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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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glichen. Wieder und wieder quälte der Gedanke an das Blut, das im Kampf gegen den Herrn der Schatten am Ufer des Tal Quorin vergossen worden war, seinen Geist.
    Tausende hatten sterben müssen. Im Gedenken dieser Leben, die der unverantwortlichen Hast jener Tage zum Opfer gefallen waren, mußte er sich eisern an seinen Plan halten.
    Arithon war skrupellos, er war ein Zauberer.
    Gleich, wie erpicht die Truppen auch auf den Kampf sein mochten, ihren Kommandanten durfte niemals wieder gestattet sein, den Gegner zu unterschätzen, den zu vernichten sie zu den Waffen griffen.
    Lysaer stieß sich von dem Fenster ab und ging auf dem Teppich auf und ab. Jenseits der verschlossenen Fensterflügel ärgerte ein Trunkenbold auf seinem Weg zurück nach Hause die Spürhunde der Kopfjäger. Aus dem Zwinger der Meute erscholl aufgeregtes Gebell, dem das Kläffen sämtlicher Straßenköter ebenso antwortete wie das schrille Keifen eines eingesperrten Schoßhündchens. Von der eigenen Untätigkeit frustriert und noch immer irritiert durch seine überanstrengten Nerven, schnappte der Prinz sich ein Dutzend neuer Kerzen, die er nacheinander entzündete. Im Licht der flackernden Flammen brütete er über einer Gewißheit, die er nicht in Worte zu fassen imstande war: Der nagende, unersättliche Drang, den Herrn der Schatten zu finden und zu töten, der ihn Tag und Nacht peinigte, war wenig dazu angetan, die Kriterien der Vernunft zu beachten.
    Nur durch seinen eisernen Willen vermochte er diesen Trieb unter Kontrolle zu halten, während er all seine Taten in den Dienst der Menschen zu stellen trachtete, für die er die Verantwortung tragen mußte. Wenn er diesem Haß erlag, wenn er die Ermahnungen des Lordgouverneurs von Etarra vernachlässigte und zuließ, daß die Garnison des Ostens zu rasch marschierte, so würden noch viele weitere Leben zerstört werden.
    Und doch fraß die Notwendigkeit zu warten, bis wieder genug Gold angesammelt war, seine Bestrebungen in Tysan zu verwirklichen, Löcher in seine Geduld. Die vorüberziehende Sonnenwende hatte eine wachsende Ungeduld in ihm ausgelöst, die sich nun zu einem bohrenden Schmerz steigerte. Am hellichten Tag erschrak er vor ganz gewöhnlichen Schatten. In jeder Minute trieb ihm die richtungslose Gewißheit, das sich irgendeine neue Entwicklung anbahnte, kalten Schweiß aus den Poren.
    Der Brief, zugestellt von einem westwärts reitenden Kurier, dem zufolge es keinerlei Gerede über einen Zauberer gab, auf den die Beschreibung des Herrn der Schatten zutraf, vermochte sein Urteil nicht zu ändern. Trotz der Unterstützung durch alle Städte Rathains war es Pesquils Kopfjägern während der letzten drei Feldzüge des Sommers nicht gelungen, ein neues Barbarenlager aufzuscheuchen. Die Tatsache, daß Barbaren nur noch selten gesichtet wurden, nährte noch seine Überzeugung, daß die Clans sich organisiert hatten.
    Lysaer kämpfte gegen seine Aggressionen an. Schwer lastete die Lektion, die ihm durch das Massaker am Tal Quorin erteilt worden war, auf seinen Schultern. Das Fehlen jeglichen Angriffszieles frustrierte seine Verbündeten mehr und mehr, und es bedurfte ausgiebiger Schmeicheleien, ehe sie bereit waren, sich damit abzufinden. Im Kampf gegen den Herrn der Schatten konnte sich die geringste Schwäche als fatal erweisen. Ein Feldzug konnte nur dann erfolgreich verlaufen, wenn sich kein Fehler einschlich, den der Feind ausnutzen könnte.
    Lysaer betrachtete das heimtückische, tödliche Spiel, daß der Herr der Schatten zu spielen pflegte, mit gehörigem Respekt.
    Als er sein königliches Gleichgewicht wiedererlangt hatte, verhüllte er seine verschwitzte Haut mit dem edlen Stoff des Umhangs. Mit einem schwachen Lächeln betrachtete er die Zeichnungen, die den zukünftigen Aufbau der Befestigungsanlagen Avenors darstellten. Sein Gardekommandant mochte die besten Absichten haben, und doch irrte er sich. Eine Frau in seinem Bett würde niemals imstande sein, die leidenschaftliche Glut zu löschen, mit der er danach strebte, das Blut des Prinzen von Rathain mit seinem Schwert zu vergießen. Dennoch schien ihm eine beschwichtigende Geste angemessen, nun, nachdem er seine Entschlossenheit deutlich zum Ausdruck gebracht hatte.
    »Morgen werde ich einen Reiter gen Karfael im Westen schicken«, beschloß Lysaer. »Die Handelsgilden sollen erfahren, daß ich jeden Mann, der mir wahrheitsgemäße Kunde über unnatürliche Vorfälle bringt, mit tausend Goldroyals entlohnen werde. Arithon von

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