Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts
schattenlenkender Krimineller aufgespürt und endlich der Gerichtsbarkeit zum Urteil übergeben werden konnte. Zu diesem Zweck brachte Gnudsog die Hausdiener außer Atem, ließ er sie doch Botschaften an seine Leutnants und sein Netzwerk weit verstreuter Kundschafter überbringen.
Als die langersehnte Nachricht ihn endlich erreichte, die ihn ohne jeden Zweifel darüber in Kenntnis setzte, daß Arithons Spuren gefunden waren, hörte in dem Lärm der hitzigen Diskussion niemand auf ihn.
Gnudsog verlor die Geduld.
Krachend setzte er seinen Krug mit solcher Gewalt ab, daß der Wein über den Rand hinaus spritzte. Stille senkte sich über den Raum. Die Regierungsangehörigen Etarras wandten ihre Köpfe, um an ihren überlegen hochgereckten Nasen entlang böse auf den Urheber dieser besonders unmanierlichen Störung herabzublicken.
Voll und ganz unbeeindruckt von Fragen des Protokolls wischte sich Gnudsog mit einem behaarten Handrücken über sein Stoppelkinn. »Wie ich schon sagte, wir haben ihn gefunden. Euer mit Schatten spielender kleiner Zauberer ist über die Straße des Nordens geflüchtet. Inzwischen hat er fünf Stunden Vorsprung, und sein Kurs führt ihn direkt zu den Clans von Deshir.«
Diese Erklärung verursachte Tumult in dem Zimmer. Der Minister der Weber- und Spinnergilde erging sich in einem schwafeligen Monolog, während der Bürgermeister des Südviertels in dem kläglichen Versuch, die Ordnung wiederherzustellen, wild mit seinem Hut auf seine Stuhllehne einprügelte. Sein Pochen ging in dem aufgeregten, spekulativen Geplapper unter, welches seinerseits von dem schrillen Ausruf des Handelsministers übertönt wurde: »Ath schütze uns! Wir sind verloren! Im Kampf gegen Zauberei und Schatten werden selbst unsere besten Truppen zu blutigem Hundefutter verarbeitet werden. Was helfen uns all die Schwerter, wenn es uns nicht gelingt, den Prinzen des Lichts zu überzeugen oder zu zwingen, uns zur Seite zu stehen?«
Mit verspäteter Lüsternheit richteten sich plötzlich sämtliche Blicke auf den juwelengeschmückten Schatz, der sich in ihrer Mitte verbarg. Nur waren die blauen Augen jetzt geöffnet. Lysaer war vom Gezänk der Männer erwacht.
Gnudsog lachte leise, angesichts der Geschwindigkeit, mit der Etarras Würdenträger ihre Besorgnis wieder hervorkramten.
Die stolzesten und hochmütigsten Abkömmlinge einer Ahnenreihe edlen Blutes sanken neben ihrem künftigen Retter in die Knie.
Über ihre kriecherische Haltung ein wenig amüsiert, setzte Lysaer sich auf. Nachdenklich blickte er mit gerunzelter Stirn unter seinem zerzausten Goldhaar hervor und sagte in ernstem Ton: »Meine Unterstützung war niemals in Frage gestellt.« Zuvor Phrasen dreschende Stimmen schwiegen, damit seine Worte Gehör finden konnten. »Ich werde Euch helfen, solange Ihr meine Hilfe benötigt. Aber Etarra muß handeln, ohne zu zögern. Es wird Krieg geben, wenn Arithon lange genug am Leben bleibt, um Verbündete zu finden. Mit der Unterstützung der Clans im Norden könnte er seiner gerechten Strafe vollends entgehen.«
»Die Barbaren mögen Schwierigkeiten machen, doch sie können keine ernsthafte Gefahr für uns darstellen«, unterbrach Pesquil, ein magerer, blasser Mann, der die Zobelschärpe eines hochrangigen Kopfjägers trug. »Unsere Stadtgarnison könnte die Clans auslöschen. Das war nie unser Problem. Wir haben diesen Feldzug jahrelang geplant. Wir kennen die Lager der Barbaren, ihre Schlupfwinkel, wir wissen sogar, wo sich ihre Waffenlager befinden. Was uns abgeschreckt hat, waren lediglich die notwendigen Mittel, die Truppen loszuschicken.«
Lordgouverneur Morfett trocknete seine schweißnassen Schläfen mit der schmutzigen Spitze seiner Ärmelstulpen. »Nach der heutigen Demonstration von Schatten und Zauberei bezweifle ich, daß das Schatzamt noch Einwände hat.«
Als der städtische Schatzmeister sich zu einer Entgegnung wappnete, erhob sich Lysaer s’Ilessid. »Möge Ath uns den Krieg ersparen. Worauf warten wir noch?« Er bemerkte Diegans zustimmendes Nicken und fügte hinzu: »Wenn wir jetzt mit einer berittenen Truppe zuschlagen, werden wir vielleicht nicht mehr als ein Schafott und eine Tribüne für die Hinrichtung benötigen.«
»Zwanzig Lanzenreiter sind bereits unterwegs.« Auf der anderen Seite des Raumes lächelte Gnudsog, als die Würdenträger erneut auf seine Anwesenheit aufmerksam wurden.
»Sie haben die Stadt durch das Nordtor vor einer halben Stunde verlassen.«
Lysaer betrachtete den
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