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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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ergrauten Hauptmann mit einer Mischung aus Sorge und Respekt. »Eure Stadt schuldet Euch Dank für Euren Weitblick, aber Lanzenreiter mögen nicht ausreichend sein. Arithon s’Ffalenn ist so gerissen und skrupellos wie es der Pirat war, der ihn gezeugt hat. Je mehr Zeit er gewinnt, desto gefährlicher wird er. Wenn wir Überraschungen vermeiden wollen, so müssen wir inzwischen davon ausgehen, daß er Euren Männern entkommt und die Barbaren des Nordens erreichen wird. Meine Herren, um unser aller Sicherheit willen bitte ich Sie dringend, die Stadt sofort für einen möglichen Krieg zu rüsten.«
    »Wir sind beschlußfähig«, ließ sich Diegan vernehmen, der es sich einer Katze gleich inmitten der Felldecken bequem gemacht hatte. »Sollen wir über diesen Punkt abstimmen?«
    Hände wurden erhoben, eine Zählung durchgeführt, und Gnudsogs Lächeln bekam einen gefräßigen Zug. Er befahl den hinauseilenden Pagen, Tinte und Feder zu organisieren. Dann schickte er jemanden hinterher, die Stadtsiegel herbeizubringen. Innerhalb einer Stunde waren Morfetts mit Ornamenten verzierte Tische zu Schreibtischen umfunktioniert worden, und Gnudsogs schwielige Fäuste trugen schwer an den Anforderungen für Proviant, Waffen und Truppen.
    Währenddessen ging Lysaer erfüllt von ruheloser Leidenschaft im Raum auf und ab, hielt widerstrebenden Ratsherren flammende Vorträge und beschwatzte den Schatzmeister, den Schlüssel zur Schatzkammer herauszugeben. »Schlagt sofort und gründlich zu«, betonte er. »Oder ich kann Euch versprechen, daß Ihr Euch mehr Ärger einhandeln werdet als je zuvor in Eurer Geschichte.«
    In ganz Athera war er der einzige Mann, der den Schaden zu ermessen imstande war, den die Tücke des s’Ffalenns verursachen konnte. Seine größte Sorge war es, den Etarranern begreiflich zu machen, wie gefährlich dieser Feind war.
     
    Gleich nach der Morgendämmerung ritt Gnudsogs leichte Kavallerie in den nördlich gelegenen Außenhof der Zitadelle. Müde Reiter stiegen von ihren Pferden inmitten der lauten, aufgewühlten Geschäftigkeit einer Stadt, die sich zum Krieg rüstete. Zu dieser Zeit ließen sich die Ratsherren des Gouverneurs bereits bereitwillig von ihrem einzigen Retter führen. Ein ermatteter Offizier wurde eilends zu Lysaer gesandt, ihm mitzuteilen, daß die Reiter ihre Mission, Arithon gefangenzunehmen, nicht hatten erfüllen können.
    Gerade berichtete der junge Lanzenreiter über einen Tisch hinweg, auf dem sich schmutzige Teller und Landkarten stapelten, die mit den Tintenspuren der eilends aufgestellten Strategien verschmiert waren. »Wir konnten ihn nicht einholen. Der Herr der Schatten hatte schon zuviel Vorsprung, auch ohne die Finsternis Sithaers und den Schnee, der seine Spuren verdeckte. Als wir erfuhren, daß er einem Wagenzug ein Pferd geraubt hat, blieb uns keine andere Wahl als umzukehren. Es war sinnlos, mit unseren fast lahmen Pferden noch weiterzureiten.«
    Sonnenlicht fiel auf die ausgebreiteten Lagen von Schriftrollen, die knisterten, als Diegan sich herüberbeugte; außer dem Kratzen, das Lordgouverneur Morfett verursachte, als er sich über das fleischige, stoppelige Kinn rieb, war dies für eine Weile das einzige Geräusch, das die Stille durchbrach. Keiner der Männer hatte während der vergangenen Nacht geschlafen oder sich irgendwie erholen können.
    Der Hauptmann der Lanzenreiter trat nervös von einem Fuß auf den anderen.
    »Warum habt ihr dem Führer des Wagenzuges nicht befohlen, Euch frische Pferde zu überlassen?« verlangte Diegan schließlich zu erfahren.
    »Euer Lordschaft, der Händler, dem der Zug gehörte, untersteht nicht der Herrschaft Etarras.« Mit verbittertem Ton fügte der Hauptmann hinzu: »Dennoch hätten wir Hilfe bekommen können, wenn wir dem Zugführer nur ebensoviel Bestechungsgeld hätten geben können wie der Flüchtige.«
    Lysaer runzelte die Stirn.
    Von Spitzfindigkeiten weit entfernt und blaß vor Müdigkeit, sagte er: »Ihr habt doch behauptet, er hätte das Pferd gestohlen?«
    »Das hat er.« Frustriert biß der Hauptmann die Zähne zusammen. »Euer Herr der Schatten hat es nicht gewagt, ein faires Angebot zu machen, denn seine Aussprache ähnelt ebenso wie Eure, verzeiht mir, Euer Lordschaft, der der Barbaren. Statt das Risiko einzugehen, erdolcht zu werden, kaum daß er den Mund aufgemacht hätte, hat er zur Ablenkung ein Proviantzelt angezündet, seine Schatten herbeigerufen und sich mit einem Zugpferd davongemacht. Fragt niemanden um

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