Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts
Asandir gegen den Wind an, der so scharf und schneidend wie die Sense des Todesengels war. »Er hat sich absichtlich in die Lücke zurückgezogen!«
Magisches Licht flammte auf, und der Himmel klarte auf, zumindest schien es so. Doch nur ein begrenzter Kreis, eingebunden in Magie, antwortete dem Willen Asandirs. Jenseits der Mauern des Kielingturmes jedoch blieb es dunkel, feucht und undurchdringlich. Lysaer blinzelte, und seine Augen tränten. Eingehüllt vom herabsinkendem Schnee erkannte er, daß kein Wind mehr an seinem Leib zerrte. Statt dessen empfand er Wärme von der üblen Temperatur vergossenen Blutes. Von einer bösen Vorahnung erfaßt, drängte es Lysaer, weiterzumachen. Dann jedoch zuckte er zurück, als Asandir ihm erneut unsanft die Arme auseinanderriß.
Verärgert über diesen physischen Eingriff spannte Lysaer die Muskeln, um sich von der Beschränkung freizumachen. Asandir blickte ihm wortlos in die Augen, bis die Vernunft seinen Stolz besiegt hatte. Erschüttert erkannte er, wie nahe er daran gewesen war, seinen gesunden Menschenverstand der Eitelkeit zu opfern, und er wappnete sich für eine Entschuldigung.
Asandir kam ihm zuvor. »Ich bin nicht gekränkt, und Ihr habt Euch nie grob verhalten. Dieser Nebelgeist verfügt über Erscheinungsformen, die den Geist verwirren können, aber jetzt seid Ihr gewarnt. Seid von nun an auf der Hut.«
Bestürzt und gedemütigt versuchte Lysaer, dem Chaos einen Sinn abzugewinnen.
»Der Nebel hat sich auf uns gestürzt, als wollte er Selbstmord verüben.«
Von der anderen Seite der Plattform sagte Arithon mit krächzender, heiserer Stimme: »Der letzte Angriff hat mehr Dunst freigesetzt, als wir während des vergangenen halben Tages verbrannt haben. Ich nehme an, der Schaden ist bereits angerichtet?«
»Wir werden sehen. Luhaine!« Lysaers Handgelenke noch immer mit festem Griff umfaßt, rief Asandir seinen Bruder. »Wie groß ist der Radius dieses Nebels?«
Der körperlose Zauberer widerstand seiner Neigung zur Gönnerhaftigkeit. »Nur der Kielingturm ist noch bedeckt, was mich zu der Annahme führt, daß wir ein Problem haben. Wenn die Wesenheiten Desh-Thieres einen natürlichen Tod erleiden können, warum sollten sie dann direkt in ihr Verderben stürzen?«
Kharadmon stimmte ihm zu. »Es ist zu gefährlich, jetzt außerhalb des Turmes fortzufahren. Ob unsere Wards wirken oder nicht, den Nebel jetzt auf offenem Grund schlagen zu wollen, heißt, ihn zur Flucht einzuladen. Diese Ruinen bieten Tausende von Verstecken. Wenn die Geister ihren Banden entkommen können, dann werden sie sich sicher in alle Windrichtungen verteilen und im Verborgenen halten.«
»Das ist zweifellos Desh-Thieres Absicht«, schnappte Luhaine. »Es sei denn, er wartet nur darauf, daß wir herauskommen, um dann über unsere Prinzen herzufallen.«
»Er könnte durchaus auf beides aus sein.« Asandir sah aus wie ein Gefolterter, als sich sein Griff lockerte. Schließlich ließ er Lysaer frei. »Wir haben noch eine andere Wahl.«
»Nein«, rief Dakar protestierend. Halbvergessen hockte er zusammengekauert am Rand der Zinnen. Nun trat er in die Mitte der Plattform. Seine Nase lief, die Augen waren blutunterlaufen, die Hände fest zu Fäusten vor der Brust geballt, und sein Haar sträubte sich wie der Kamm eines Hahnes. »Ihr werdet es nicht wagen, die Wards der Barmherzigkeit an diesem Turm zu beflecken! Gnädiger Ath, wie könnt Ihr nur daran denken, dies unwiederbringliche Werk eines vergangenen Zeitalters durcheinanderzubringen, indem Ihr das Böse in das Innere seines Schutzwalles bringt?«
Asandirs Gesichtsausdruck wurde hart. »Das werde ich tun, aus purer Notwendigkeit.« Sein flammender Blick traf seinen Schüler. »Diese Wards sind das einzige, was den Nebelgeist verläßlich zu bannen vermag. Ich werde sie öffnen und Desh-Thiere hereintreiben lassen, und dann wird dieses Land wieder frei im Licht der Sonne liegen. Und für das Überleben der Riathan Paravianer, die diesen Ort geheiligt haben, wirst auch du all deine Kraft dieser Aufgabe widmen.«
Nicht nachzugeben ängstigte den schockierten und erschütterten Dakar sichtlich, nichtsdestotrotz blieb er hartnäckig und standhaft.
»Desh-Thiere hat uns schon dreimal seine Tücke offenbart«, sagte Luhaine, dessen Abbild nur vage in der nebligen Dunkelheit erkennbar war. »Wir könnten diejenigen sein, die getrieben werden, mit voller Absicht, um eine solch verzweifelte Tat zu wagen.«
»Das Risiko müssen wir auf uns
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