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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Anspruch genommen. Der erste Angriff wurde durch Armbrustschützen gestützt, die hinter ihnen Position bezogen hatten und nun auf die letzten lebenden Ziele anlegten, die noch an den Steilhängen der Schlucht in der Falle saßen. Unten, zwischen Farnwedeln und wild herabhängenden Efeuranken, erkannte Lysaer die ausgestreckten Leiber, blutig und so zerschmettert, daß nichts Weibliches mehr an ihnen zu erkennen war, andere beinahe unversehrt, von den gefiederten Pfeilen abgesehen, die blutige Flecken auf den Rückseiten ihrer Rehlederjoppen verursacht hatten. Halbverrückt vor Schmerzen und viel zu erschöpft für starke Empfindungen, fühlte Lysaer sich miserabel und weinerlich. Zum ersten Mal in seinem Leben verstand er seinen Vater, den König, der ebenso gezwungen gewesen war, vernichtende Angriffe auf Dörfer zu befehlen, die mit den s’Ffalenns im Bunde standen. Daß derartige Überfälle meist zu nichts führten, hatten seinen Vater ein Leben lang mit Kummer erfüllt. Sein Sohn, der auch im Exil in einem fremden Land nicht versagt hatte, schaute nun seine Toten mit trübem Blick und bemühte sich, nicht darüber nachzudenken, ob manche dieser Frauen schwanger gewesen waren.
    Ein Leutnant der Kopfjäger berührte ihn an der Schulter. »Kommt mit mir. Die kampffähigen Frauen sind geschlagen, und unsere Späher berichten, daß die Zelte umstellt sind.«
    Sie würden die Zelthäute niederbrennen, schloß Lysaer. Er hielt sich seine wunde Körperseite und ging steif voran. Später erinnerte er sich kaum noch an die Wanderung über den Grat. Die tiefstehende Sonne schmerzte in seinen Augen, und Wellen der Übelkeit erschwerten ihr Vorwärtskommen.
    Pesquil schien selten gut gestimmt zu sein. Spielerisch handhabte er seinen Dolch, der neben dem Knauf aus Knochen auch über eine ganz besondere, gekrümmte, scharfe Klinge verfügte. Nun, da die Notwendigkeit für Stille und den Überraschungseffekt nicht mehr gegeben war, gab er sich mitteilsam und überschwenglich, scherzte ausgelassen mit seinen Leutnants.
    Auch die Männer machten einen geradezu überschwenglichen Eindruck. Zu ausgezehrt, ihren Gesprächen zu folgen, betrachte Lysaer flüchtig die Hochebene, auf der sie innegehalten hatten. Die Sonne stand nun recht tief und überließ die Schlucht einer verfrühten Dämmerung. Hinter schützenden Felswänden und in der Deckung hinter Umpfählungen und Dickichten, lagen dicht gedrängt die buntbemalten Lederzelte der Clans. Schwach erklang aus ihrem Inneren das Weinen eines Babys, das jedoch sogleich wieder verstummte.
    Lysaer entdeckte einen alten Ahornbaum mit breitem Stamm, der ihm Platz bot, sich anzulehnen, während die Männer um ihn herum pfiffen, lachten und Feuer entzündeten. Selbst viel zu müde, sich ihren Aktivitäten anzuschließen, blieb Lysaer einfach sitzen und sah zu, wie die Männer Pfeile umwickelten, Sehnen auf die Bogen spannten, und die wollummantelten Pfeilspitzen mit Öl tränkten.
    »Also gut.« Hohlwangig, die Hände auf die Hüften gestemmt, nur ein verschwommenes Profil vor den Schwaden schwarzen Rauches im Wind, erteilte Pesquil den Befehl: »Räuchert sie aus!«
    Lose wurden gezogen. Murrend ergriffen die Verlierer die Bogen. Heimtückisch benebelt wie von einem beginnenden Delirium, bemerkte Lysaer kaum den Einschlag der Pfeile, bis der Gestank brennender Häute aus der Schlucht heraufdrang. Die Zelte brannten wie Zunder. Hitze strahlte in Wellen aus der Tiefe herauf. Orangefarbenes Licht spielte auf der Felsoberfläche, und oberhalb des felsgesäumten Beckens fingen die gerade noch grünen Blätter an zu schrumpfen und zu welken. Lysaer schloß die Augen, um sich vor der heißen, flimmernden Luft zu schützen, und war sich der Schreie nur vage bewußt. Die Bogenschützen fingen nun an zu schießen, um Babys zu töten, und die verzweifelten Klagen der beraubten Mütter schrillten in seinen Ohren.
    Pesquils herber Sarkasmus drang zu ihm hindurch. »Ihr scheint ja nur wenig überwältigt zu sein.«
    Lysaer richtete sich auf und zwang seine Augen, klar zu sehen. Tatsächlich hörte er nun viele Schreie, hoch und in einem Tonfall, der nichts mit den Klagen in einem offenen Kampf gemein hatte, wie er sie vor nicht langer Zeit gehört hatte; auch handelte es sich nicht um das unmißverständliche Weinen Neugeborener. Seine Schwäche wich dem Zorn.
    »Ihr tötet sie nicht sauber«, schimpfte Lysaer und stieß sich heftig von dem Baum ab.
    »Töten?« Pesquil grinste verblüfft, doch mit

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