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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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machte, ihm in die Augen zu sehen.
    »Eure Hände, sie sind aufgerissen und blutig«, sagte der Mann, der sich um seine Handfesseln kümmerte. »Jedenfalls die Narben.« Er verstummte, dann platzte er heraus: »Habt Ihr so etwas schon zuvor versucht?«
    Die schüchterne Ehrfurcht in seiner Stimme erfüllte Arithon mit Grausen. »Ath, nein!« Er sparte sich Erklärungen, trat den Gürtel von seinen Knöcheln fort, erhob sich und nahm die Bürde seines Schwertes wieder an sich.
    »Lauft«, rief er, und während er sich des bitteren Gefühls der Hoffnungslosigkeit erwehrte, rannte er selbst los. Sie waren weit entfernt von der Grotte, in der die Mädchen und Frauen Deshirs verborgen waren, viel zu weit, um noch irgend etwas ausrichten zu können. Doch in dem Wissen, daß Pesquils Kopfjäger Fethgurns Tochter in wilder Hatz verfolgten, mußte er den Versuch wagen; denn wenn die Clanmänner von Deshir einen solch gewaltigen Verlust erleiden sollten, so würde der Kummer der Ehemänner, der Verwandten und Väter zweifellos ein neues Blutbad heraufbeschwören.

 
Letzte Beute
     
    Das Mädchen, das Pesquils Kopfjäger in Aufregung versetzt hatte, führte die Männer während einer mühsamen Jagd flußaufwärts. Oberhalb der Stelle, an der der große Hinterhalt ausgelöst worden war, verengte sich das Tal. Das Bett des Tal Quorin spaltete den Strakewald in einer steilen Schlucht. Aus hochgelegenen Quellen stürzte Frischwasser über Rinnsale zum Fluß hinab. Hier warfen dichte Reihen sonnenbeschienener Felsen ihren Schlagschatten über das Gelände.
    Pesquil hatte nichts übrig für Geländeformationen, in denen auch nur die geringste Gefahr bestand, daß Geräusche in wilden Echos widerhallen konnten. Felsspalten in den Klippen gingen in schmale, unebenmäßige Höhlen über, von denen jede geeignet war, ein verborgenes Lager zu beherbergen. Jede dieser Grotten zu durchsuchen, wäre ein aussichtsloses Unterfangen gewesen.
    »Wir sind zu viele, um sie überraschend anzugreifen«, klagte er Lysaer ärgerlich. »Die Clanleute, die sich hier verkrochen haben, werden uns nicht wie verschreckte Mäuschen erwarten.«
    Während Pesquil über ein Dutzend Felsspalten sprach, in denen sich Clanwachen verbergen konnten, kämpfte Lysaer mit seiner schwindenden Konzentration. Er fühlte sich schwach. Seine Blutergüsse waren stark geschwollen und verursachten einen permanenten Schmerz in seinen gebrochenen Knochen. Auf dem Verband an seinem Handgelenk hatte sich ein frischer, feuchter, roter Fleck gebildet, und er fragte sich, wieviel Blut er verloren haben mochte. Er war nicht weniger zornig als zuvor, aber seine Reserven waren erschöpft, und die Wut allein reichte nicht mehr aus, ihn zu stützen.
    Pesquil war inzwischen fertig mit seinen Vorkehrungen und bereitete sich auf den Augenblick vor, in dem das flüchtende Mädchen erneut in das offene Gelände hinauslaufen mußte, wozu er seinen besten Armbrustschützen herbeiholte.
    »Der Schuß muß sitzen«, wisperte er leise. »Ich will, daß es so aussieht, als sei sie lediglich gestürzt.«
    Lysaer bewunderte die ruhige Hand des Schützen, als er den Pfeil anlegte, zielte und beinahe liebevoll den Abzug betätigte.
    Das Klicken und das Zischen des abgeschossenen Pfeils vermengte sich mit dem Säuseln hinabströmender Wassermassen.
    Weiter oben am Hang strauchelte das Kind in vollem Lauf.
    »Perfekter Schuß!« sagte Pesquil.
    Der Pfeil hatte ihren Rücken in dem weichen Fleisch zwischen den Rippen und der Hüfte durchschlagen. Ihr schriller Aufschrei hallte in vielfachen Echos von Felsen zu Felsen, als sie auf die Knie fiel. Mitgezerrte Steine und eine rasch verwehende Staubwolke markierten die Stelle, an der sie gestürzt war. Das Mädchen jedoch hing auf einem Vorsprung am Ufer. Einer ihrer erschlafften Arme baumelte haltlos über dem Fluß.
    Von ihrem Aussichtspunkt im Dickicht konnten sie ihr dunkles Haar erkennen, das sich um ihren Kopf verteilte, die herabhängenden Strähnen glänzend naß von der Gischt der Strömung.
    »Verdammt.« Pesquil wischte sich den Schweiß vom Gesicht und rieb seine Handflächen an seiner Lederrüstung ab. »So ein Pech. Wäre sie in den Ruß gestürzt, hätten sie vielleicht nicht mit einem Attentat gerechnet.«
    Lysaer s’Ilessid erstickte jedes Aufflackern von Abscheu im Keim. Pesquils Strategie war unangreifbar; und seine Mühen waren nicht vergebens. Hoch oben am Felsen verließ eine ledergekleidete Frau ihre Zuflucht, um dem Kind zu Hilfe zu

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