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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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beiden Zauberer doch zu beiden Seiten der provisorischen Bettstatt Aufstellung und legten ihre Hände auf des Prinzen Brauen und Brust. Um sie herum erstickte Dunkelheit den Glanz der tausend Waffen, die stets saubergehalten wurden, um das Blut sterblichen Fleisches zu fordern. Im Kampf gegen die gespenstische Wesenheit jedoch bot der Stahl nur ein grausames Ende: den scharfen, endgültigen Schmerz des Gnadenstoßes, der lebenslanges Leiden gegen ein frühes Grab tauschte.
    Unbarmherziger Trost. Bebend schnappte Asandir nach Luft. »Du weißt, daß wir ihn töten müssen, wenn wir versagen.«
    Sethvir beschloß, nicht zu antworten. Irgendwann hatte das bebende Donnern der Ramme aufgehört. Tiefe Stille lag über der Waffenkammer, und die gewaltige Konzentration eines Zauberers vermochte das Seufzen eines jeden zu Boden sinkenden Staubkörnchens wahrzunehmen. Ziellos hauchte die Luft über die Klingen in den Regalen hinweg und ließ sie in einem Gesang erklingen, der vom Tode kündete. Weit entfernt von solcherlei Ablenkung, sank Sethvir in tiefe Trance. Sein Bewußtsein vermengte sich mit dem Lysaers, um die schwer faßbaren Energien aufzuspüren, die den feindlichen Geist umhüllten.
    Keine einfache Austreibung, diese sorgfältige Entwirrung der Geister, denn das Wesen, daß sie heraustreiben wollten, war noch immer namenlos.
    Asandir fiel die Rolle des Bewachers zu. Versunken in Sethvirs Arbeit, folgte er der Jagd durch die verwobenen Auren, die Lysaers Geist umschlossen. Wie bei einer Bestandsaufnahme wurde jeder Strang, jede Schlaufe, jede Windung des Lichts aufgezeichnet. Alle, die zu Lysaer gehörten, wurden von Asandir mit einem Ward belegt, während jene, die fremd erschienen, von Sethvir zur Aussonderung markiert wurden. Die Unterschiede der Identitäten waren gefährlich schwach ausgeprägt, manchmal jenseits von Logik oder Intuition. Eine falsche Wahl würde ein Fragment des Betroffenen abspalten, gleich einer Amputation der Seele, die nachhaltiger als die schlimmste Verstümmelung des Körpers wirken würde. Doch ohne den Namen, der den eingedrungenen Geist bezwingen konnte, blieb der Bruderschaft kein anderer Weg. Mit dem verderblichen Einfluß des Bannfluches, der die Halbbrüder in Feindschaft verband, wuchs das Risiko, einen Fehler zu begehen. Der durchdringende Haß gegen seinen Halbbruder, war so vollkommen mit Lysaers Lebenskraft verwoben, daß er jeden Versuch der Entwirrung vereitelte. Der Drang, Arithon niederzuringen, war und war nicht Teil des Wesens des Prinzen zu s’Ilessid, und schon ein einziger Irrtum würde Lysaer zum Tode verurteilen.
    Schwitzend, frustriert, verwickelt in Lebensfäden, kompliziert genug, den Verstand bis an die äußerste Grenze geistiger Verwirrung zu strapazieren, begriff Asandir, warum Sethvir seine vorangegangene Bemerkung mit Schweigen quittiert hatte.
    Eher würde ihr Versuch der Austreibung fehlschlagen und das Opfer töten, als daß irgendein Aspekt eines namenlosen Geistes frei zurückbleiben und eine Exekution erforderlich machen würde.
    Zeit verlor jegliche Bedeutung. Gemeinsam tauchten die Zauberer in ihre gewaltige Aufgabe ein und trafen unzählige Male unter Qualen ihre Wahl. Beinahe am Ende und furchtbar erschöpft, überprüften sie, welche Fortschritte sie gemacht hatten.
    Die Muster, die den bekannten Geist enthielten, waren zu dünn, um überzeugend zu sein.
    »Das kann nicht alles sein«, beklagte Sethvir verzweifelt. »Wo in Aths Namen kann es sich nur verstecken?«
    Sie begannen von neuem, entwirrten Lysaers Erinnerungen, Strang um Strang. Manche klangen falsch; viel zu wenige. Die Gesamtheit des Geistes entglitt ihnen. Zitternd vor Erschütterung sagte Asandir: »Wir sollten besser noch einmal prüfen, was am Anfang falsch war.«
    Sethvirs Kummer war voll glühenden Zorn. Daß Desh-Thiere seine Besitznahme mit der Gabe verknüpft hatte, die der königlichen Familie in die Wiege gelegt wurde, war undenkbar. Und doch war es so: Der Rest seiner eingedrungenen Essenz hatte sich so fein mit der Magie der Bruderschaft verbunden, daß ihre eigene Überprüfung ihn übersehen hatte.
    »Dharkaron, Engel der Rache!« Sethvir war den Tränen nahe. »Kein Wunder, daß die verderbte Kreatur ihn einnehmen konnte! Sie hat sich durch den einen Pfad des Gewissens Zutritt verschafft, den niemals in Frage zu stellen Lysaer durch Magie gezwungen war!« Schuld und Schwäche waren nie auf Lysaers Seite gewesen, sondern einzig auf der der Bruderschaft, die es

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