Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts
der Konsequenzen, verschlug es Asandir die Sprache. Furcht lastete schwer auf ihm, da jedes einzelnen Geistes entstellte Menschlichkeit die Bruderschaft in ein trostloses Dilemma brachte. Das Urteil eines Zauberers wurde nicht von Aths Machtbefugnissen getragen, die es erlauben würde, unwillige Geister in eine Vorhölle endloser Gefangenschaft zu treiben.
Doch konnte das Rätsel über die Natur Desh-Thieres nicht gelöst werden, um die Tausende von Verdammten zu befreien, solange die Bruderschaft nicht wieder zu ihrer vollen Stärke gelangt und die Anzahl von Sieben wiederhergestellt war.
Alles und mehr drehte sich um einen einzigen unsicheren Faktor: das Leben des letzten Prinzen zu s’Ffalenn.
Während Asandir und Sethvir die Gedanken an diese allzu deutliche Enthüllung teilten, begannen die Probleme des Augenblicks erneut dringlich zu werden.
Der Riegel an der Tür zur Waffenkammer öffnete sich knarrend. Ein Sperrzauber flammte kurz auf und verlosch, und die Tür drehte sich kreischend in den Angeln, kontrapunktiert von den nörgeligen Klagen über Kopfschmerzen seitens Dakar, der in diesem Augenblick seitwärts durch die entstandene Lücke kippte. Nur die Schulter, die den Türpfosten traf, hielt ihn aufrecht.
»Es ist dunkel!« Die Luft erbebte unter dem Echo von Diegans Beschwerde. »Dharkaron soll sich Eurer versoffenen Ideen annehmen. Ich habe keine Schreie gehört. Dort drin ist niemand.«
»O doch.« Dakar stieß sich von dem Pfosten ab und taumelte zwei Schritte weit über die Türschwelle. »Sie sind hier. Vertraut mir. Sethvir hat lediglich vergessen, Kerzen anzuzünden.«
Mißtrauisch und nach wie vor verärgert, für Gnudsog und seine Leute an der Ramme einspringen zu müssen, rümpfte Diegan die Nase. Ein beißender Schlackengeruch hing noch immer in der Luft, als wäre erst vor kurzer Zeit eine Fackel verloschen.
»Dort.« Dakar schwankte und vergaß völlig, daß der Teil des Raumes, auf den er deutete, in der Dunkelheit verborgen lag.
Tatsächlich erwies der Raum sich als durchaus nicht leer. Schneidig und schrecklich heiser rügte Asandirs geisterhafte Stimme: »Nennst du das etwa, den Gardekommandanten Etarras unter Hausarrest halten?«
Diegan wäre vor Schreck beinahe aus seinem juwelenbesetzten Wams gesprungen.
Dakar verlor das Gleichgewicht und setzte sich auf sein Hinterteil. »Der Wein«, gestand er nach einem seelenvollen Grunzen. »Wir haben beide Karaffen geleert und Diegan hat mich angefleht. Wo ist Lysaer?« Dann, als sich seine verwirrten Sinne oder sein Sehvermögen ein wenig erholt hatte, bemerkte er das von Wards gehaltene, unterschwellige Glimmen vor Sethvir. Blinzelnd identifizierte Dakar die Struktur eines Gefangenschaftsbannes und das darin herumwirbelnde Leuchten, das seinem Magen schwer zu schaffen machte. Diese Übelkeit war weder die Folge seiner Genußsucht, noch ein Vorzeichen einer unmittelbar bevorstehenden Prophezeiung: Seine Magenschmerzen entstammten der Reaktion auf etwas, das jenseits der Natur war.
Dakars Benommenheit schwand. »Ihr habt alles gewußt!« klagte er.
Asandirs Berichtigung folgte augenblicklich: »Vermutet. Ohne die Macht über den Namen hatten wir keine Möglichkeit, vorherzusagen, auf welche Weise Desh-Thieres schädliche Auswirkungen sich zeigen würden. Und da dein zweiter Anfall von Hellsichtigkeit im Konflikt mit dem ersten stand, hatten wir auch keinen Anhaltspunkt, wie wir vorgehen sollten.«
»Ich kenne meine zweite Prophezeiung nicht einmal.« Unter dem Einfluß persönlicher Kränkung blickte Dakar an sich herab, als wollte er sich des Bodens unter seinen Füßen vergewissern. Das wiederum veranlaßte ihn, sich nach einem sicheren Halt umzusehen, an den er sich anlehnen konnte, bis der Anblick Lysaers auf der Liege seinen zuvor unterbrochenen Forschungsdrang wieder mit Leben erfüllte. »Also habt Ihr nichts getan«, schalt er seine Meister aus der Bruderschaft, ehe sein Zorn einer bedauernden, trunkenen Klage wich. »O Ath! Lysaer hat Euch vertraut, wie wir alle.«
Durch die aufgebrochenen Blätter zweier Türen drang der Lärm der entfesselten Bürger herein, überlagert von den bellenden Anordnungen Gnudsogs. Leise Worte drangen herein, schmähten Zauberer und Monarchie. Der Pöbel hatte einen Sprechchor angestimmt.
Vor diesem häßlichen Hintergrund trat Diegan den beiden Zauberern energisch entgegen. »Und wollt Ihr nun immer noch nichts tun?«
Sethvir erhob sich. Bei dieser Bewegung brachen neue Flammen aus der
Weitere Kostenlose Bücher