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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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die Bilder von Luhaine und Kharadmon unbemerkt verschwunden waren.
    Die Halbbrüder beendeten schweratmend ihren ersten Angriff, und wie immer mußten sie in der folgenden, kurzen Erholungspause schwere Verluste hinnehmen.
    Der Nebel verdichtete sich wieder. Purpurgrau und so finster wie Gewitterwolken legte sich Desh-Thiere in feuchter Düsternis über den Flecken freien Himmels. Trotz seines so überaus gefälligen Charakters reagierte Lysaer mit Zorn. Jedesmal wurde der Nebel nach dem ersten Angriff dichter und schwerer zu handhaben. Zu wütender Rache getrieben und nun ein Meister in der Kunst, seine Gabe zu einer Waffe zu formen, jagte Lysaer tödliche Energien in die Dunkelheit, die sich bedrückend über das Land gelegt hatte.
    Weiß erschien der schmierige, dichte Pesthauch über dem Turm, ehe er unter dem Angriff brennend erglühte. Gleich darauf antworteten Schatten der Hitze, und Schneekristalle wurden vom Wind über die offene Steinplattform getrieben. Wieder verdichtete sich der Nebel, bis er giftig und dickflüssig wie Öl über ihnen schwebte. Lysaers Tunika war schweißgetränkt, und Arithons Haar fiel ihm in wilden Strähnen über die ebenfalls triefenden Schläfen.
    Die Halbbrüder kämpften, während der Vormittag dem Nachmittag wich. Langsam und widerwillig gaben die Bande des Nebelgeistes nach. Sonnenlicht durchdrang den Dunst und tauchte den Hügel von Ithamon samt der verwinkelten Stümpfe der Stadtfundamente in silbriges Licht. Schon in der nächsten Minute versanken die eingefallenen Wehren und zerstörten Mauern in einem weiteren Gegenschlag des Nebels. Licht schlug ihm entgegen, gefolgt von Schatten. Wieder zeigte sich ein faseriges Loch. Plötzlich von der Belagerung der Düsternis befreit, wurde der Himmel über dem Kielingturm sichtbar.
    Arithon schrie auf, als die geistgetriebenen Dunstschwaden gegen seine Schutzbarrieren prallten, und das Gemäuer kündete donnergrollend davon, wie Lysaer sich zu heroischer Größe emporschwang, um dem Bruch in ihrer Angriffslinie zu begegnen.
    Sein Licht schoß in die Düsternis, die aufschäumte, sich staute wie eine blutgefüllte Prellung. Dichte Schatten antworteten ihm. Schneefall setzte ein und wurde von einem Wirbelwind erfaßt, als die erhitzte Luft kreischend durch den eisigen Sturm fegte.
    Dann plötzlich veränderte sich das Kräfteverhältnis auf eigentümliche Weise. Verwoben in dem gewaltigen Spiel der Energien geriet etwas kaum merklich aus dem Gleichgewicht. Über das erschütternde Tosen des Gegenschlags und den Sturm erhob sich gleich einem Schrei Arithons Stimme, als er Asandir zurief: »Wir sind in Schwierigkeiten!«
    Weniger vertraut im Umgang mit den Feinheiten, sah Lysaer keinen Anlaß, sein Ziel genau ins Auge zu fassen. Eine weitere Energieladung sammelte sich in seinen Händen, sein Blickfeld überflutet von Dunkelheit, so dicht, als könne sie ihn ersticken, versuchte er herauszufinden, was sein Unbehagen verursachte. Zwar war er sich der Stimmen bewußt, doch der Nebel hatte ihn von den anderen abgeschnitten, als er nun die Hände zu Fäusten ballte.
    Und Qualen erfuhr, als seine Gabe versagte.
    Lysaer versuchte, die Kontrolle zurückzuerlangen, doch ein anderer Wille bekämpfte ihn: Als hätte der Nebel seine Natur verändert, hätte sich ohne jede Warnung von einer beharrlichen Barriere, die sich stets treiben lassen mußte, in etwas Abstoßendes, etwas Unheimliches verwandelt; in eine Kreatur, gefräßig und lebendig, die sich nun von genau den Energien nährte, die zu ihrer Vernichtung herbeigerufen worden waren. Lysaer fühlte, wie etwas seine Haut streifte. Dinge schienen an seinen Kleidern und seinem Haar zu zerren, während sich Schläfrigkeit über sein Denken legte.
    Dann verwischte eine Woge überwältigender Hochstimmung alle Spuren der Not. Sie hatten gesiegt. Desh-Thiere kollabierte in einem Sturm der Vernichtung.
    Ein Ruf Asandirs durchdrang die schwindelerregende Unwirklichkeit. Lysaers wilder Drang, den Himmel mit seiner Macht zu zerreißen, wurde niedergeschmettert, als fremde Hände seine Arme auseinanderzerrten. Wie feuchte Wolle ein wildes Feuer löschte, legte sich ein magischer Mantel über das Licht, das sich noch nicht ausbreiten konnte.
    Sie hatten keinen Sieg auf dem Kielingturm errungen. Die Erkenntnis ließ Lysaer den Atem stocken. Düsternis befiel ihn, so feucht wie Dunstschwaden im Sumpf, und säuerlicher Schweiß lief über seinen Körper. »Was ist geschehen?«
    »Desh-Thiere!« schrie

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