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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Männer, die besudelt waren wie Arbeiter in einem Schlachthof, das gleiche. Das Geräusch wiederholte sich nicht. So oder so ungeduldig und besorgt, von einer unbemerkten Patrouille von Steivens Kundschaftern entdeckt zu werden, befahl Steiven seinen Leutnants, das Gebiet zu sichern und das Gebüsch zu durchsuchen.
    Ehe sich ihre Reihen jedoch geschlossen hatten, kam ein Kind aus dem Gebüsch geschossen und rannte so schnell es konnte ins offene Gelände hinaus. Dieses Kind trug keinen Dolch. Statt der ledernen Jacke mit den Ösen und Knochenscheiben, trug es eine Tunika, an der Flußschlamm und Dornenranken klebten. Kaum sieben Jahre alt rannte das Kind voller Panik vor den Kopfjägern und ihren schrecklichen, blutbesudelten Schwertern davon. Eine viel zu große Fuchsfellkappe zeigte mit einem hüpfenden, zinnoberroten Punkt deutlich an, wo das Kind aus dem hellen Sonnenlicht in die Finsternis des Waldes flüchtete.
    »Hinterher!« befahl Pesquil rasch, wobei er die Zähne zu einem Lächeln entblößte, das sich zu einem leisen Pfiff steigerte, als die neue Jagdbeute sich unter einer herabhängenden Ranke hinwegduckte.
    Die Fellkappe fiel herab und offenbarte eine krause Mähne schwarzer Haare.
    »Beim Rad des Daelion!« rief Lysaer. »Das ist ein Mädchen!«
    »Offensichtlich.« Pesquil hob sein Schwert. »Kommt. Der Wert eines Skalps richtet sich nicht nach dem Geschlecht, und wenn ich recht habe, dann werden wir bald das Lager finden, wegen dem Gnudsog sterben mußte.«
    »Dann sollte sie gar nicht hier sein?« Lysaer preßte seinen verbundenen Arm an seine Rippen, um sich auf die Verfolgung vorzubereiten. »Auch nicht als eine Art Späher?«
    »Wahrscheinlich ist sie ihrem Bruder hinterhergelaufen.« Von Eile getrieben und mit einem bösartigen Funkern in den Augen, warf Pesquil dem Prinzen einen gehässigen Blick zu. »Wollt Ihr nur reden, oder wollt Ihr an dem Spaß teilhaben?«
    Lysaer biß vor Schmerz die Zähne zusammen und hielt ergrimmt mit den Kopfjägern Schritt.
    Die Vision verschwand.
    Ein Aufschrei wahnsinniger Enttäuschung entrang sich Arithons Kehle. Schmerz bohrte in seiner Schulter, gefolgt von einem Aufblitzen weißen Lichts. Ein Klang von reinster Harmonie sprengte den trostlosen Wahnsinn mit einer Gewalt, die sich in seine Knochen bohrte. Er fiel weinend und keuchend zurück, nicht vorbereitet auf das zerrende Herzensleid, mit dem die donnernde Brillanz paravianischer Zauberkraft schwand und ihn leer und einsam zurückließ.
    Die Erde unter ihm fühlte sich brüchig an, als er die Augen öffnete und das schnell verblassende Glimmen der Einlegearbeit in der Klinge seiner eigenen Waffe erblickte. Wie ein Stab aus Rauchglas schwebte Alithiel über ihm, die Spitze in sein eigenes Blut getaucht. Jieret hielt ihren Knauf in zitternden Fingern, und Tränen liefen in Strömen über seine Wangen.
    »Es ist alles in Ordnung.« Bestürzt, seine Stimme so heiser zu hören, mußte er nicht erst in die verlegenen Gesichter der Kundschafter sehen, um zu wissen, daß er wie ein wildes Tier geheult hatte. An den frischen Hautabschürfungen erkannte er, daß er heftig an seinen Fesseln gezerrt hatte. Und nichts war in Ordnung, absolut nichts. Die Leben, die in den Fluten des Tal Quorin vergeudet worden waren, waren lediglich der Auftakt zu der wahren Katastrophe. In dieser zweiten geistigen Begegnung mit Lysaer hatten nur die geheimnisvollen Banne seines Schwertes verhindern können, daß er voll und ganz dem Fluch Desh-Thieres zum Opfer gefallen war. Für den Augenblick war er Herr seiner Sinne. So lange er Abstand hielt und die Nutzung seiner magischen Wahrnehmungsfähigkeit strikt vermied, konnte er sich dem Drängen widersetzen, das ihn durchströmte, ihn trieb, ihn stach, ihn hetzte, sich zu erheben und loszulaufen, seinen Halbbruder zu finden, ihn zum Kampf zu fordern und so lange zu kämpfen, bis einer von ihnen oder gleich beide tot wären.
    Jieret schaute schweigend und aufrecht auf seinen prinzlichen Herrscher nieder, dem er unter Qualen vertraute, während ein reumütiger Kundschafter niederkniete, um seine Hilfe anzubieten. Als er Arithon half, sich aufzusetzen, zerrte die Bewegung an seiner Schulter, aber der Kratzer war sauber und nicht tief.
    »Ihr könnt die Fesseln lösen«, sagte Arithon sanft. Dann fügte er einige Anweisungen hinzu, eilends nach Caolle zu schicken, wobei er sich bemühte, den Männer das Gefühl zu vermitteln, es würde nichts ausmachen, daß keiner von ihnen sich die Mühe

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