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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Angesichts seiner Standhaftigkeit schien es widernatürlich zu sein, daß das Netz Krieg vorausgesagt hatte. Erfüllt von Bedauern darüber, daß diese wunderbare Haltung möglicherweise zu Heimtücke gewandelt werden würde, meinte Luhaine scharf: »Ihr denkt also, wir sollten mit der Bannung Desh-Thieres fortfahren?« Tadelnd schnippte er mit einem seiner dicken Finger. »Ich denke, nur ein Dummkopf beeilt sich, der Gefahr zu begegnen.«
    Sprachlos errötete Lysaer. Asandir legte eine Hand auf seine Schulter und ersparte ihm so weitere Peinlichkeiten. »Kharadmon und Luhaine haben die ganze Nacht gearbeitet, um neue Schutzzauber aufzubauen.« Er warf den beiden Geistern einen gequälten Blick zu. »Verzeiht ihnen ihr ungehobeltes Benehmen, ich bitte Euch. Die Arbeit hat sie ihrer Manieren beraubt.«
    Plötzlich erhob sich Arithon, der bis zu diesem Augenblick regungslos am Boden gesessen hatte. Er sprach kein Wort, und Lysaer biß mit ernstem Gesichtsausdruck die Zähne zusammen und ignorierte Kharadmons herausfordernden Blick. »Nach dem letzten Angriff der Erscheinungsformen Desh-Thieres dachte ich, die Bruderschaft wäre überzeugt, seine Feindseligkeiten nicht abwehren zu können.«
    Mit ehrlichem Unbehagen entgegnete Asandir: »Wir können nicht sicher sein.«
    Lysaer sah seinen Halbbruder an, doch Arithon schwieg, während Luhaine seine Mißbilligung abschüttelte und sich zu einer Erklärung aufraffte.
    »Wenn Ihr gestattet. Die Geister, die der Nebelgeist umfaßt, können die Schutzzauber des Turmes nicht durchdringen. Sollten Eure Anstrengungen mit Licht und Schatten seinen Dunst in den endgültigen Untergang innerhalb paravianischer Schutzwälle treiben, dann würde sich die bewußte Essenz aus der Verkettung an den Nebel lösen, die sie umschließt. Kurz gesagt, der Geist könnte abgetrennt werden wie die Spreu vom Weizen.« Nun in seinem Element, breitete Luhaine seine Arme aus. »Danach kann unsere Bruderschaft nicht sicher sein, ob ein natürlicher Tod derartige Geister zu bannen vermag. Sollten die Wesen einen Weg finden, den Gesetzen Aths zu entkommen und als freie Geister weiterzuexistieren, dann könnten sie fortfahren, sich der Kreaturen dieser Welt zu bemächtigen, was schreckliche, ja, zerstörerische Auswirkungen haben mag.«
    »Die Methuri, die die Mirthlvainsümpfe heimsuchen, sind einer ähnlichen Katastrophe entsprungen«, schob Asandir ein. »Das mag Euch eine Vorstellung von dem Ausmaß der Gefahr vermitteln.«
    »Ganz richtig.« Bereit, sich wie ein Gelehrter zu ereifern, öffnete Luhaine den Mund, als ihm Kharadmons Blick auffiel. Gereizt sagte er: »Ich fasse zusammen.«
    Kharadmon zog eine Augenbraue hoch. »Fahr nur fort.« Einladend, wie ein Höfling, der eine Dame zur Tür hinausgeleiten will, streckte er die Hand aus.
    Steif drehte Luhaine ihm den Rücken zu und nahm seinen Vortrag vor den Halbbrüdern wieder auf. »Um dem Risiko, die Geister zu befreien, entgegenzuwirken, müßt Ihr Desh-Thiere außerhalb der geheimen Schutzzauber einfangen. Die Wards über Ithamon werden Euch als Bollwerk dienen und ebenso als Verteidigung für das Land, für den Fall, daß wir scheitern.«
    »Kurz, sagtest du?« Trotz seines unbewegt heiteren Abbildes war Kharadmons Ungeduld offensichtlich. »Wir verschwenden nur Zeit.«
    Gelassen beruhigte Asandir die Halbbrüder. »Die Gefahren sind nicht unüberwindbar. Wir können auf Dakars Prophezeiung vertrauen und auf die Vorhersage des Netzes, nach der der Nebelgeist besiegt werden kann. Trotzdem kommen wir nicht weiter, wenn wir bis zum Sonnenuntergang über Details diskutieren.« Er nickte Lysaer zu. »Prinz?«
    Erleichtert, den Reibereien der zwei Geisterzauberer zu entkommen, die ihn so oder so zutiefst verunsicherten, rief Lysaer die Energien seiner Gabe herbei. Licht löste sich aus seiner Faust, ein knisternder, weitschweifiger Blitz, der sich durch den Dunst über ihren Köpfen bohrte. Zischend zog sich Desh-Thiere zurück. Dampf waberte um den Kielingturm, der zurückgedrängt wurde, als Arithons Schatten ihm entgegen in die frische Wunde fuhren. Dunkelheit erfüllte die Luft, und die Temperatur sank abrupt. Schneeflocken tanzten über den Zinnen, in denen sich das gefilterte Sonnenlicht gülden spiegelte, als der Nebel fast durchdrungen war. Der Himmel verfärbte sich wie Schmutzwasser, als Desh-Thiere versuchte, die Öffnung zu verschließen. Barrieren aufsteigender Schatten rissen sie wieder auf, und Eis legte sich an die Stelle, an der

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