Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts
die einzige bedeutungsvolle Gefahr allein in Lysaers grundloser Attacke.
Asandir war gezwungen, all seine Macht einzusetzen, um die hilflosen Umstehenden vor Schaden zu bewahren. Er verwünschte das Schicksal, beklagte, daß Dakars neuerliche Vision die Voraussagen des Netzes durcheinandergebracht und die Krise allzu schnell herbeigeführt hatte. Nun konnte es keine Krönung mehr geben. Überall auf dem Platz schrien die Menschen, geblendet von Lichtblitzen und von panischem Entsetzen ob der Zauberei, die über ihre Stadt gekommen war, in die Flucht getrieben.
Als sich Lichtblitze und der flammende Schein des Schwertes über das Labyrinth seiner eigenen Beschwörung legten, betrauerte Asandir, daß Alithiels strahlende Magie Arithon nicht den geringsten Schutz bieten konnte.
Die Banne der Riathan Paravianer waren niemals dazu gedacht gewesen, ein Leben zu vernichten, sondern dienten lediglich dazu, einen Gegner zu verwirren, um einen ungerechten Angriff abzulenken.
Lysaer aber hatte die volle Macht über das Licht; sein Sehvermögen würde sich durch einen Bann nicht beeinträchtigen lassen.
Die Rache, hervorgerufen durch die Besitzergreifung Desh-Thieres, schlug gezielt einen funkelnden Bogen zu ihrem Opfer.
Fern von dem Ward, der die zufällig um ihn versammelten Menschen abschirmte, befreite Arithon sein Handgelenk aus der Gefangenschaft.
Er hielt sein Schwert nicht länger in Händen. Nur Schatten lösten sich aus seinen gespreizten Fingern: zur Rettung von Traithes Raben, wie Asandir in einem Sekundenbruchteil von Kummer geschärfter Wahrnehmung erkannte.
Ohne darauf zu achten, ob ihn jemand beobachtete, weinte der Zauberer, als Desh-Thieres Offensive herniederschlug.
Der Lichtstrahl traf Arithons erhobene Hand und schlängelte sich in einem Halbkreis an seinem Unterarm entlang. Verbrühtes Fleisch schrak unter höllischen Qualen zurück.
Noch schlimmere Pein erblühte aus der Wucht des Einschlags, als sich eine Magie, die weit über Lysaers Fähigkeiten hinausging, aus dem tödlichen Band des Lichtes löste.
Arithon schrie.
Rote Blitze zuckten über seinen Leib. Die Händler, die darum rangen, ihn am Boden zu halten, wurden fortgeschleudert wie Stoffpuppen, und die Gestalt des Herrn der Schatten blieb allein zurück, gezerrt und geschlagen von einem Muster gleich einem verworrenen Drahtgeflecht.
Asandir keuchte vor Entsetzen. Das Unbegreifliche war geschehen: Desh-Thieres Wesenheit hatte den Halbbruder, der sich bis dahin außerhalb seiner Reichweite befunden hatte, mit einem Bann des Verderbens belegt. Übertragen durch Lysaers Lichtblitz, verfingen sich die Schlingen des Bösen nun auch in Arithons Aura.
Donner grollte. Für die Dauer eines Herzschlags überzog scharlachrotes Licht den überfüllten Platz gleich einer Szene aus einem Alptraum. Als Desh-Thieres Fluch seinen Platz beanspruchte, wich Arithons widerstrebender und gepeinigter Gesichtsausdruck einer Miene des Hasses, der nie wieder verlöschen wollte. In reinster, blutiger Leidenschaft heulte er auf und wirkte Schatten, um Lysaers Verrat zu begegnen.
Die Luft erstarrte unter dem grausamen Zugriff des Frostes, als die Dunkelheit sich über Etarra senkte.
Nacht verschluckte ausnahmslos alles, von Traithes Raben, der nun unbeschadet und pflichtgetreu seinen Flug zu Sethvir fortsetzte, über vier Händler, die den Nachwirkungen der mörderischen Gewalt ausgesetzt waren, die von dem Herrn der Schatten freigesetzt worden war. Jäh aus dem Leben gerissen lagen sie zuckend und brennend inmitten ihrer glimmenden Brokatgewänder. Furchtsam wichen die Menschen eilends vor dem Blutbad zurück, daß sich dem Zugriff des gesunden Geistes entzog.
Schwärze legte sich wie ein Vorhang über das am schlimmsten gezeichnete Opfer dieser Vorgänge, den s’Ilessid-Prinzen, der durch den Mißbrauch durch Desh-Thieres entkommenen Geist ruiniert und versklavt worden war.
Nun von der Macht entbunden, die ihn angetrieben hatte, sank Lysaer auf die Knie und brach an dem Geländer zusammen.
Ein letzter Donnerschlag ließ die Villen am Rande des Platzes erbeben und hallte von den steilen Hängen des Mathorngebirges wider.
»Nun«, übermittelte Sethvir voller Sorge. »Der Fixpunkt, der den Eintritt der Prophezeiung regelt, ist gesetzt. Wir können jetzt nur noch versuchen, zu retten, was zu retten ist.«
Nebenwirkung
Nachdem sich die Machenschaften Desh-Thieres auf die Halbbrüder niedergeschlagen hatten, wurde die Waffenkammer, die dem Wachraum am
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