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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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herbstlichen Wiese, ging ein Glorienschein von seiner Gestalt aus, den niemand mit dem Licht einer Fackel verwechseln würde.
    Inmitten des Tumultes auf dem Platz, über die Barrikaden hinweg, die Gnudsogs Garde aus Pfosten errichtet hatte, richteten sich die Blicke auf die Quelle jener undefinierbaren Helligkeit. Etarras traumatisierte Bürger sahen einen Mann, der sich tapfer der Dunkelheit entgegenstellte.
    Jemand schrie. Hände erhoben sich aus der Menschenmenge und deuteten auf die einsame blonde Gestalt auf dem Podest. Die Kämpfe hörten auf. Bauern starrten hinauf, Ziegelsteine und Wagenachsen, die als Knüppel gedient hatten, baumelten vergessen in ihren Händen, als ihre Streitsucht Verwunderung wich. Rauhbeinige Männer, die plündernd und raubend durch die Straßen zogen, wurden von dem Licht, das die Schatten in den Eingängen vertrieb, aufgeschreckt. Plötzlich bar ihrer Deckung schlichen sie durch die Nebenstraßen davon, um der Gefangennahme durch die Wachen zu entgehen. Gildebanden, deren Haß weit zielgerichteter war, unterbrachen ihre Bemühungen, ihren Rivalen Schaden zuzufügen. Die am schlimmsten betroffenen, von Angst erfüllten Handwerker und Händler rotteten sich zusammen und brachen in lautes Geschrei aus angesichts der Wiedergeburt der Sonne, die ihr Eigentum und ihr Auskommen bewahren würde. »Wir sind gerettet!«
    Von der Treppe des Podestes antwortete ihnen Lord Diegan: »Dank der Gunst Lysaers, Lord des Lichts, wird unsere Stadt wieder im Wohlstand erblühen!«
    »Lysaer, Lord des Lichts!« jubelte ein Steinmetz mit rauhen Händen.
    Sein begeisterter Ruf wurde aufgenommen, bis der große Platz in Etarra von Tausenden von Stimmen widerhallte.
    Der goldene Kreis wurde größer, heller. Lysaers Hände schienen in einer Fontäne goldener Funken zu baden. Licht ließ sein Haar strahlen wie feinstes Metall und glitzerte über die schmückenden Fäden in Stulpen und Wams. Keine Veränderung zeigte sich ob der Jubelschreie in seinem aufwärts gerichteten, leuchtenden Gesicht. Feingemeißelt in angestrengter Konzentration erinnerte der Lord aus dem Westen, der Wunder wirkte, an einen Engel, der von den gepriesenen Heerscharen Athlierias in den Pfuhl der Verkommenheit entsandt worden war.
    Selbst den sonst so mürrischen Gnudsog hatte die Begeisterung mitgerissen. »Er sieht aus wie ein wahrer Prinz.« Augen, so dunkel wie morastiger Torf, richteten sich mit starrem Blick auf Diegan. »Laßt nur nicht zu, daß Eure Trottel im Rat ihm aus lauter Dankbarkeit eine Krone überreichen.«
    Nicht recht beglückt, als der Gesang auf dem Platz so laut wurde, daß selbst die entferntesten Fenster noch zu klirren begannen, antwortete Etarras Lordkommandant mit einem ergrimmten Grinsen. »Was Lysaer für seine Hilfe fordert, ist der Kopf des Prinzen von Rathain.«
    »Gut.« Gnudsog lächelte. Seine grauen Züge vermochte dies nicht zu verschönern; die Narben und abgebrochenen Zähne vergangener Auseinandersetzungen ließen ihn bösartig genug aussehen, selbst die Kopfjäger zu einem Bittgebet zu veranlassen. »Dafür, bei meinem Schwert, ist ihm meine Unterstützung sicher.«
    Doch Etarras Objekt der Bewunderung blieb ungerührt. Lysaers Kampf gegen Arithons Magie erforderte seine ganze Konzentration. Selbst unter dem Ansturm reinen Lichtes erwiesen sich die Schatten als ausgesprochen widerspenstig. Wie Tintenflecken auf hellem Filz widerstanden sie so ergrimmt, daß es manchmal gar schien, sie würden zurückschlagen. Wieder sandte Lysaer seine Gegenmaßnahme hinauf. Die Zeit verrann. Gleichmäßig strömte das Licht aus ihm hervor, während er den Rückzug der Dunkelheit verfolgte. Blind für alles andere, taub für die aufmunternden Rufe Diegans, verpaßte er den Augenblick des Triumphes, als Etarra von Mauer zu Mauer von der feurigen Glut seiner Gabe erhellt wurde. Lampen und Fackeln beleuchteten selbst die düstersten Gassen, in denen Gnudsogs Patrouillen unterwegs waren, die Unverbesserlichen unter den Aufständischen zu bezwingen.
    Am Nachmittag öffneten die Händler die Türen ihrer Häuser. Angelockt von wilden Gerüchten und dem steten, brennenden Fluß des Lichtes kamen die Menschen aus allen Bezirken der Stadt wieder aus ihren Zufluchten und füllten den großen Platz. Die Jubelrufe wurden allmählich leiser, bis sie schließlich ehrfürchtigem Schweigen wichen.
    Versunken in seinen Kreuzzug gegen die Dunkelheit, rührte sich Lysaer nicht, als die Ratsherren wieder erwachten und feststellten,

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