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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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übler Machenschaften schuldig gemacht hatte, würde niemals einem einfachen Tier mehr Aufmerksamkeit widmen als seinen Untertanen oder seinem eigenen drohenden Schicksal. Erschüttert von zügelloser Feindschaft; sich der Tatsache nicht bewußt, daß er das manipulierte Opfer eines entfleuchten Geistes Desh-Thieres war, hob Lysaer steif seine Hände, um seine Gabe herbeizurufen …
     
    Hin- und hergeschubst von der Menschenmenge, die durch die Seitenstraße strömte, doch geschützt von einer Illusion, die ihm das Aussehen eines gütigen Großväterchens verlieh, beobachtete Asandir aufmerksam den großen Platz. Dann flammte ein sonderbares Licht auf und zog seine Aufmerksamkeit auf einen ihm unbekannten Balkon. »Dort!« flüsterte er so leise, daß niemand ihn hören konnte. Seine Gedanken umrankten das Bild, das seine Augen erblickten: ein Bild von Lysaer, der in unmißverständlicher Haltung darum bemüht war, sein Licht herbeizurufen.
    Zwar war er nicht einmal in der Nähe des Tumultes vor der Ratshalle, dennoch nahm Sethvir Kontakt auf. Er konnte nichts tun, steckte er doch selbst in Schwierigkeiten. Den Kopf auf die Seite gelegt, eine Hand an der Tür der Waffenkammer am Südtor, bestätigte Sethvir den Erhalt der Nachricht. Unter seiner Handfläche erbebte das massive Holz unter dem Ansturm der Söldner an der Ramme, geführt von Diegans diensthabendem Hauptmann. Als er den Befehl erhalten hatte, die Krönungsfeier zu stören, hatte Gnudsog alle Wachen von den Toren abgezogen, um sich Zugang zu der versiegelten Waffenkammer zu verschaffen. Daraufhin war Sethvir damit beschäftigt, Versiegelungszauber und Banne anzubringen, um die Waffen von dem Chaos auf den Straßen fernzuhalten, und hatte daher keine Möglichkeit Unterstützung anzubieten.
    Den Pöbel der Stadt nach Lysaer zu durchstöbern, war schwieriger, als eine Nadel ihm Heuhaufen zu finden. Wo Stroh und Metall zumindest durch ihren wahren Namen voneinander getrennt werden konnten, brachte sie der Geist Desh-Thieres, der sich in das Wesen Lysaers eingeschlichen hatte, in arge Verlegenheit. Ohne die Mittel, um seiner wahren Essenz zu befehlen, konnte kein überbrückender Bann das besessene Opfer aus seiner Angriffshaltung auf dem Balkon erlösen.
    Sorge und Kummer hatte das Netz vorausgesagt, wäre die Bruderschaft wieder die der Sieben; doch gepaart mit dieser zweiten unerwarteten Vorhersage war auch die Erfüllung von Dakars Prophezeiung der Schwarzen Rose in Gefahr. Gefangen in dieser kritischen Lage zürnte der Zauberer, doch waren ihm die Hände gebunden. Die Bruderschaft wagte nicht, ihre Macht einzusetzen, um das Übel abzuwenden, und so konnten sie nichts weiter tun als zuzusehen, wie das Unvermeidliche seinen Lauf nahm.
    »Wir können Arithon nicht einmal in Sicherheit bringen«, lautete eine Nachricht Luhaines, der den Spuren des s’Ffalenns folgte, für den unwahrscheinlichen Fall, daß die Krönung doch noch stattfinden konnte. »Zwei Händler haben sich eingemischt und halten ihn fest.«
    An seinem Standort am Straßenrand stieß Asandir einen der unsittlichsten Flüche Dakars aus. Eine empörte Mutter bedachte ihn mit einem bösen Blick, ehe sie ihr Kleinkind aus seiner Reichweite brachte.
    Auf dem Balkon über der Menschenmenge ballte Lysaer seine Hände zu Fäusten. Ein Blitz zerteilte die Luft, und Licht flammte gleißendhell über den Himmel.
    »Nein!« Arithons entsetzter Aufschrei vermischte sich mit Lysaers Triumphgeheul. Der angegriffene Herr der Schatten riß seinen Unterarm aus dem Griff des Händlers, wand sich und zog sein Schwert.
    Gleich einer Sternenexplosion flammte blendendes, silberweißes Licht auf: Alithiels paravianische Schutzbanne entfalteten sich mit einem herzerschütternden Klang, ein sicheres Zeichen dafür, daß die Waffe einem gerechten Zwecke zugeführt wurde. Asandir sah zu und gab alle Hoffnung auf.
    Der Lichtblitz, der von dem Balkon niedergegangen war, war voll und ganz das Werk der Rache Desh-Thieres und des Geistes, der von Lysaer Besitz ergriffen hatte.
    Wundersame Energien kollidierten mit einer grausamen Dissonanz hoch über Arithons Kopf. Er schlug um sich, doch trotz seiner irrsinnigen Verrenkungen vermochte er dem Angreifer nicht zu entgehen, der ihn bei Schultern und Knien packte. Gleich darauf wurde sein Schwertarm ergriffen und niedergerissen.
    Daß er die Klinge nur hätte gegen die Männer richten und zum tödlichen Stoß einsetzen müssen, schien ihm nie in den Sinn zu kommen; als läge

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