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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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beklagenswert an Weitblick hatte mangeln lassen.
    In diesem Moment rasselte ein Schlüssel am äußeren Schloß des Wachraumes. Gnudsogs Baßstimme wurde von einem gereizten Kommando zum Schweigen gebracht, dem gleich darauf ein grauenhafter Schmerzensschrei folgte.
    Dakar nuschelte in streitsüchtigem Tonfall: »Ich habe Euch ja gewarnt, daß sie Wards angebracht haben werden. Laßt mich das machen.«
    Sethvir seufzte. »Gesellschaft. Wir sollten besser fertig werden.«
    Die Eile behagte Asandir nicht. Doch wenn sie das durch Panik verursachte Blutvergießen auf Etarras Straßen im Zaum halten wollten, wurden Lysaers Fähigkeiten gebraucht, um Arithons Schattenbarriere aufzulösen. Diese Krise ließ ihnen keine Zeit für eine dritte Überprüfung, die so oder so nicht zur Gewißheit führen würde. Asandir stabilisierte die Schutzbanne, mit denen er Lysaers Geist abgeschirmt hatte. Dann, als bereitete er sich auf eine erdgeschichtliche Katastrophe vor, sagte er: »Jetzt!«
    Gleich einer Falle warf Sethvir Banne über dem parasitären Geist. Lichtblitze knisterten über Lysaers Leib. Ein spiralförmiges Netz zeichnete sich feurig in der Luft ab, spiegelte sich im Stahl der Schwerter. Asandir fühlte die brennende Macht, die an seinen Schutzbannen zerrte, als der Geist, der sich mit dem Wesen seines Opfers verbunden hatte, zurückschlug, um seinen Zugriff aufrechtzuerhalten. Der Sog verstärkte sich zu einem Zerren, so schrecklich wie ein reißender Strom oder der Ruck eines mit Widerhaken verstärkten Enterhakens in abgelagertem Eichenholz. Asandir hielt stand.
    Die Gewalt über auch nur einen einzigen Strang des Musters zu verlieren, bedeutete, einen Teil Lysaers dem Geist zu überlassen.
    Sethvirs Austreibungszauber verstärkten sich weiter. Spannungspunkte flackerten in kaltem Blau, und die Linien auf Lysaers Leib verwischten, während sie aneinanderzerrten wie verworrene Drähte, die mit Gewalt auseinandergerissen wurden.
    Stur klammerte sich der Geist fest.
    Zauberei stellte sich ihm entgegen. Lysaers Leib zuckte auf der Sänfte unter angespannten Krämpfen. Die Qual der erzwungenen Lösung drang sogar durch seine Bewußtlosigkeit hindurch, und ein gepeinigtes Wimmern löste sich von seinen Lippen.
    Der Klageruf entstammte aber ebenso Asandir, der das Leid des Prinzen teilte. Beansprucht mit seinen Bemühungen, Leib und Seele beisammenzuhalten, blieb dem Zauberer keine Kraft, sich selbst zu schützen. Selbst als die Gewalten sich wandelten und unter seiner Führung aufblitzten, konnte er das Gefühl nicht abschütteln, daß diese Austreibung zu mühevoll war. Als hätte der Geist seine Fänge in irgendeinen Teil Lysaers versenkt, schien er eher bereit zu sein, ihn in Stücke zu reißen, als von seinem Opfer abzulassen.
    Und dann, im Augenblick größter Unsicherheit, löste sich der Geist so abrupt aus Lysaers Sein, daß sein Rückzug einem heftigen Schlag gleichkam. Magie trennte die letzten Verbindungen und hielt die Kreatur in der Luft fest. Zum Guten oder zum Schlechten, es war vollbracht. Vor Tücke brennend wie ein Sumpflicht, erstarrte der gefangene Geist; der befreite Mann aber lag bewußtlos auf der Sänfte. Die Zauberer an seiner Seite blickten einander an, geschlagen und erschöpft von der schweren Arbeit. Unausgesprochenes Verständnis herrschte zwischen ihnen: die Austreibung hatte ihren Preis gefordert. Die Gabe wahrer Gerechtigkeit, die das Erbe der s’Ilessids war und von dem Geist mißbraucht worden war, hatte unermeßlichen Schaden erlitten.
    Heiser wagte Asandir zu äußern: »Der Fluch, der Lysaer gegen Arithon stellt, hat die Gabe der s’Ilessids so oder so befleckt.«
    Zusammengekauert, das Kinn auf die gefalteten Hände gestützt, seufzte Sethvir. Nun konnten sie nichts mehr tun. Nicht, ohne das Risiko, die Bindung Desh-Thieres durcheinanderzubringen und damit das Leben des Prinzen aufs Spiel zu setzen. »Es gibt immer eine nächste Generation«, sagte er traurig. »Wenigstens ist der Geist besiegt.«
    Etwas an Sethvirs Bemerkung veranlaßte Asandir zu einem scharfen, prüfenden Blick. Der Hüter des Althainturmes mied den Kontakt, sein Geist verharrte abgeschirmt im Dunkel, und seine Augen waren stur abgewandt. Asandir sagte: »Da ist noch mehr. Du hast den Namen dieses unglückseligen Wesens gefunden, nicht wahr?«
    Nun sah Sethvir auf, trostlos wie Eis auf Frühlingsblumen in dem matten Licht unter dem Nebel. »Einst war die Kreatur menschlich.«
    Verblüfft angesichts des Feuerwerks

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