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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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des Windes und die beißende Resonanz der Wards hinweg, erteilte Asandir eilige Anweisungen.
    »Sobald ich meine Wahrnehmung mit den Schutzbarrieren des Kielingturmes verschmolzen habe, werde ich nicht mehr ansprechbar sein. Sollten sich Schwierigkeiten ergeben, so werden die körperlosen Zauberer, mit denen Ihr verbunden seid, über Eure Bedürfnisse wachen und Euch, der Situation angemessen, Hilfe leisten.« Asandir unterbrach sich.
    Seine Augen, hell, leuchtend und stechend zugleich, studierten die Halbbrüder, die dabei waren, um der Wiederherstellung des Sonnenlichtes und des Überlebens der Paravianer willen, Körper, Geist und Seele der Gefahr auszusetzen.
    Von unausgesprochener Beklemmung angetrieben, fügte Asandir hinzu: »Ich werde versuchen, eine Öffnung in den Wards zu erzeugen und Euch ein Signal zu geben, wenn es vollbracht ist. Dann werdet Ihr den Nebelgeist angreifen. Mit all Eurer Kraft und Willensstärke werdet Ihr ihn in das Innere der Schutzbarrieren des Turmes treiben. Sobald auch der letzte Rest des Nebels hereingezogen wurde, werde ich die Wards wieder versiegeln. Dann werden Luhaine und Kharadmon gemeinsam mit Euch danach trachten, die feindseligen Wesenheiten Desh-Thieres im Zaum zu halten. Wenn sich die paravianischen Zauber verschmelzen lassen und wenn die Macht der Barmherzigkeit sich der Notwendigkeit unterordnen läßt, dann werde ich versuchen, ein Gefäß aus schützenden Bannen zu formen. Wenn wir Glück haben, dann wird es uns gelingen, Desh-Thiere einzusperren, ohne diesen Turm zu beflecken.« Er zögerte, ehe er fortfuhr. »Daran klammert Euch in der schlimmsten Qual: Die Vorhersage aus dem Althainturm hat keinen Tod an diesem Ort angekündigt.«
    Doch Sterben war sicher nicht das schlimmste Schicksal, das sie erleiden konnten, erkannte Lysaer: Besessenheit war eine schrecklichere Bedrohung. Kharadmons Zugriff donnerte wie ein tiefes, unterschwelliges Beben durch sein Fleisch. Und dieses Nest nebelgebundener Geister, das sie nun mit den vereinten Kräften von fünf Männern einkerkern mußten, verfügte über eine Böswilligkeit, die Traithe zum Invaliden gemacht hatte.
    »Ich wünsche Euch allen eine sichere Hand und eine erfolgreiche Jagd.« Wie eine Schattengestalt vor dem kohlschwarzen Wirbel aus Dunst, bückte sich Asandir und streifte Stiefel und Strümpfe ab. Barfuß stapfte er durch den Schnee und nahm seinen Platz auf den eisüberzogenen Steinen ein. Dann hob er die Hände. Starr und steif blieb er über einen Zeitraum, der Lysaers Nerven an den Rand des Zusammenbruchs trieb, regungslos stehen. Um sich der bösen Vorahnungen zu erwehren, konzentrierte sich der Prinz voller Ingrimm darauf, den drängenden Wunsch, seine Gabe freizusetzen, im Zaum zu halten.
    Eine Erschütterung in der Luft schlug ihm ins Gesicht, und ein Klirren wie von Glas, das in einem plötzlichen Kälteschock zerspringt, erfüllte den Himmel. Weißes Licht schien den Turm zu umspülen. Verloren in der blendenden Helligkeit schrie Asandir in einem Ton, der ebensogut von Ekstase wie von unendlichen Qualen herrühren mochte. Dunkelheit öffnete sich im gleißenden Licht, bösartig schwarze Dunkelheit, und das Mauerwerk, das zwei Zeitalter fest und unbewegt überdauert hatte, erbebte unter den Wellen der Vibration.
    »Jetzt!« schrie Asandir, und sein Schrei schien die Zinnen zu zerschmettern.
    Lysaer verströmte sein Licht in einer Verkettung aus Funken. Heißer Wind verbrannte seine Wangen. Schwärze fiel, so dicht wie Samt, dann ein Schlag eisiger Luft, den er als Rückströmung der Schatten Arithons erkannte. Gleich darauf strich eine unterschwellige, purpurne Glut über Lysaers Haut, legte sich über ihn, ehe sie mit der Wut Tausender giftiger Nadeln zustach. Er kämpfte um seinen Atem, um sein Denken, während Kharadmons scharfer Tadel ihn anstachelte, seinen Geist zusammenzuhalten und zu kämpfen.
    Lysaer schlug den eindringenden Nebel mit Energiestößen. Ja, er kämpfte, trotzte den Wesenheiten, die ihn lüstern aus dem Nebel begafften, mit den fangzahnbewehrten Kiefern knirschten und durch die Dunkelheit wirbelten, um ihn niederzureißen. Von den Energien seiner Gabe getrieben, jagte Lysaer voller Wildheit ein Gitterwerk aus Blitzen in den Nebel, verbrannte den Geist mit seinem Feuer.
    »Jetzt! Noch einmal!« mahnte Kharadmon.
    Die Zinnen schienen sich abenteuerlich zu verdrehen. Ausgebrannt und orientierungslos wie er war, konnte Lysaer nicht mehr unterscheiden, ob das Mauerwerk sich unter ihm

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