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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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auflöste oder ob die Naturgesetze noch Gültigkeit hatten. In der anhaltenden Glut der Wards fühlte er Luhaine und tat sich mit ihm zusammen, während Arithon dem Nebelgeist noch immer seine Schatten entgegenschleuderte, die eine Kälte aufwirbelten, so eisig wie die Leere vor Anbeginn der Schöpfung.
    Lysaer verschluckte sich an einem Atemzug, der zur Hälfte aus Schnee bestand. Frost stach in seine Lungen und löste einen starken Hustenanfall aus. Die Luft fühlte sich fremd an, zu dicht und hart, um von seinen Atemwegen aufgenommen zu werden. Der Wind trieb ihm den Schnee in das Gesicht. Schmerzhaft erlitt er das Gefühl, ersticken zu müssen, während Kharadmon ihn drängte, weiterzumachen.
    Angetrieben, sich in seiner Gabe zu erschöpfen, bis er zu einer lebenden Flamme wurde, schrie Lysaer auf. Wellen reinen Lichts lösten sich von ihm, bis sein Körper sich geschlagen und ausgehöhlt anfühlte, als wäre er weiter nichts als ein Rohr, dazu gedacht, seine Gabe zu kanalisieren.
    Das Licht, das sich seiner Leibesmitte entriß, wurde hinausgeschleudert, dieses Strahlen ausgefeilter Gewalt erkannte der letzte verbliebene Funke seines Bewußtseins als das Werk eines anderen.
    Nur mehr eine Marionette, ganz den Launen eines Zauberers ausgeliefert, fühlte sich Lysaer gleichermaßen beraubt und zerschmettert. Die Dunkelheit und der Schwindel, die an ihm zerrten, waren nicht länger nur Auswirkungen der magischen Wards und des Nebelgeistes. Sein Körper ächzte so sehr nach Atem, daß er kaum mehr bei Bewußtsein war.
    Und noch immer löste sich Licht in knisternden, blendendweißen Strömen von ihm.
    Seine Orientierungslosigkeit versetzte ihn in Panik. Während seine Instinkte schrien, daß er geopfert würde, verzehrt von einer schillernden Magie und über die Grenzen des gesunden Menschenverstandes hinausgetrieben, klammerte er sich an seine bereitwillige Zustimmung gegenüber der Bruderschaft, an die Ehre, die ihn an seinen Eid band, den Nebelgeist zu bekämpfen, solange er am Leben war.
    Doch seine Standhaftigkeit konnte nur die eines Sterblichen sein.
    Niedergeschmettert von der schmerzhaften Erkenntnis, daß königliches Blut und Stolz und die zutiefst empfundene Unbescholtenheit seiner Absichten nicht genug waren, ihn zu stützen, gab Lysaer seine Würde auf und weinte.
    Ein quälender Augenblick zog dahin. Ein Geräusch drang zu Lysaer durch, wie das Reißen von Stoff. Dann erklangen Stimmen, deren Gebrüll über einem Tosen in seinen Ohren rauschte.
    Schmerz ging von Quetschungen an seiner Schulter, dem Knie und dem Kinn aus. Offenbar war er zusammengebrochen, denn er lag mit dem Gesicht nach unten in der dünnen Schneeschicht. Lysaer zitterte heftig und war zu erschöpft, um sich zu bewegen. Durch die Luft, die sich wie Schwefelrauch herabsenkte, jammerten, schnatterten, klagten und wimmerten Stimmen, so unzählig wie die Verdammten von Sithaer. Das Atmen schmerzte; das Gewebe seiner Kehle und Lungen fühlte sich wund an, als wäre es vom Eis zerkratzt worden. Dann griffen Hände nach ihm, zerrten an ihm und drängten ihn, aufzustehen.
    »Steht auf«, krächzte Asandir.
    Der Zauberer, geschwächt und ausgezehrt, war schrecklich heiser, als hätte er selbst ebenfalls geschrien. Oder aber die Mächte, die er genutzt hatte, um den Schutzwall des Kielingturmes wiederherzurichten, hatten eine Unzahl von Beschwörungen erfordert.
    Der Wind hatte sich erneut auf geheimnisvolle Weise gelegt.
    Lysaer quälte sich auf die Knie. »Die Wards«, keuchte er. »Habt Ihr sie geöffnet?« Als die Benommenheit langsam nachließ, blickte er sich um. »Mein Halbbruder. Geht es ihm gut?«
    »Seht selbst, dort drüben«, entgegnete Asandir.
    Arithon ruhte nicht weit von ihm entfernt, den Rücken gerade aufgerichtet an die Zinnen gelehnt. Ob die Aussendung seiner Schatten ihn ebenfalls zu einer leeren Hülle verzehrt hatte, vermochte Lysaer nicht zu erkennen. Dichter Nebel ließ alles vor seinen Augen verschwimmen.
    »Gut gemacht«, lobte der Zauberer, und seine Stimme klang nicht mehr gar so rauh. »Wir haben den Geist im Kielingturm eingefangen und die Wards wieder sicher versiegelt. Wenn aber die Tugend, die das Fundament der Stärke dieses Turmes ist, nicht der Entweihung anheimgegeben werden soll, dann müssen wir die Kreatur an einem anderen Ort gefangenhalten.«
    Inzwischen wieder auf den Beinen, doch so zittrig, als würde er von einem Fieber geschüttelt, versuchte sich Lysaer an einer humorvollen Entgegnung. »Ich bin

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