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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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seinem Körper verband. »Desh-Thieres Schlag war von einer heimtückischen Vollkommenheit.« Seufzend glättete er die Rüschen an Lysaers formeller Kleidung. »Er hat erkannt, daß die gemeinsame Macht zweier Menschen für sein Verderben verantwortlich ist. Wie hätte er sich besser gegen sie schützen können, wenn nicht dadurch, sie auseinanderzutreiben und dafür zu sorgen, daß sie ihre Gaben gegeneinander richten?«
    »Also hat er sie zur Feindschaft verdammt.« Das aber war ein bedrückender Fakt, wies es doch auf eine weitreichende Planung hin. Asandir teilte Sethvirs vorsichtige Ungewißheit, daß die gebannten Geistwesen am Skelsengtor alles andere als sicher verwahrt waren.
    Doch dieses Problem mußte warten.
    »Was noch?« drängte Asandir milde.
    Zutiefst betrübt gab Sethvir seine Erkenntnisse preis.
    Es war nicht gerade überraschend, daß die Übeltaten des Nebelgeistes in jener Nacht begonnen hatten, in der die beiden Halbbrüder außerhalb paravianischer Schutzzauber in Ithamon in die Enge getrieben worden waren. Als er nun in ihnen seine Feinde erkannte, prägte Desh-Thiere sich ihre Persönlichkeitsstrukturen ein. Die Suche der Bruderschaft nach Schäden, die die ganze Nacht gedauert hatte, war nichts als Zeitverschwendung gewesen: Die Geister hatten sich nicht eingemischt, noch nicht.
    Unter schmerzlichem Entsetzen sprach Asandir die schreckliche Schlußfolgerung offen aus. »Desh-Thiere hat bereits in diesem Sekundenbruchteil des ersten Kontakts das Ausmaß von Arithons Fähigkeiten erkannt!«
    Eingeklemmt zwischen demolierten Waffenschränken, stützte der Hüter des Althainturms die Stirn auf seine Hände. »Schlimmer. Die Geister haben sich mit Taten zurückgehalten und über ihr neues Wissen gegrübelt.« Dann versagte seine Stimme, und er übertrug durch seine Gedanken, was er herausgefunden hatte. Bis zu dem Augenblick, als Lysaer, während ihrer letzten kämpferischen Bemühungen, die Wesenheiten einzufangen, sich ungeschützt mit bloßen Händen dargeboten hatte, war kein tiefgreifender Schaden entstanden. Dieses neue Wissen gestaltete die Entscheidung, Arithons magische Kenntnisse abzuschirmen, zu einer Tragödie größeren Ausmaßes.
    »Unsere Schutzmaßnahmen waren falsch ausgerichtet«, flüsterte Asandir gepeinigt. »Wir haben zu früh nach Schäden gesucht und uns zu spät mit der Lehre der Kunstfertigkeiten befaßt.« Wehe Lysaer, dessen Integrität unbarmherzig einem Feind überlassen worden war, der ihn ohne Gegenwehr eingenommen hatte. Schmerzlich war die Ironie, daß Arithons Schutzzauber ihn vor diesem Angriff hätten schützen können; zumindest aber hätte er die Präsenz eines eindringenden Geistes bereits erfühlen können, ehe dieser von ihm Besitz ergreifen konnte. »Möge Dharkaron uns für unsere Dummheit verfluchen, den falschen Prinzen in Gefahr gebracht zu haben.«
    Zu spät kam die Einsicht, den Fehler zu korrigieren, der ihnen in Krise und Verzweiflung unterlaufen war. Sethvirs trockene, rissige Finger schlossen sich um seines Bruders Handgelenk. »Ohne Desh-Thieres Namen waren wir blind. Und das sind wir immer noch.« Verzweifelt erklärte er, daß eine gestohlene Erinnerung über Lysaers Strapazen in der Roten Wüste Desh-Thiere einen geeigneten Angriffspunkt geboten hatte; die Erinnerung, daß Arithon einmal auf seine magischen Kräfte zurückgegriffen hatte, um ihres Überlebens willen, den Widerstand eines Halbbruders zu brechen, dessen Haß die Hoffnung auf vernünftiges Handeln zunichte gemacht hatte.
    »Der Nebelgeist erkannte die Zwietracht. Noch tieferes Wissen entnahm er der Verbindung mit Kharadmon, der Lysaer sich im Kielingturm freiwillig ergeben hat«, sagte Sethvir. »Dieser magische Bannfluch hat sich umfassend mit der Lebenskraft der Halbbrüder verbunden. Die Verbindung aufzulösen oder rückgängig zu machen, würde Geist und Körper trennen.«
    »Tod«, resümierte Asandir bitter. Seine Reue über die Fehler der Vergangenheit war noch immer groß. Während die Wesenheiten des Nebelgeistes von den Mysterien eingehüllt waren, hatten die Bruderschaft und die beiden Prinzen aus Dascen Elur eine wahre Großtat verbracht, als es ihnen gelang, alle Geister bis auf einen zu bannen und einzufangen. Nun standen sie vor der Bedrohung durch Lysaers Besessenheit und vor einem Wesen, das sie aus purer Notwendigkeit austreiben mußten.
    »Bist du bereit?« fragte Sethvir. Wenn auch die Augen seines Bruders seine Erschütterung widerspiegelten, nahmen die

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