewußte Novizin zu sein.« Sie raffte ihre Kleider zusammen, um sich zu erheben, während sie an dem Kloß
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